Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
wissen, wie man sie anpacken muss.«
Leticron grinste breit. »Haben Sie Interkosmo verlernt?«
»Lassen Sie diese albernen Späße!«, warnte ihn Hotrenor-Taak. »Für uns geht es um alles. Diesmal haben Sie auch die Hyptons nicht auf Ihrer Seite. Wenn durch Fehlverhalten Ihrerseits irgendetwas schief gehen sollte, werden Sie bestraft. Sie können dann auf einer der von Ihnen selbst entwickelten Strafwelten darüber nachdenken, was Sie falsch gemacht haben.«
»Sie werden sich auf uns verlassen können«, sagte Leticron verbissen.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Hotrenor-Taak. »Für einige Ihrer Söldner wird es schwer sein, ohne Waffe herumlaufen zu müssen.«
»Ich breche jetzt auf und komme nach Tahun«, kündigte Leticron an. »Wann erwarten Sie den Greiko?«
»Morgen«, sagte Hotrenor-Taak schwer. »Genau um zehn Jahre zu früh.«
Die Notbeleuchtung im Versteck der drei USO-Spezialisten flackerte. Das Notaggregat war reparaturbedürftig, aber Schulz und seine beiden Freunde wagten es wegen der Ortungsgefahr nicht, die Hauptenergieanlage der kleinen Station einzuschalten.
Vor einer knappen Stunde war es draußen dunkel geworden. Unmittelbar davor hatte Mtaye seine flugfähige Kamera erneut zurückgeholt. Die Beobachtungen der drei Männer hatten keine zusätzlichen Informationen gebracht. Zumindest was das äußere Bild anging, war die Normalisierung auf Tahun abgeschlossen. Es gab praktisch keine Anzeichen einer Besetzung durch das Konzil mehr.
Doch dass dies das erklärte Ziel der Laren gewesen war, hatten die drei Spezialisten bereits früher herausgefunden. Jetzt kam es darauf an, den Grund für diese Veränderung herauszufinden.
Sorgol, der unauffälligste der drei Männer, sollte das Versteck verlassen und versuchen, im Schutz der Nacht an eine der kleinen Siedlungen rund um die Hauptkliniken heranzukommen. Dort, so hofften Schulz und die beiden anderen, konnte man vielleicht zusätzliche Informationen bekommen.
Schulz sah Sorgol, der einen Technikeranzug angelegt hatte, aufmerksam an. »Wenn sie dich schnappen, wird man dich verhören«, sagte er.
»Ich weiß«, sagte Sorgol. »Und das Verhör wird so enden, dass ich euch verrate.«
»Hm!«, machte Schulz. »Trotzdem müssen wir das Risiko auf uns nehmen. Wenn du bei Tagesanbruch nicht zurück bist, werden wir dieses Versteck mit den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen verlassen, denn wir werden dann annehmen müssen, dass du in Gefangenschaft geraten bist.«
Sie tauschten einen Blick. Jeder von ihnen wusste, dass auch eine Flucht aus diesem Versteck sinnlos war, wenn die Laren erst einmal herausgefunden hatten, dass es noch Terraner auf Tahun gab, die gegen sie arbeiteten. Die Invasoren würden eine groß angelegte Suchaktion beginnen.
Mtaye öffnete die Deckenplatte und ließ Sorgol hinausklettern. Der kleine Mann warf noch einen letzten Blick in das Versteck und setzte sich wortlos in Bewegung. Hinter ihm wurde der Einstieg des Verstecks wieder verschlossen.
Traxin Sorgol marschierte los. Er hatte keinerlei Ausrüstung bei sich, denn die konnte ihn im Fall einer Kontrolle nur verraten. Zum ersten Mal seit Ankunft der Laren auf Tahun versuchte einer der drei USO-Spezialisten, Kontakt zu den unterdrückten Menschen des Medo-Centers aufzunehmen. Die Siedlung, die Sorgols Ziel war, lag zwanzig Kilometer entfernt. Sorgol hoffte, dass er sie in vier Stunden erreicht haben würde. Dann blieben ihm zwei Stunden für seine Nachforschungen und vier weitere Stunden, um in das Versteck zurückzukehren.
Sorgol musste daran denken, dass Schulz, Mtaye und er seit Ankunft der Laren bereits zweimal die Gelegenheit gehabt hatten, Tahun zu verlassen. Sie hatten jedoch auf die Möglichkeit zur Flucht verzichtet, um den letzten USO-Stützpunkt auf dieser wichtigen Welt zu halten.
Die ganze Zeit über hatte Sorgol an der Richtigkeit ihres Entschlusses gezweifelt, denn sie hatten so gut wie nichts tun können. Jetzt sah die Sache allerdings etwas anders aus. Auf Tahun standen wichtige Ereignisse bevor. Wenn es ihnen gelang, die Hintergründe herauszufinden, konnten sie endlich wieder sinnvolle Arbeit liefern. Unter diesem Aspekt betrachtet, war es nur logisch, dass sie alle drei bereit waren, das erhöhte Risiko einzugehen.
Sorgol wurde auf seinem Marsch durch die Dunkelheit nicht gestört. Einmal flog ein schwerer Gleiter über ihn hinweg in Richtung von Amrhun-Stadt. Endlich, nachdem er einen langen Hügelzug überquert hatte, sah er unter sich die
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