Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Schleusengänge verbunden. Ausrüstungen für alle Zwecke gab es zu leihen, ein Versicherungsbüro bot Policen an.
Die Multi-Cyborgs warteten, bis nach der Landung die Aufforderung ertönte, die Decks zu verlassen. Dann erst nahmen sie ihr Handgepäck auf.
Nach der knappen Kontrolle glitten sie auf einem Rollband durch den Schleusenkorridor zur Hotelkuppel. Ihre Zimmer waren ordnungsgemäß gebucht. Die drei begaben sich schnell wieder in die Hotelhalle, in der viele Erholungsuchende in Gruppen beisammenstanden. Ihre Gespräche drehten sich fast ausschließlich um Spiele und Abenteuer.
»Hier erfahren wir nichts.«
»Nichts, was Kalteen angeht. Wir sollten uns bei der Hotelleitung nach einer Möglichkeit erkundigen, die Gefangenenkuppeln zu besuchen. Das gehört zu den angepriesenen Attraktionen. Werden nicht auch Jagden auf entflohene oder auch nur verirrte Strafgefangene organisiert? Wir geben vor, an einer solchen Aktion teilnehmen zu wollen.«
Sie trennten sich. Jeder suchte eine andere Informationsstelle auf. Die Angebote reichten vom Besuch der Schwammfelder über einen Gleiterflug zu den Ammoniakmeeren bis zum tödlichen Duell in den Ringen des Saturn.
»Besuchen Sie die Straflager der terranischen Gefangenen und die Siedlungen der Sklaven!«, las Tigentor auf einem Werbeholo.
Die meisten Angebote waren Gruppenreisen, aber für genügend Geld gab es auch Führer zu mieten und das individuelle Abenteuer. Kostengünstiger ging es ohne Führer.
»Genau das suchen wir«, stellte Tigentor fest, als sie wieder im Hotel zusammensaßen. »Wir arrangieren eine Gruppenreise, nur wir drei – und ohne Führer.«
»Was ist mit der Ausrüstung?«
»Alles wird bereitgestellt – ein Gleiter mit druckfester Kabine, Raumanzüge und Waffen.«
»Waffen?«, fragte Grammlond verblüfft.
»Saturn ist ein gefährlicher Planet, mein lieber Ertyn«, erinnerte Tigentor.
Nach dem Frühstück teilte Tigentor dem Buchungsroboter mit, dass sie einen Tagesausflug zur nächsten Gefangenenkuppel unternehmen wollten.
»Wann wünschen Sie zu starten?«, lautete die knappe Antwort.
»Gleich, wenn das möglich ist.«
»Jederzeit. Alle Genehmigungen werden in dieser Sekunde erteilt. Ihre Zimmer bleiben reserviert.«
»Danke.« Tigentor kehrte an den Tisch zu den Gefährten zurück.
»Gehen wir«, sagte er nur.
Der Gleiter war nicht gerade das neueste, jedoch ein bewährtes Modell. Die Kabine hätte mindestens sechs Überschweren Platz geboten. Lebensmittelvorräte lagen gut verpackt und versiegelt unter den Sitzbänken, Wasser war ebenfalls ausreichend vorhanden. Außerdem gab es ein Funkgerät.
Nachdem sie die Druckanzüge überprüft und bereitgelegt hatten, übernahm Tigentor die Kontrollen. Er flog nicht zum ersten Mal einen Gleiter. Langsam dirigierte er das Fahrzeug in die Luftschleuse, und kurz darauf lag die lebensfeindliche Wildnis des Saturn vor ihnen. Die Hotelkuppel versank im Schneesturm, auch die anderen Kuppeln waren bald nicht mehr zu sehen. Vor den Mucys erstreckte sich eine unendliche weiße Fläche mit tiefen Schluchten und schroffen Gebirgen. Wie ein Riesenauge glotzte ein Ammoniaksee zu ihnen herauf, daneben duckte sich die verlassene Kuppel einer alten terranischen Beobachtungsstation. Die Orientierung war schwierig, denn Tigentor hatte bewusst auf einen Gleiter mit automatischer Steuerung verzichtet.
»Ich habe davon gehört, dass terranische Gefangene in solche Stationen flüchteten und dort bis zu ihrem Tod lebten«, sagte Barratill. »In den Lagerräumen fanden sie genügend Lebensmittel, und sogar die Energieversorgung funktionierte noch. Sie kamen nur von einem Gefängnis ins andere.«
»Aber sie waren frei«, wandte Grammlond ein. »Dort unten jedenfalls ist niemand, soweit Betty das feststellen kann. Wenigstens denkt dort unten niemand.«
Tigentor studierte das Kartendisplay. »In einer Stunde dürften wir unser Ziel erreichen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Musterlager.«
Die fantastische Landschaft glitt langsam unter ihnen hinweg. Obwohl die Sicht besser geworden war, hatte der Sturm nicht nachgelassen. Selbst die Ringe waren gut zu sehen.
Barratill suchte alle Frequenzen ab, bis er einen Informationssender fand, der Wettermeldungen durchgab und allerlei Vergnügungen anpries. Später wurden politische Nachrichten gesendet. Barratill horchte auf, als der Sprecher die Frequenz einer Station bekannt gab, die speziell für Urlauber und Vergnügungsreisende eingerichtet worden
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