Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
seinen vier Leidensgenossen vorbei ging Vester auf den Mann zu und blieb vor ihm stehen. »Man sagte uns etwas von einer Hausordnung. Wo ist sie?«
    Der Alte lachte. »Hausordnung? Die kann ich euch in drei Sätzen verraten. Ihr sucht euch ein Bett und lasst euch durch einen Sensor registrieren. Anschließend bekommt ihr eure tägliche Ration. Hier im Haus kann sich jeder frei bewegen, denn ein Fluchtversuch ist zwecklos. Das ist alles.«
    »Sonst nichts?«
    Der Alte dachte nach, dann fiel es ihm wieder ein. »Streit ist verboten. Als Strafe wird die Ration entzogen. Ich glaube, weiter vorn sind noch Betten frei. Hier ist alles belegt.« Er verschwand so hastig, wie er erschienen war.
    Zögernd ging Vester weiter, von den anderen vier gefolgt. Ziemlich am Ende des Korridors öffnete er eine der Türen auf der rechten Seite und blickte hinein. Er begegnete den gleichgültigen Gesichtern von einem Dutzend alter Männer, die auf ihren Betten oder an Tischen saßen. Fenster schien es keine zu geben, denn das Licht brannte. Es war ein helles, ungemütliches Licht, das aus der Decke kam.
    Außer den Betten, den Tischen und den Stühlen gab es nichts. Vester betrat den Raum und setzte sich auf einen Stuhl.
    »Ich bin neu, wurde eben erst eingeliefert. Welches Bett kann ich haben?«
    Einer der Alten zuckte die Schultern. »Da sind genug. Nimm dir eins.«
    Vester sah sich um. Die Betten standen einzeln. An jedem Kopfende befand sich ein Empfangskasten für den Transmitter, der sicherlich von der Kontrollstelle aus gesteuert wurde. Hier wurden die Rationen und wahrscheinlich auch Nachrichten für den Insassen des Bettes übermittelt. Darüber hing ein einfaches Regal. Das war alles.
    Zwei der anderen vier Männer hatten den Raum ebenfalls betreten und sich ein Bett gesucht. Niemand kümmerte sich um sie und Vester, der die harte Matratze prüfte. Die Alten saßen an den Tischen oder lagen in ihren Betten und brüteten dumpf vor sich hin.
    Worauf warten sie?, dachte Vester. Auf den Tod?
    Die Umgebung war unmenschlich, aber immer noch besser als der Tod. Oder war der Tod trotzdem vorzuziehen …? Vester Brackjon beschloss, noch keine Fragen zu stellen. Das hatte Zeit bis später. Wichtig war, dass er sich einlebte und die Verhältnisse kennen lernte. Dann konnte er Erkundigungen einziehen. Er streckte sich auf dem Bett aus, und als er sich unbeobachtet fühlte, fuhr er mit der Zunge vorsichtig über den präparierten Zahn und schaltete das winzige Funkgerät ein. Unter der Decke flüsterte er: »Harst, ich bin drin – und ich lebe. Kannst du mich empfangen?«
    Vergeblich wartete er auf eine Antwort, die Leitung vom Zahn zum Gehirn blieb stumm. Vester versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Trotzdem fuhr er fort: »Ich weiß nicht, ob du mich empfangen kannst, Harst. Ich werde dir laufend Informationen geben, bis der Sender geortet ist. Ende.«
    Stunden später – er konnte die Zeit nicht abschätzen – leuchtete das grüne Licht seines Empfangstransmitters auf. Die anderen im Raum hatten ihre Rationen bereits erhalten und verzehrt.
    Neben dem Behälter mit der Ration lag eine schriftliche Mitteilung: »Medizinische Untersuchung nach dem nächsten Rationsempfang. Sie haben sich an der Eingangstür bereitzuhalten. Kleidung ist nicht mitzubringen.«
    Vester blieb im Bett liegen und dachte darüber nach. Das Gerücht, dass die Alten sofort nach ihrer Einlieferung ins Stummhaus getötet würden, stimmte also nicht. Es war ein Ammenmärchen, nichts weiter. Aber warum gab es dann überhaupt diese Einrichtung? Weshalb ließ der Staat die Alten nicht in ihren Wohnungen sterben, sobald ihre Zeit gekommen war? Warum das Stummhaus?
    Später kroch er aus dem Bett, wusch sich im gemeinsamen Baderaum und kehrte ins Zimmer zurück. Er setzte sich an den Tisch und fragte nach einiger Zeit einen der Alten: »Ich bin neu und möchte etwas wissen. Wollen Sie mir antworten?«
    Der alte Mann, zahnlos und mindestens schon 160 Jahre alt, nickte. »Ich werde antworten, wenn ich es kann.«
    »Wozu die ärztliche Untersuchung? Wurden Sie auch untersucht?«
    Das zahnlose Nicken hatte etwas von einer Grimasse, die Stimme war schwer verständlich. »Wir werden in regelmäßigen Abständen untersucht. Man will, dass wir gesund sind.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Ich kenne keinen anderen.«
    Vester ging zum Bett zurück und setzte sich. Es hatte wenig Sinn, mit den Alten zu reden. Sie lebten dumpf vor sich hin, empfingen und aßen ihre

Weitere Kostenlose Bücher