Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
die Türöffnung. Es waren ihrer zu viele, als dass Sylvia und Ranjit sich mit Aussicht auf Erfolg hätten zur Wehr setzen können.
Sylvia Demmister stand starr. Auch Ranjit Singh bewegte sich nicht. Der Riese trat bis auf zwei Schritte an die Frau heran. »Du bist Sanja Fundal?«, fragte er dröhnend.
»Ja«, antwortete Sylvia so selbstsicher wie möglich.
»Und du bist Koblar Strekh?«, erkundigte sich Sassar, zu Ranjit gewandt.
»Ja …«, kam des Inders klägliche Antwort.
Sassars Gesicht blieb steinern, als er sagte: »Ich kenne Sanja und Koblar. Ich will erstens wissen, wie ihr dazu kommt, euch für sie auszugeben, und zweitens will ich wissen, warum beide nicht befehlsgemäß an ihrer Arbeitsstelle erschienen sind. Die Endphase ist vor mehr als einer Stunde angelaufen.«
17.
Von dem Totenkopf wusste Leven Strout mittlerweile, dass er Artur Prax hieß. Opa dagegen schien weiter keinen Namen zu haben als eben Opa. Er war vor wenigen Minuten zurückgekehrt, und die Neuigkeiten, die er mitbrachte, waren zumindest für Strout atemberaubend.
»Erstens«, stieß er schwer atmend hervor, »muss ich euch sagen, dass es oben ganz ungewöhnlich zugeht. Die Stadt wimmelt von Truppen aller Art, Spezialeinheiten bis hin zu mehreren tausend Ka-zwos. Syndon Lee weiß, dass sie mit riesigen Fähren kamen und ihre Tätigkeit zuerst auf den Bereich konzentrierten, wo Joupje den Roboter erledigt hat. Syndon schließt daraus, dass die Truppen dem Mann auf den Fersen sind, den der Ka-zwo festnehmen wollte.«
»Warum glaubt er nicht, dass sie wegen Joupje …?«, fragte der Totenkopf.
»Dafür wäre der Aufwand zu groß, sagt Syndon.«
Artur Prax musterte Strout ausgiebig. »Du bist also ein wichtiger Mann«, bemerkte er sinnend. Und zu Opa gewandt, sagte er: »Erzähl weiter!«
»Syndon ließ mich mit dem Chef sprechen. Der Chef sagt, bei dem Vorhaben der Regierung handelt es sich wahrscheinlich um einen Plan, der ihm selbst erst dieser Tage zu Ohren gekommen ist. Ich bin nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe. Aber der Chef sagt, die Regierung hätte vor, die Erinnerung der Menschen auszutauschen. Wir sollen uns an etwas anderes erinnern als das, woran wir uns jetzt erinnern. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll. Aber so sagt der Chef, und er weiß, dass der Plan erst im Experiment getestet werden soll. Das Experiment findet in Kürze statt, heißt Operation Gehirnwäsche und wird im Bezirk Parkutta abgewickelt.«
»Parkutta … Parkutta …«, murmelte Leven Strout. »Das liegt …«
»… im nordwestlichen Indien«, meckerte Joupje Termaar, von dem man eine solche Information als Letztem erwartet hätte.
»Zentralasien!« Strout sprang auf. Er erinnerte sich. »Die geheime Meldung ging an achtzehn Empfänger, von denen fünfzehn im Bereich Zentralasien sitzen.«
»Das ist ein ausreichender Hinweis, dass das Projekt, von dem der Chef weiß, mit dem identisch ist, von dem in deiner Meldung die Rede war«, bemerkte Artur Prax sachlich.
»Ich muss hier raus!«, ächzte Strout. »Ich muss meine Leute warnen!«
»Geht nicht«, widersprach Opa. »Wir können dich zwar rausschaffen … aber nicht so, dass du vorher noch jemand warnen kannst. Alle Kommunikationskanäle sind angezapft. Die Ka-zwos sehen sich jeden Menschen genau an. Du kämst nicht einmal zehn Schritte weit, dann hätten sie dich schon!«
»Die Nachricht, die ich durchzugeben habe, kann ruhig abgehört werden«, knurrte Leven Strout. »Sie besagt nur meinem Verbindungsmann etwas …«
»Du kannst nichts durchgeben«, unterbrach ihn der Mann mit dem Totenschädel. »Hast du nicht gehört, was Opa sagt?«
Strout sprang auf. »Aber ihr könnt mich rausschaffen!«, ereiferte er sich. »Von irgendwo draußen kann ich …«
»Du gehst direkt nach Parkutta«, fiel ihm Artur Prax ein zweites Mal ins Wort.
»Wie viele Kommunikationszentren du auf dem Weg dorthin findest, weiß man nicht. Am besten, du gibst den Text deiner Meldung hier an Opa, dazu den Rufkode deines Verbindungsmanns. Dann wird dir diese Arbeit abgenommen.«
Leven Strout dachte darüber nach und fand den Vorschlag annehmbar. »Und ihr?«, fragte er Prax und Termaar.
»Wir sind es, die dich rausbringen«, antwortete Joupje Termaar schrill.
»Ihr seid noch mehr als das«, bemerkte Opa. »Ihr seid nämlich die zwei, die der Chef als Beobachter nach Parkutta schickt. Ein Mann ist schon voraus. Er braucht Verstärkung.«
Termaar und Prax schienen keineswegs erstaunt.
Weitere Kostenlose Bücher