Silberband 087 - Das Spiel der Laren
und Ohren lagen frei. Vom Mittelpunkt meines Schädels erhob sich eine etwa zehn Zentimeter hohe, dreikantige Spitze.
»Was … was habt ihr gemacht?« fragte ich stammelnd.
Der Chiro rückte schnarrend an mich heran. »Wir sahen uns genötigt, die Haut über dem Schädel gegen ein synthetisches, hochfestes Material auszuwechseln. Auf schädliche und biologisch gefahrvolle Hautpartien wie die von Bakterien durchsetzte Kopfhaut mitsamt den Haarwurzeln mussten wir aus tiefer Sorge um dein Leben verzichten.«
»Gut und schön«, sagte ich stöhnend. »Alles akzeptiert, aber was soll dieser Helm?« Ich betastete ihn mit den Fingerspitzen. »Zugegeben, man spürt ihn kaum. Aber was soll das?«
»Er ist zu deinem Schutz da«, erläuterte Chiro. »Er macht Verletzungen des Gehirns fast unmöglich. Es müssten schon Gewalten in den Qualifikationsgraden Delta …«
»Ist ja gut«, unterbrach ich ihn, weil ich gar nicht wissen wollte, wann dieses Ding platzte. »Was soll die Spitze? Wie sieht das denn überhaupt aus!«
»Das ist eine Antenne«, antwortete Goliath, der unvermittelt in meiner Nähe auftauchte. Seine Stimme klang unheimlich stolz. »Im Helm ist ein Visiphon eingebaut. Es arbeitet nur einfach lichtschnell, stellt aber doch eine außerordentliche Erleichterung für dich dar. So bist du für uns jederzeit und überall schnell erreichbar und auch ansprechbar. Umgekehrt kannst du jeden von uns umgehend benachrichtigen, falls Wichtiges geschieht. Du kannst um Hilfe rufen, wenn deine Gesundheit gefährdet ist. Du kannst aber auch mit rein biologischen Wesen über deren Kommunikationsanlagen sprechen. Das alles ist ein Geschenk für dich.«
Mein Groll schwand. »Ich bin gerührt«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Ihr beschämt mich mit eurer Fürsorge. Aber jetzt, verdammt, lasst mich endlich in Ruhe! Ich habe keine Lust, die Hälfte meines Lebens auf dem Operationstisch zu verbringen. Verstanden?« Meine Stimme hatte sich bis zum Gebrüll gesteigert.
»Verstanden«, antworteten sie im Chor.
Geliebte, verfluchte Bande, dachte ich. Den Teufel werdet ihr euch darum scheren, ob ich einverstanden bin oder nicht. Wenn ich mir jetzt einen Fuß verstauchen würde, läge ich schon eine Minute später wieder auf dem Operationstisch.
Ich fuhr mir mit der flachen Hand über den Schädel. Irgendwie fühlte sich die Stahlhülle recht gut an. Vielleicht war sie wirklich besser als mein Haar. Wie aber würde ich damit auf Frauen wirken? Das war ein ungeheuer wichtiges Detail für mich. Mit Männern konnte ich nichts anfangen. Jede Unterhaltung mit ihnen langweilte mich meist schon nach kurzer Zeit. Tatsächlich gab es nur wenige ungewöhnliche Persönlichkeiten, mit denen ich mich einigermaßen verstand. Darunter waren einige NEI-Agenten.
Ich erinnerte mich daran, wie ich Solp Bronjek, Araf Kamak und die reizende Silga Veinje kennen gelernt hatte. Das war vor fast einem Jahr auf dem Planeten Stigan IV gewesen …
Das Beiboot glitt über die Wipfel der Bäume hinweg. Ich hatte mich gegen meine Posbi-Freunde und die Matten-Willys durchgesetzt. Aller Widerstand hatte ihnen nichts geholfen. Ich wollte etwas gegen die Laren unternehmen. Das war mein Ziel. Und auf Stigan IV glaubte ich Informationen bekommen zu können.
»Da«, meldete Goliath, der hinter mir stand. »Da ist etwas.«
Ich verzögerte so stark, dass der Kleinstraumer nur noch unmerklich vorankam. Unter mir erstreckte sich eine Sumpflandschaft mit vereinzelten inselartigen Erhebungen. Zwischen einigen der hohen schachtelhalmartigen Bäume erkannte ich etwas.
Mir war klar, dass man mich ebenso entdeckt haben musste. Deshalb entschied ich mich für ein offenes Vorgehen und ließ das Beiboot auf die Insel zutreiben. Kurz bevor ich sie erreichte, entdeckte ich dort einen Raumgleiter, wie er im interplanetaren Bereich oft benutzt wurde.
Ich landete hinter der tropfenförmigen Maschine. Der Urwald dampfte. Die Sicht reichte kaum zwanzig Meter weit, weil die Vegetation zu dicht war.
»Wir steigen aus und sondieren das Gelände«, verkündete Goliath. »Danach werden wir dir erlauben, das Beiboot ebenfalls zu verlassen, vorausgesetzt, dass die Verseuchung der Umgebung durch Mikroben in erträglichen Grenzen liegt.«
In der Schiffswand öffneten sich Kleinschotten, Teleskoparme griffen hinaus und nahmen Boden- und Pflanzenproben auf. Die Werte der Atmosphäre lagen mir bereits vor. Sie war gut atembar. Sekunden später erschienen die weiteren Auswertungen auf den
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