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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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mit Ihrer Tagesration erhalten Sie Medikamente und Regenerierungspräparate. Nehmen Sie alles vorschriftsmäßig ein, dann wird Ihre Ration bald erhöht werden. Wir wollen, dass Sie eines Tages gesund sterben.«
    Nach diesem reichlich rätselhaften Ausspruch wurde Vester in das Wohngebäude zurückgeführt und sich selbst überlassen. Zwei oder drei seiner Mitbewohner empfingen ihn mit neugierigen Blicken. Zum ersten Mal bemerkte Vester so etwas wie Interesse in den Augen der alten Männer.
    »Nun, was haben sie gesagt?«, fragte einer.
    Vester setzte sich und berichtete. Er schloss: »Welches Interesse haben sie daran, dass wir gesund sind – und dass wir gesund sterben? Wer stirbt schon, solange er gesund ist?«
    Einer der Alten grinste mit seinen Zahnlücken vor sich hin. »Jeder von uns hat etwas, das für die Jungen noch wertvoll sein kann, und darauf sind sie geradezu versessen. Kannst du dir nicht denken, was das ist?«
    »Keine Ahnung. Was?«
    »Zum Beispiel dein Herz oder deine Leber oder die Nieren und andere Organe. Transplantation! Es gibt zwar künstliche Organe, aber die echten sind begehrter. Weißt du nun, warum es die Stummhäuser gibt?«
    Vester starrte ihn an, von neuem erschüttert und entsetzt. »Willst du behaupten, dass man uns umbringt und die Organe verkauft?«
    »Aber nein, so schlimm ist es nicht. Niemand bringt uns um. Ich lebe schon seit zehn Jahren hier und warte. Eines Tages werde ich sterben, einfach so. Dann erst wird man mir die gesunden Organe entnehmen und zur Organbank schaffen. Was ist denn schon dabei? Das Einzige, worauf ich verzichten muss, ist ein altertümliches Begräbnis. Das, was von mir übrig bleibt, wird in den Reaktor der städtischen Energieversorgung gebracht. Das ist meine Gegenleistung für die Jahre, in denen ich hier im Stummhaus verpflegt und betreut wurde. Und dir ergeht es genauso.«
    Vester nickte wortlos. Angezogen, wie er war, legte er sich auf sein Bett. Mit einem ungewissen Gefühl der Erleichterung starrte er an die Decke. Er kannte nun das Geheimnis der Stummhäuser, und es war schrecklich genug. Die Alten wurden wie Gefangene gehalten, sie sahen die Welt nicht mehr, sie hatten keine Verbindung zu anderen Menschen mehr – und warteten ergeben auf den Tod.
    Auf ihren natürlichen Tod.
    Trotzdem war das System unmenschlich und gegen alle Gesetze der Humanität. Jeder Mensch, besonders der alte, hatte ein Recht darauf, seinen Lebensabend zu genießen, dafür hatte er von Jugend an gearbeitet und gelebt. Die Welt der Aphiliker war jedoch eine gefühllose Welt, und ihre Maßnahme war absolut logisch und wirtschaftlich.
    Vester Brackjon kroch unter die Decke und flüsterte einen kurzen Bericht, erhielt aber wieder keine Empfangsbestätigung. Entweder war Harst schon zu weit entfernt, oder das Gerät hatte einen Defekt. Es war ohnehin ein Wunder, dass es bei der Untersuchung nicht entdeckt worden war. Doch auch dafür gab es eine Erklärung: Die Organbank legte keinen Wert auf künstliche Zähne.
    Vester hatte seine Aufgabe gelöst. Nun lag nur noch das Problem vor ihm, dem Stummhaus wieder zu entfliehen.
    Mit dem Neugeborenen unter dem Mantel hatte Harst Den Vol das Hotel verlassen und die Leiche Jasmins im Bett zurückgelassen. Die Agentin besaß genügend Verbindungen, um ihm einen Gleiter zu besorgen, ohne Verdacht zu erregen.
    Vergeblich hatte er auf einen Funkbericht Vesters gewartet. Der Agent meldete sich nicht, auch nicht auf das Notsignal hin. Sein Sender musste beschädigt oder entdeckt worden sein.
    Nicht über sein Armbandgerät, sondern von einem Visifon aus nahm Harst Kontakt mit der Agentin auf. Sie lächelte, als er ihr das Baby zeigte. »Der Gleiter wartet auf Standplatz sieben auf Sie. Der Pilot ist informiert. Reden Sie nicht viel, denn er weiß nur so viel, wie unbedingt notwendig scheint. Sie werden von ihm an einen sicheren Ort gebracht, wo Sie auf weitere Instruktionen warten sollen. Alles Gute!«
    »Danke«, sagte Harst noch schnell, ehe das Bild erlosch.
    Standplatz sieben war leicht zu finden. Die meisten Flugtaxen und Mietgleiter wurden robotgesteuert, nur neben einem einzigen Gleiter wartete ein Mann in Lederuniform. Er blickte Harst neugierig entgegen, und als er das Baby bemerkte, kam er auf ihn zu.
    »Ich habe den Auftrag, Sie zur Küste im Norden zu bringen. Von dort aus gibt es gute Flugverbindungen nach Borneo.«
    Harst nickte erleichtert. »Danke. Können wir sofort starten?«
    »Die Erlaubnis liegt vor.«
    Harst legte

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