Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Bademantel aus dem Brodem und rannte auf die nächste Deckung zu.
    Jeder Schuss kam dem beweglichen Ziel näher. Jocelyn hetzte im Zickzack über die Terrasse und wollte das Dach erreichen. Mit knappen Steuerimpulsen dirigierte Crystal ihre Antigravschale tiefer und zielte genauer.
    Noch dreißig Meter …
    Jocelyn blickte über die Schulter nach oben. Er rannte auf ein Fenster zu und setzte zum Sprung an. Kalt und berechnend feuerte Crystal im selben Moment. Ihr Schuss zerfetzte die Scheibe in tausend Bruchstücke, und Jocelyn flog mit einem gewaltigen Hechtsprung vorwärts durch die Wand aus Splittern und lodernder Glut.
    »Jetzt habe ich dich«, murmelte Crystal. Sie spürte keinerlei Bedauern wegen der ruinierten Wohnung. Sie wollte Jocelyn töten, und er würde sich in den Räumen selbst fangen. Vergeblich versuchte er, seinen Schutzschirm neu aufzubauen, während die Schale zum Sturzflug ansetzte, durch den leeren Rahmen glitt und im Wohnraum landete. Aber Crystal hatte sich da längst fallen lassen, rollte sich auf dem Teppich ab und stand wieder in Angriffshaltung da.
    Als sie ein eigenwilliges Geräusch vernahm, fuhr sie herum und feuerte. Aber der Schuss röhrte zum zerstörten Fenster hinaus, weil sich eine Schlinge um ihr Handgelenk wickelte und ihr die Waffe entriss. Der Strahler landete zwischen den Scherben. Mit der Linken packte Crystal das dünne Seil, zerrte ruckartig daran und fintete zur Seite.
    Sie sprang Jocelyn an wie eine Katze, griff nach seiner Waffe und musste sie fallen lassen, als sein Handkantenschlag ihr Gelenk traf. Sie stöhnte leise und versuchte, seine Augen mit den gestreckten Fingern auszustechen, aber wieder war er schneller. Das Seil wirbelte durch die Luft. Crystal konnte nur durch eine schnelle Drehung verhindern, dass sich die Schlinge um ihren Hals legte.
    Schweigend und mit der Wut von Raubtieren kämpften sie. Faustschläge wurden von Konterschlägen abgefangen. Beine zuckten hoch, Ellenbogen krachten in weiches Fleisch, dann riss die Frau Jocelyn am Seil nach vorne und schlug ihm die Faust in den Nacken.
    Der Specht sackte zusammen, umklammerte ihre Knie und warf sich zur Seite. Crystal krachte zu Boden. Jocelyn warf sich über sie und griff nach dem Messer, das in einem Futteral an seinem Unterschenkel steckte.
    Er stöhnte gurgelnd auf, als Crystal ihm ihr Knie in den Magen bohrte.
    Sie schaffte es, ihm das Messer zu entwinden und zur Seite zu schleudern. Doch gleich darauf kniete er auf ihren Armen. Sein Gesicht war nahe an ihrem Kopf. Beide atmeten sie in keuchenden Stößen und waren schweißgebadet.
    »Es wäre wirklich schade, dich zu töten«, sagte er. Sie wusste, was er meinte und was gleich geschehen würde.
    »Du bist ein schlechter Mörder«, keuchte sie.
    Sein Griff, mit dem er ihren Kampfanzug aufriss, war hart und schmerzend.
    Die Gesichter, in die er schweigend blickte, waren hart und kantig, klug und ohne Rücksicht, gesund und ohne die kränkelnde Blässe, die Unzufriedenheit erkennen ließ – Unzufriedenheit mit den herrschenden Umständen. Alle diese Männer und Frauen, die rund um den Konferenztisch saßen und Reginald Bull zuhörten, waren gesund.
    »Meine Brüder«, sagte Bull scharf, »Sie haben sich keineswegs verhört. Sie wissen, dass ich selten scherze.«
    Seine Stimme zeigte die Spuren seines schweren Amtes. Die Opposition, jene Kranken unter der Leitung von Rhodans Sohn, aber auch Homer G. Adams und eine Reihe anderer, selbständiger Gruppen widersetzten sich. Sie schienen auf unerklärliche Weise immer mächtiger zu werden.
    »Aber … wir alle wissen, dass es nur wenige Outsider gibt.«
    Bull hob die Hand und deutete auf den Speicherwürfel. »In der vergangenen Stunde haben wir zehn Aufzeichnungen gesehen, in denen dokumentiert wurde, wie bekannte und unbekannte Outsider Kranke hinrichten. Mich haben diese Reportagen nicht gelangweilt. Die eigentliche innenpolitische Gefahr sind die Kranken!«
    Alle Entscheidungsträger des aphilischen Regierungsrats hatten sich in dem Saal in Imperium-Alpha eingefunden. Sie wussten, dass das Bild der Welt längst nicht so klinisch sauber war, wie sie es haben wollten. Überall gab es dunkle Punkte.
    »Sie sind zwar krank, aber nicht lebensunfähig«, sagte Carratallo, der Sprecher der Weltraumbehörde. »Ganz im Gegenteil.«
    Reginald Bull pochte mit den Knöcheln auf den Tisch. Er ging nach streng rationalen Überlegungen vor.
    »Sehr im Gegenteil«, untermauerte er die Feststellung Carratallos.

Weitere Kostenlose Bücher