Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
Fellmer Lloyd gar nicht gefiel, doch er ging nicht darauf ein; schließlich konnte Gucky sturer sein als ein Ertruser. Er nickte dem Kommandanten zu. »Lassen Sie einen Shift kampffähig ausrüsten. Um unsere Ausrüstung kümmern wir uns selbst. Start in einer halben Stunde.«
Captain Horvat überlegte einen Moment. »Ich werde Korporal Bertoli als Piloten abstellen«, entschied er dann. »Joop ist noch jung, aber trotzdem ein Mann mit Allroundausbildung. Auf ihn werden Sie sich in jeder Lage verlassen können.«
Gemeinsam verließen sie die Messe. Die Mutanten begaben sich ins Materialdepot, um ihre Ausrüstung zusammenzustellen. Sie wählten leichte Raumanzüge als Einsatzkleidung, mit Flugaggregaten, Individualschirmprojektoren und Mikrodeflektoren ausgerüstet. Auf tödlich wirkende Waffen verzichteten sie und begnügten sich jeder mit einem Paralysator. Der übliche Vorrat an Konzentratnahrung und Hydrotabletten vervollständigte ihre Ausrüstung.
Gucky war wieder schweigsam geworden und ließ eine nur mühsam verborgene Ungeduld erkennen. Erneut verzichtete Fellmer darauf, ihn zu fragen.
Im Hangar wartete der Korporal bereits auf sie. Joop Bertoli war groß und schlank, mit schmalem Gesicht und vollem braunem Haar. Seine Augen wirkten verträumt, doch dieser Eindruck täuschte. »Shift 3 ist einsatzbereit, Sir!«, meldete er knapp, aber Fellmer Lloyd winkte lässig ab.
»Keine großen Formalitäten bitte«, sagte der Telepath, als er Bertoli die Hand reichte. »Nennen Sie uns ruhig Fellmer und Gucky, das genügt.«
Der Mausbiber entblößte seinen Nagezahn. »Steck dir den Sir an den Hut, Joop. Solltest du das vergessen, werde ich dich daran erinnern, und dann schwebst du für eine Weile unter der Decke, klar?«
Der Korporal grinste zurück. »Das wird sich wohl schlecht machen lassen, Gucky, dafür ist in einem Shift zu wenig Platz. Und jetzt steigen Sie bitte ein!«
Bertoli nahm Funkverbindung zur Zentrale auf, erhielt die Startfreigabe und aktivierte die Schleusenautomatik. Nach erfolgtem Druckausgleich wurde der Shift ins Freie katapultiert.
Der Korporal ließ den Flugpanzer bis auf zwanzig Kilometer Höhe absinken, fing den Sturz dann mit Hilfe des Antigravs ab und aktivierte das Triebwerk. »Wir sind noch etwa hundert Kilometer vom Ziel entfernt«, stellte er fest.
Fellmer Lloyd orientierte sich kurz und deutete auf ein ödes, offenbar sumpfiges Gebiet südlich des Hafens. »Halten Sie die Höhe, Joop, und sobald die Wälder überquert sind, fliegen Sie einen weiten Bogen nach Süden, bis dicht an die Küste. Dann gehen wir steil nach unten. In den Sümpfen wird sich schon ein trockener Platz finden, auf dem wir landen können. Von dort aus sind es nur noch etwa zehn Kilometer bis zur Stadt, und die können wir mittels der Flugaggregate mühelos überwinden.«
Joop Bertoli nickte und ging auf den angegebenen Kurs.
Keines der Ortungsgeräte sprach an. Der Shift wurde weder funkmesstechnisch erfasst noch sonstwie angepeilt. Die chaotischen Mentalimpulse waren mittlerweile so stark geworden, dass beide Mutanten sie trotz ihrer Abschirmung deutlich spüren konnten.
Fellmer Lloyd bedachte den Mausbiber mit einem verstohlenen Blick. Guckys Lippen waren verkniffen. Er hat Angst!, schoss es Lloyd durch den Sinn. Er ist begierig darauf, mit den Fremden zusammenzutreffen, und doch scheint er sich davor zu fürchten, anders ist sein Verhalten nicht zu erklären …
Der Shift erreichte das vorgesehene Landegebiet. Langsam sank er tiefer und durchstieß eine dünne Wolkendecke in etwa zwei Kilometern Höhe. Der Korporal deutete auf eine Ansammlung von Bäumen in der sumpfigen Landschaft. »Der Massetaster zeigt an, dass der Boden dort ziemlich fest ist. Sind Sie einverstanden, dass ich dort lande?«
Fellmer Lloyd nickte knapp. Augenblicke später setzte der Shift zwischen den exotischen Bäumen auf. Bertoli schaltete alle Maschinen ab.
Lloyd tippte Gucky auf die Schulter. »Komm, Kleiner – jetzt wird es ernst für uns!«
»Eigentlich ist es unnötig, bis zur Stadt zu fliegen«, überlegte Fellmer Lloyd, als er mit dem Ilt vor dem Shift stand. »Wenn du uns teleportierst, geht es erheblich schneller.«
Der Mausbiber schüttelte entschieden den Kopf. »Bequemlichkeit ist gut, aber Sicherheit ist besser«, sagte er mit ungewohntem Ernst. »Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun bekommen werden und über welche Parafähigkeiten jenes Wesen verfügt. Falls es Teleportationen orten kann, wäre unsere
Weitere Kostenlose Bücher