Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln

Titel: Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
schienen den Boden kaum noch zu berühren.
    Die Kälte fraß sich unbarmherzig in Bosskerriggs Körper, der Thermoanzug war eben nur ein unvollkommener Schutz, denn es gab Stellen, die nicht hermetisch abdichteten.
    Das untere Ende der Rampe wurde von einem hundert Meter breiten Lichtgürtel markiert. Einen dünneren Hinweis hätte ein Reiter bei dieser Geschwindigkeit nicht wahrgenommen.
    Titan hatte nur eine Schwerkraft von 0,21 Gravos, aber ein Sturz, der in einer weit gestreckten Parabel erfolgen würde, führte trotzdem zur Zerstörung des Robotpferds.
    Und zum Tod des Reiters.
    Leticron war durch das unverhoffte Auftauchen eines Mannes am Startplatz irritiert worden, deshalb hatte er nicht darauf geachtet, zu welchem Zeitpunkt Bosskerrigg die Schallgeschwindigkeit erreichte.
    Zum zweiten Mal wurde er gestört, als ein Überschwerer die Meldung an ihn weitergab, dass der Mann, mit dem Bosskerrigg in der Ebene zusammengetroffen war, Maylpancer hieß.
    Leticron befand sich in einer von insgesamt sieben Ortungszentralen der Stahlfestung Titan. Er war allein. Er war immer allein. Sein Kontakt mit den anderen Überschweren in der Festung und im Solsystem erfolgte nur noch über Funk, wobei die Bildübertragung einseitig war, denn Leticron zeigte sich nicht mehr. Nur noch seine müde klingende Stimme erteilte Befehle.
    »Maylpancer«, flüsterte der Corun. »Ein seltsames Benehmen für einen Gast.« Er kicherte.
    Natürlich kannte er die wahren Gründe für Maylpancers Anwesenheit, aber er spielte Hotrenor-Taaks Spiel mit und tat so, als wäre alles völlig in Ordnung. Der Grund für das Verhalten des Laren lag auf der Hand: Leticron wusste zu viel über den Verkünder der Hetosonen und konnte ihn bei den anderen Konzilsvölkern in Misskredit bringen. Leticron war daher überzeugt, dass er eine Chance bekommen würde. Hotrenor-Taak würde ihm Gelegenheit geben, gegen Maylpancer zu kämpfen. Maylpancer konnte das nicht wissen, er vertraute darauf, dass die Laren alles für ihn erledigen würden.
    Das war Hotrenor-Taaks Spiel. Er würde eine Konfrontation zwischen Maylpancer und Leticron provozieren, um abzuwarten, wie der Kampf endete. Für Leticron gab es keinen Grund, sich dem zu widersetzen; er hatte die Regeln nicht gemacht, aber er war mit ihnen zufrieden, denn er fühlte sich dem Obskoner überlegen. Maylpancer kümmerte sich bereits um die Ereignisse in der Stahlfestung Titan – ein Beweis dafür, dass er sich sicher wähnte.
    Leticron stand auf und verließ seinen Beobachtungsplatz. Er trug eine schwarze, fußlange Robe mit weißem Spitzenkragen. Seit er begonnen hatte, die Festung auf Titan im Stil altterranischer Gebäude einzurichten, hatte er sich auch ein Sortiment entsprechender Kleider anfertigen lassen.
    Ein Licht flammte auf. Leticron sah, dass einer der Transmitter aktiviert worden war. Wahrscheinlich kamen jetzt die vier geheimnisvollen Gefangenen vom Saturn an. Er würde sich vorerst nicht um sie kümmern, denn sein wichtigstes Problem hieß Maylpancer.
    Leticron erteilte einigen Überschweren den Befehl, sich um die Gefangenen zu kümmern und sie in eine ausbruchssichere Unterkunft zu bringen. Dann wandte er sich wieder der Beobachtung der Ebene zu.
    Inzwischen hatte Bosskerrigg die Rampe erreicht.
    Leticron ließ die Aufzeichnung von vorn beginnen, um den Ritt noch einmal vom Start aus zu verfolgen. Er wollte in Erfahrung bringen, ob Bosskerrigg die Schallgeschwindigkeit rechtzeitig erreicht hatte, denn für das Gelingen eines Ritts gab es eine feststehende Grundregel: Wer die Schallgrenze nicht erreichte, bevor er ein Viertel des Weges bis zur Rampe hinter sich gebracht hatte, schaffte es nicht in den Orbit.
    Die Stelle, an der der Knall spätestens erfolgen musste, war durch einen steil aufragenden Felsen markiert. Leticron hatte für diesen Felsen einen besonderen Namen geprägt.
    Er nannte ihn Stein der Nichtwiederkehr.
    Noch bevor er das Ende der Rampe erreichte, fühlte Bosskerrigg, dass er es nicht schaffen würde. Das Gespräch mit Maylpancer hatte ihn abgelenkt, der Start war um wertvolle Sekunden verzögert worden.
    »Vorwärts!«, schrie er Kösigh zu, obwohl er genau wusste, dass das Pferd jetzt auf nichts anderes reagieren konnte als auf den Druck der Fersen. Das Ende der Rampe kam mit atemberaubender Geschwindigkeit näher, es schien Bosskerrigg förmlich ins Gesicht zu springen. Er hielt die Zügel locker, für einen Augenblick vergaß er, dass er auf einer positronisch

Weitere Kostenlose Bücher