Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Außenstehenden.
Plötzlich wusste er, was er tun würde. Er stand auf und öffnete behutsam die Kabinentür. Er spähte durch den Spalt hinaus auf den Gang und sah, dass dieser verlassen war. Ohne zu zögern, verließ er den kleinen Wohnraum. Wenn er wirklich von jemand bemerkt wurde, konnte er sich noch eine Ausrede zurechtlegen. Schnell verließ er den Wohntrakt des Zwischendecks. Er mied die Antigravschächte und benutzte stattdessen verschiedene Fluchtröhren, um auf andere Decks zu gelangen. Seine Kenntnisse kamen ihm nun zugute. Er brauchte nur wenige Minuten, um die Maschinenanlagen zu erreichen.
Kor Kalmeck verbarg sich vor einer Gruppe von Technikern, die ihm entgegenkamen. Als ihre Schritte verklangen, verließ er die Seitennische und hastete weiter.
Wenig später öffnete er den Zugang zu einem großen Raum. Seine Blicke wanderten an Röhrenbündeln und Maschinenblöcken vorbei und blieben schließlich an einigen kleineren Generatoren hängen.
Unwillkürlich gab er einen erschrockenen Laut von sich. Jetzt erstaunte ihn nicht mehr, dass in der Zentrale die Funktion der Protonenkraftwerke nicht angezeigt wurde. Die MARCO POLO konnte überhaupt nicht die MARCO POLO sein!
Kor Kalmeck wusste nicht, wie lange er mit klopfendem Herzen gegen das Schott gelehnt dagestanden hatte. Seine Hände waren feucht geworden, die Beine zitterten.
Er musste sich dazu zwingen, seinen Platz zu verlassen und sich zu der Stelle zu begeben, an der die Nug-Schwarzschild-Reaktoren normalerweise ihren Platz hatten. Nichts deutete darauf hin, dass jemand die Anlage entfernt und durch die wesentlich einfacheren Generatoren ersetzt hatte. Dafür hatte er nur eine Erklärung: An Bord dieses Schiffes hatte es Nugas-Kraftwerke von Anfang an nicht gegeben. Das wiederum ließ nur den Schluss zu, dass er sich nicht auf der MARCO POLO befand.
Aus Gründen, die Kalmeck nicht beurteilen konnte, hatte Rhodan ein unbekanntes Schiff als MARCO POLO präparieren lassen.
Kalmeck hockte sich auf die Verkleidung eines Generators. Warum hatte der Terraner ihm nicht gesagt, dass dieses Schiff nicht die MARCO POLO war?
Es war möglich, dass psychologische Probleme Rhodan zu der Ansicht gebracht hatten, eine Rückkehr mit der MARCO POLO sei besser als mit einem unbekannten Schiff. Kalmeck zerbrach sich den Kopf, aber er fand keine Lösung.
Schließlich verließ er den Maschinenraum und kehrte in seine Kabine zurück. Er spielte mit dem Gedanken, in die Zentrale zu gehen und einen Verantwortlichen mit der Wahrheit zu konfrontieren. Dann würde er wohl erfahren, was hier gespielt wurde.
Kalmecks Entdeckung ließ das Fehlen so wichtiger Personen wie Reginald Bull und Gucky in einem anderen Licht erscheinen. Er kam auf die verrücktesten Ideen und überlegte sogar, ob die echte MARCO POLO mit Rhodans Freunden an Bord vielleicht ebenfalls irgendwo unterwegs war.
Die falsche MARCO POLO konnte eine Schutzmaßnahme sein.
Kalmeck warf sich aufs Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er fühlte sich dieser Situation nicht gewachsen. Die Vorstellung, bereits eine Kette verhängnisvoller Fehler begangen zu haben, belastete ihn.
Eines jedoch war ihm klar: Bevor er nicht herausgefunden hatte, was an Bord dieses seltsamen Schiffs vorging, durfte er es nicht zur Provcon-Faust führen. Doch das bewahrte ihn nicht vor der Aufgabe, die falsche MARCO POLO an ein bestimmtes Ziel zu bringen.
Zum Glück gab es ein solches Ausweichziel: Das falsche NEI in der Yolschor-Dunstwolke. Es war von Atlan einzig und allein zu dem Zweck geschaffen worden, im Augenblick höchster Gefahr die Aufmerksamkeit der Gegner vom wirklichen Versteck der Menschheit abzulenken.
Kalmeck dachte beschämt, dass er nicht das Recht hatte, Perry Rhodan wie einen Gegner zu behandeln. Andererseits war sein Denken und Handeln dahin gehend geschult, das Geheimnis des NEI nur preiszugeben, wenn völlig ausgeschlossen war, dass es Schwierigkeiten geben würde.
Wenn Rhodan der Mann war, wie er in allen Erzählungen geschildert wurde, musste er für diese Maßnahme Verständnis haben. Kalmeck tröstete sich damit, dass sich der Irrtum schnell aufklären würde. Dann konnte er jederzeit eine Kursänderung veranlassen und das Schiff bis zur Provcon-Faust führen. Vorläufiges Ziel blieb jedoch das falsche NEI.
Die Yolschor-Dunstwolke bestand aus feinster kosmischer Materie, die aber nicht so dicht geballt war wie bei einer Dunkelwolke. Die Dunstwolke wurde von Gasmassen mit lockeren
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