Silberband 083 - Kampf um die SOL
ihm manchmal schien – die Kosmonautenlaufbahn eingeschlagen hatte, war er schon in so viele verwickelte und gefährliche Situationen geraten, dass ihn so leicht nichts mehr erschütterte.
»Was haben Sie festgestellt, Dr. Melussem?«, erkundigte er sich. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
Jurinam Melussem setzte sich dem Emotionauten gegenüber. »Sämtliche Kybernetiker beschäftigen sich schichtweise intensiv mit SENECA«, sagte er. »Sie studieren die Verhaltensmuster der Hyperinpotronik, versuchen Abweichungen von den Gesetzen der Kybernetik zu erkennen und Besonderheiten herauszufinden. Ich selbst habe mich auf die Suche nach Reaktionsschemata von SENECA spezialisiert, was natürlich nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein muss. Die Inpotronik ist unglaublich reaktionsvariabel, sie arbeitet vor allem nicht nach einem vorgegebenen Programm. Doch ich will nicht abschweifen. Bei der Suche nach einem Schema fiel mir eine Energiespitze auf, die sich in ähnlicher Form in regelmäßigen Abständen wiederholte. Zuerst glaubte ich an das gesuchte Schema, doch dann stellte ich fest, dass es sich um Hyperimpulse handelte, die nirgendwo innerhalb von SENECA ankamen. Ich überprüfte die Angelegenheit gemeinsam mit drei Kollegen, denn bei der immensen hyperenergetischen Aktivität in SENECA und den zahllosen in Frage kommenden Empfangssektoren kann ein Mensch allein keinen lückenlosen Überblick erhalten. Meine erste Feststellung bestätigte sich. – SENECA sendet Hyperimpulse, die nicht dem internen Informationsfluss dienen, sondern für einen Empfänger außerhalb der Inpotronik bestimmt sind.«
»Interessant«, erwiderte Kosum trocken. »SENECA hat also alle getäuscht. Als er versicherte, keine Funkkontakte mehr mit den Keloskern beziehungsweise ihren Geräten aufzunehmen, muss er bereits den Hintergedanken gehabt haben, dass dieses Versprechen ihn nicht verpflichtet, auch einseitige Informationssendungen zu unterlassen.«
»Hoffentlich ist der Informationsfluss einseitig«, sagte Melussem besorgt. »Die Zeit war zu knapp. Wir konnten bisher nur einen Teil der Empfangssektoren überprüfen, ob sie Hyperkomsendungen von außerhalb erhalten.«
Mentro Kosum überlegte. Normalerweise hätte er sich in die Untersuchungen der Kybernetiker nicht eingemischt. Er war Kommandant und Emotionaut und kümmerte sich nicht um andere Spezialgebiete. Doch die Angelegenheit erschien ihm zu wichtig, als dass er sie allein den Fachleuten überlassen durfte.
Perry Rhodan befand sich mit Gucky und etlichen Wissenschaftlern auf Last Stopp, um nach weiteren verborgenen Gadgets zu suchen. Rhodans Stellvertreter Deighton war mit der BRESCIA losgeflogen und sollte mit den Keloskern verhandeln. Folglich blieb die Angelegenheit doch an ihm, Mentro Kosum, hängen. »Wenn Sie ein paar Minuten warten, begleite ich Sie, Doktor«, schlug er vor.
Als Jurinam Melussem nickte, wandte sich der Emotionaut direkt an die Hyperinpotronik: »Ich will, dass du mehrere Suchtrupps zusammenstellst, SENECA. Sie sollen außerhalb der SOL nach zwei verschwundenen Kindern suchen. Wirst du den Auftrag ausführen?«
»Ich führe jeden Ihrer Aufträge aus, Sir«, erwiderte SENECA mit einer Stimme, die so klang, als fühlte er sich wegen Kosums Frage beleidigt. »Sie wurden von Perry Rhodan als sein Stellvertreter während der Zeit seiner Abwesenheit gemeldet und haben fast alle seine Befugnisse. Persönlich halte ich die Aktion für unnötig. Kinder dürfen die SOL nicht verlassen. Nach den Aufzeichnungen der Schleusenwachen ist das auch nicht geschehen.«
»Das weiß ich«, erklärte der Emotionaut. »Andererseits befinden die Kinder sich nicht mehr an Bord. Von dir erwarte ich einen Vorgehensplan.«
»Verstanden, Sir«, antwortete SENECA. »Der Auftrag an sich ist zwar sinnlos, aber meine Erfahrungen mit Menschen haben mich gelehrt, aus psychologischen Gründen auch sinnlose Aufträge anzunehmen und auszuführen.«
»Nett von dir, alter Drahtkasten«, sagte Mentro Kosum mit säuerlichem Lächeln. »Bei den Kindern handelt es sich um Ulturpf und Kjidder Emraddin. Die Beschreibung kann ich mir wohl sparen.« Er wandte sich wieder an den Kybernetiker. »Wir können gehen, Dr. Melussem.«
Mentro Kosum fühlte sich unbehaglich, als er neben Melussem durch die so genannten Todesgänge schritt, die jeder passieren musste, der sich in die Alpha-Zentrale von SENECA begab. Die Anzahl der dazu befugten Personen war auf einen kleinen Kreis begrenzt. Kosum hatte von
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