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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sicher«, vermutete Vester. »Nun müssen wir nur herausfinden, wo das nächste Stummhaus liegt.«
    »Fragen können wir kaum danach.« Harst machte es sich auf einem der beiden Betten bequem. »Aber sie sind fast alle im gleichen Stil erbaut und von hohen Mauern umgeben, doch das sind gewisse Fabrikationsstätten auch. Na, überlassen wir es dem Zufall. Ich bin erst mal müde.«
    »Dann mach die Augen zu«, riet Vester und gähnte. »Ich nehme zuallererst ein Bad.«
    »Mach, was du willst, du Reinlichkeitsfanatiker. Und schlaf nicht im Wasser ein.«
    Vester grunzte und verschwand im Badezimmer.
    Harst schlief bereits Minuten später so fest, als befinde er sich nicht in einer der aphilischen Metropolen, sondern im sicheren Lager der Immunen auf Borneo.
    Am nächsten Tag streiften sie durch die Stadt, wobei sie es vermieden, die eigentliche City zu betreten. Dort waren die Kontrollen häufiger und strenger.
    Die Wohnsilos erregten vor allem Vesters Abscheu. »Schrecklich, wie die Menschen hausen. Da haben wir es im Urwald besser, selbst wenn wir ständig den Standort wechseln müssen. Sie sind zusammengepfercht wie die Tiere – und so leben sie auch.«
    »Wir suchen ein Stummhaus«, erinnerte ihn Harst ruhig.
    Nicht weit von ihnen entfernt überquerte ein älterer Mann die Straße. Er ging an einem Stock und bewegte sich äußerst unsicher. Niemand war da, der ihm geholfen hätte, obwohl es in seiner Nähe genügend Passanten gab. Bevor der Alte die erste Leitschiene erreichte, sah Harst ein Fahrzeug heranbrausen. Es hätte zwar bremsen, aber nicht ausweichen können – doch es bremste nicht.
    Vester sah es nun ebenfalls. Ehe er eine Unvorsichtigkeit begehen konnte, hielt Harst ihn am Arm fest.
    »Ganz ruhig bleiben, Vester, auch wenn es schwer fällt. Wir würden uns sofort verraten, wenn wir dem alten Mann helfen. Niemand kümmert sich um ihn, und in wenigen Sekunden wird er wahrscheinlich tot sein. Weitergehen, Vester, als würde nichts geschehen. Vergiss nicht: Wir kennen keine Nächstenliebe mehr. Die anderen sind uns gleichgültig. Wir denken und leben nur für uns.«
    Vester Brackjon nahm sich zusammen, obwohl er am liebsten laut aufgeschrien hätte.
    Das Fahrzeug riss den alten Mann nieder, schleuderte ihn zur Seite und verschwand um eine Kurve. Viele Passanten hatten den Unfall beobachtet, aber nicht einer kümmerte sich um den Alten, der reglos auf der Straße lag. Minuten später, als Vester und Harst die Unfallstelle erreicht hatten und scheinbar gefühllos weitergingen, raste ein Kastenwagen heran, zwei Männer sprangen heraus, schoben den alten Mann in die fensterlose Kabine – und fuhren davon.
    »Wieder einer weniger«, murmelte Harst bitter. »Du bist ja fürchterlich blass geworden, Vester.«
    »Es ist widerlich!«
    »Eben deshalb gibt es die OGN. Eines Tages werden alle wieder Menschlichkeit empfinden wie früher. Diesem Ziel gilt unser Kampf.«
    Bedrückt und von dem Vorfall erschüttert, bogen sie in die nächste Seitenstraße ein. Ihr eingeimpftes Orientierungsvermögen sorgte dafür, dass sie die Richtung nicht verloren. Jederzeit hätten sie zu ihrem Hotel zurückfinden können. Auch das gehörte zu ihrer Ausbildung.
    Die Bauart der Häuser veränderte sich. Nicht, dass sie ansprechender geworden wären, aber es handelte sich um ältere Gebäude. Ein Hauch längst vergangener Romantik ging von ihnen aus.
    »Dort drüben ist eine Mauer«, flüsterte Vester und deutete nach vorne. »Eine Mauer bedeutet …«
    »… das muss nicht sein«, unterbrach ihn Harst ebenso leise, obwohl niemand in unmittelbarer Nähe zu sehen war. »In den Instruktionen heißt es, dass Stummhäuser von Mauern umgeben sind, das ist ein untrügliches Zeichen. Aber es gibt auch Gefängnisse, Fabriken und andere Gebäude, die durch Mauern gesichert sind. Die Menschen sind misstrauischer geworden. Sehen wir es uns trotzdem an.«
    »Fällt es nicht auf, wenn wir untätig herumschlendern?«
    »Vergiss nicht, dass auf unserem Ausweis ein Urlaub bescheinigt wird, den wir in Melbourne zu verbringen haben. Wir können also tun und lassen, was wir wollen, ohne Verdacht zu erregen. Nur dürfen wir nicht unvorsichtig werden. Los, weiter!«
    Sie gingen an der hohen grauen Mauer vorbei, bogen um eine Ecke – und sahen das Tor. Die hohen Metallflügel wirkten wie für alle Zeit fest verschlossen. Beider geschulte Augen entdeckten einen winzigen Datensensor. Nur für den, der einen zugehörigen Chip bei sich trug, öffnete sich

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