Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Beine kommen, Kaiser.«
»Klar werde ich das. Darüber waren wir uns von Anfang an einig. Aber leider nur in Stücken.« Er lächelte mühsam. »Weißt du, meine Großmutter nannte mich immer Kleiner Muck. Wie konnte sie ahnen, dass ich mal als Mucy enden würde?«
»Du wirst noch etliche Jahre in Ruhe leben können, Kaiser.«
»Und du bist ein ganz guter Kommandant, Vancon, aber ein schlechter Lügner. Lass nur, mich regt mein Ende nicht auf. Ich habe lange genug gelebt, und du hast mir ja schließlich noch einiges geboten. Wissen möchte ich allerdings, ob ich als Mucy noch ich selbst bin oder nicht. Weißt du das?«
»Ich habe keine Ahnung, Kaiser.«
»Wann sind wir auf Gäa?«
»In fünf Stunden.«
Kaiser Karl schloss die Augen. »Es war nett, dass du mich noch einmal besucht hast.«
Lordadmiral Atlan hörte sich Oberst Tabhuns Bericht bis zum Ende an, ohne eine einzige Frage zu stellen. Danach ließ er sich das Filmmaterial vorführen, das von dem unwirklichen Raumschiff hergestellt worden war.
»Wir haben auch die schattenhafte Gestalt zu analysieren versucht, die in der Zentrale erschienen ist«, erklärte der Kommandant. »Das Ergebnis ist gleichermaßen enttäuschend. Es sind lediglich einige fotografische Aufnahmen gelungen, die aber auch nicht viel mehr zeigen als schattenhafte Konturen.«
»Es war richtig, dass Sie sofort nach Gäa zurückgekehrt sind«, sagte der Arkonide. »Diese Information ist wahrscheinlich bedeutender, als Sie sich vorstellen können. Darüber hinaus müssten die Cyborgs, von denen ich Ihnen erzählt habe, bereits im System sein. Sie würden also auf jeden Fall zu spät dort eintreffen. Ich hoffe, dass Kalteen Marquanteur inzwischen Kontakt mit den Multi-Cyborgs aufnehmen konnte.«
»Ich habe die DOOGEN während unseres Fluges zurück nach Gäa überprüfen lassen. Die Schäden sind unbedeutend. Wir könnten erneut in die Galaxis starten und weitere Nachforschungen anstellen.«
»Das ist nicht nötig, Oberst. Wir werden zuerst alle Informationen auswerten, die Sie mitgebracht haben. Den nächsten Vorstoß in die Galaxis unternehmen wir auf andere Weise. Leticron soll nicht das Vergnügen haben, uns zum zweiten Mal eine Falle stellen zu können.«
Lordadmiral Atlan verstummte. Nachdenklich blickte er auf die Fotos, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Oberst Tabhun schwieg ebenfalls. Lange Minuten verstrichen. Dann hob Atlan den Kopf. Irgendetwas in seinen Augen hatte sich verändert. Tabhun spürte es deutlich, aber er konnte nicht sagen, was es war. Wusste Atlan mehr als er, obwohl er hier auf Gäa geblieben war?
6.
Die Gespräche auf den Rängen rund um die Colderan-Arena verstummten, als der Auftritt der nächsten Gegner verkündet wurde. »Orlanda und Harun Griffith gegen den Tyr von Akruthon!«, brüllten die Lautsprecher. »Abschließender Stand der Wetten: fünf zu zehn für das terranische Zwillingspaar.«
Ich fing einen bedeutsamen Blick meines Herrn auf, der über mir in einem bequemen Sessel hockte und eine Felldecke um seinen quadratisch wirkenden Körper geschlungen hatte.
Lagot Vermallon war ein Überschwerer, der ein Wettbüro für Arenakämpfe unterhielt, wie sie überall auf dem Mars abgehalten wurden. Seit die Überschweren unter dem Ersten Hetran Leticron mit Unterstützung der Laren das Solsystem erobert hatten, waren die meisten alten terranischen Sitten und Gebräuche von denen der überschweren Springerabkömmlinge abgelöst worden. Die Solarier, die nicht mit der Erde und dem Gros der solaren Menschheit ins Exil gegangen waren, hatten ihr Bleiben längst bereut. Sie waren heute enteignet und Sklaven der Überschweren.
Auch ich diente als Sklave, allerdings erfreute ich mich einer relativ guten Behandlung. Vermallon gestattete mir eine Menge Freiheiten, auf die andere verzichten mussten.
Nur ahnte mein Herr nicht, dass ich aus freien Stücken Sklave geworden war. Der Mars sollte nur eine Zwischenstation auf meinem Weg zu Leticron sein, dessen Beseitigung Teil meines Auftrags war. Leider war es mir bisher nicht gelungen, an den Ersten Hetran heranzukommen, der abgekapselt in der Stahlfestung Titan lebte.
Das alles wusste Vermallon nicht. Auch nicht, dass der Name Kalteen Marquanteur falsch war und ich in Wirklichkeit Ronald Tekener hieß. Und dass das antiquiert aussehende Schmuckamulett, das ich ständig auf der Brust trug, ein getarnter Zellaktivator war, konnte er ebenso wenig ahnen.
Als die Kämpfer die Arena betraten, ging ein Raunen durch
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