Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Wesakenos. Begraben wir unseren Streit, Keltraton?«
»Einverstanden«, erwiderte Keltraton, froh darüber, dass die Raumfahrer und Wissenschaftler der GANJOHA MASSO gerettet waren.
»Kommst du mit ins Geschichtsarchiv?«, erkundigte sich der Toschtoner. »Ich will mir Informationen über diese Terraner verschaffen.«
»Nimm es mir nicht übel, aber ich kann dich nicht begleiten«, erwiderte Keltraton. »Ich muss ein anderes Problem durchdenken. Wir sehen uns spätestens dann wieder, wenn der Ganjo seine Entscheidung verkündet.«
Er blickte Tarjighon nach, dann verließ er die Dakkarkom-Hauptzentrale ebenfalls. Doch er wandte sich nicht in die Richtung, in der sein Quartier lag, sondern stieg in eine Transportkapsel und ließ sich zu den Unterkünften bringen, in denen die Raumfahrer wohnten.
Hatelmonh hatte ein Apartment im höchsten Stockwerk des Gebäudes zugewiesen bekommen, das über die Obergrenze des Regierungspalasts hinausragte. Keltraton wunderte sich darüber, denn in diesem Stockwerk wohnten sonst nur Raumfahrer, die das Wohlwollen des Ganjorats genossen. Wenn Hatelmonh hier untergebracht war, obwohl er erst vor kurzem bei Skorvamon und Tarjighon in Ungnade gefallen war, musste er einen sehr einflussreichen Gönner besitzen.
Er schwebte im Antigravlift hinauf und stand wenig später vor dem Apartment, in dem sein Studienfreund wohnte. Nach kurzem Zögern betätigte er den Türmelder.
»Wer ist da?«, schallte es ihm entgegen.
»Keltraton! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie in Ihrer unendlichen Güte die Gnade hätten, mir eine kurze Besuchszeit zu gewähren, Hoheit.«
Ein amüsiertes Lachen ertönte. »Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass ich mich herablassen werde, dem Unwürdigen eine Audienz zu gewähren. Tritt ein, Planetenwurm!«
Die Tür öffnete sich in der Mitte. Ihre Hälften zogen sich in die Wände zurück.
Keltraton trat ein und befand sich wenig später in einem mittelgroßen Wohnraum, dessen Südwand freien Ausblick über die Dachzonen des Palasts mit ihren üppigen hängenden Gärten erlaubte.
Hatelmonh, in eine bunte Freizeitkombination gekleidet, ergriff die Unterarme des Freundes. »Ich habe mit deinem Besuch gerechnet«, sagte er. »Vielen Dank, dass du für uns eingetreten bist.«
Keltraton schaute ihn forschend an. Danach ging er zur Fensterwand und blickte eine Weile nachdenklich hinaus. »Wahrscheinlich wäre die Geschichte auch ohne meine Hilfe glimpflich für dich abgegangen«, sagte er.
Hatelmonh betrachtete seinen Gast einige Zeit. Er lächelte. »Ich nehme an, deine Anspielung vorhin bezog sich auf die Lage meines Quartiers. Du hast Recht, Tarjighon hätte mir nicht schaden können, wohl aber den anderen Angeklagten. Wenn ich mich nicht zu strengstem Stillschweigen verpflichtet hätte, würde ich dir verraten, warum Tarjighon mir nicht schaden kann und wer mir dieses Quartier verschafft hat.«
»Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen«, erwiderte Keltraton. »Ich bin auch nicht hier, um in deinen Geheimnissen zu stöbern – denkst du noch genau wie früher?«, erkundigte er sich.
»Du meinst, hinsichtlich der Politik des Ganjorats? Im Großen und Ganzen schon. Wer ein Weltraumreich besitzt und die Raumfahrt zur lästigen Nebensache degradiert, wird über kurz oder lang ein Fiasko erleben.«
»Das ist ein sehr kühner Schluss«, stellte Keltraton fest. »Das Ganjasische Reich besteht nicht aus leerem Raum, sondern aus bevölkerten Welten, und die Kommunikation zwischen ihnen kann auch ohne Raumfahrt aufrechterhalten werden.«
»Kommunikation allein genügt nicht«, entgegnete Hatelmonh. »Damit kann ein Imperium genauso wenig am Leben erhalten werden wie ein Schwerverletzter auf dem Operationstisch, dessen Ärzte sich darauf beschränken, über ihn hinweg zu diskutieren, ob sich sein Zustand im Lauf der Zeit verbessern oder verschlechtern wird.«
»Der Vergleich ist sehr drastisch.«
»Aber zutreffend«, beharrte Hatelmonh. »Doch ich will dich nicht mit Vergleichen langweilen. Welches Anliegen führt dich zu mir?«
»Es geht um Ovaron«, antwortete Keltraton.
Hatelmonh holte tief Luft, als sei er über diese Eröffnung erschrocken, dann sagte er bedächtig: »Bist du sicher, dass Ovaron noch lebt? Es könnte sein, dass er längst gestorben ist und Skorvamon nur vorgibt, ihn hin und wieder um Rat zu fragen.«
»Ich bin nicht sicher, dass Ovaron noch lebt«, erwiderte Keltraton. »Gerade deswegen suche ich nach einer
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