Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
bekannten Symptome sofort einschreiten würden.
Die Kapitäne der Ultraschlachtschiffe hatten einstimmig erklärt, dass sie mindestens drei Tage benötigten, um alle Abnützungserscheinungen und Fehlerquellen infolge des langen Linearflugs zu beheben. Da ich nicht wissen konnte, welche Überraschungen noch auf uns warteten, stimmte ich dem Aufenthalt zu. Damit entsprach ich auch dem Wunsch der Wissenschaftler, die von dem Gedanken, das Geheimnis der toten Maahks zu ergründen, längst besessen waren.
Um den Aufenthalt auf Midway-Station erträglicher zu gestalten und damit wir nicht ständig zwischen den Kugelraumern und dem Weltraumbahnhof pendeln mussten, ließ ich einige Sektionen unseren Bedürfnissen entsprechend einrichten. Ein Gebiet von einem Quadratkilometer wurde leer gepumpt und mit Sauerstoffatmosphäre geflutet. Den Technikern fiel es nicht schwer, die maahkschen Gravitationsprojektoren so zu justieren, dass sie nur noch für eine Schwerkraft von einem Gravo sorgten. Danach wurden Nahrungsmittelvorräte angelegt, sogar ein Medikamentendepot fehlte nicht.
In den ersten vierundzwanzig Stunden traten nur vier harmlose Fälle von Besessenheit auf. Die Betroffenen saßen völlig apathisch da und ließen sich widerstandslos abführen.
»Sie kommen reichlich spät, Tekener«, empfing mich Professor Ballist im Gewölbe. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass Sie sich für unsere Forschungsergebnisse gar nicht interessieren.«
»Sie müssten eben wichtige Entdeckungen machen, um mein Interesse zu wecken«, erwiderte ich lakonisch. »Aber solange Sie sich mit toten Maahks herumschlagen, wird das wohl nicht der Fall sein.«
»Sagen Sie das nicht«, mischte sich der Xenologe Chachmere ein. »Es könnte durchaus sein, dass die sechstausend toten Maahks, die wir bisher gefunden haben, ein wichtiges Verbindungsglied zu den lebenden sind.«
»Wollen Sie mit diesem Bisher andeuten, es könnten sich noch mehr Maahks auf Midway-Station befinden?«
Cerem Ballist antwortete an Stelle des Xenologen. »Es geht um etwas anderes. Allein die Tatsache, dass zwischen den Toten beider Weltraumbahnhöfe ein mentaler Austausch stattfindet, ist eine gewaltige Sensation.«
»Aber nicht mehr neu«, sagte ich lakonisch.
»Es kommt doch etwas Neues hinzu«, erklärte Ballist. »Wir haben entdeckt, dass die Impulse von Midway-Station nicht einseitig nach Lookout-Station gehen, sondern zugleich nach Andro-Alpha.«
»Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass wir in der Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis weitere konservierte Maahk-Leichen finden werden«, sagte Chachmere.
»Dann schlagen wir einen großen Bogen um Andro-Alpha.« Es war mir ernst damit. Wie wichtig diese Leichen auch sein mochten – uns halfen sie nicht weiter. »Also wird unser Ziel Andro-Beta sein.«
»Alarm an Tekener!« Kapitän Romes Stimme plärrte im Funkempfang.
»Hier Tekener. Was ist geschehen, Kapitän?«
»Wenn Sie mit Ihren Leuten Midway-Station nicht augenblicklich verlassen, werden Sie nirgendwohin mehr fliegen. Soeben hat eine Flotte fremder Raumschiffe den Linearraum verlassen. Sie haben Kurs auf den Weltraumbahnhof.«
»Lasst alles stehen und liegen!«, befahl ich sofort. »Wir ziehen uns in die Korvette zurück!«
Die Wissenschaftler waren militärisch geschult. Sie wussten, wann sie Befehlen ohne Widerspruch zu gehorchen hatten. Ohnehin hatten sie Kapitän Romes Hyperfunkspruch mitgehört.
Nur Grek-24 zögerte, setzte sich dann aber ebenfalls in Bewegung.
»Wie viele Raumschiffe sind es? Welcher Herkunft?«
»Bisher einige hundert – aber die Zahl steigt. Sie verlassen in kleinen Pulks den Linearraum. Es sind Torpedoschiffe – oder Walzenraumer …«
Ich war schon erleichtert, dass es sich nicht um SVE-Raumer handelte.
Kurz darauf kam die Identifizierung. »Es sind eindeutig Raumer der Maahks, Großkampfschiffe mit zweieinhalb Kilometern Länge. Mehr als zweitausend bereits, und einige sind schon auf Schussweite an Midway-Station heran …«
»Wir werden euch heraushauen, Tekener!«, schaltete sich Kapitän Rome ein. »Wenn wir die Aufmerksamkeit auf uns lenken …«
»Bleiben Sie mit den Ultraschlachtschiffen außer Reichweite, Kapitän!«, unterbrach ich ihn. »Das ist ein Befehl! Gegen diese Übermacht können Sie nichts ausrichten.«
»Ich würde mir ewig vorwerfen euch im Stich gelassen zu haben.«
»Ihre Hilfe käme bereits zu spät«, erklärte ich. »Außerdem sind die Maahks unsere Verbündeten.«
»Hoffentlich
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