Silberband 087 - Das Spiel der Laren
ob Kantoenen tatsächlich das unterseeische Höhlensystem an der tiefsten Meeresstelle in einer altertümlichen terranischen Taucherkugel erforscht hatte oder ob alles mit ehrlichen Mitteln zugegangen war, als er den Nordpol in Hundeschlitten überquerte. Alles das war für den Oberbefehlshaber von Olymp gar nicht wichtig. Ihm ging es nur darum, ob Kantoenen mehr war als ein gerissener Abenteurer, der die Wettleidenschaft seiner Artgenossen ausnützte, um sich zu bereichern. Es gab nur einen einzigen Grund, dem Mann zu misstrauen – allein dadurch, dass er sich mit Geheimnissen umgab, machte er sich verdächtig. Aber da er auf Olymp bei den Überschweren zu einer Art Idol geworden war, wagte Mondran-Gronk nicht, eine offizielle Untersuchung einzuleiten. Er musste seine Recherchen im Geheimen betreiben, und dabei war noch nichts herausgekommen. Nicht einmal jene der Spielleidenschaft verfallenen Überschweren, die von Kantoenen regelmäßig um ihren Sold erleichtert wurden, waren bereit, Nachteiliges über ihn zu sagen.
Mondran-Gronk war nur an Informationen über Kantoenens politische Einstellung und über eventuelle Aktivitäten interessiert. Diesbezüglich schien der Überschwere jedoch völlig unbelastet zu sein. Er unterhielt in Trade City ein riesiges Wettbüro – vielleicht sogar das größte der Milchstraße, übertrug via Relaissystem die zugkräftigsten Arenaspiele von allen Welten der Überschweren, manchmal sogar vom solaren Mars und war die meiste Zeit irgendwo auf Olymp verschollen, um verrückten, aber doch recht harmlosen Unternehmungen nachzugehen, bei denen er sein Können und seinen Mut unter Beweis stellte. Hauptsächlich deswegen war er bei seinen Landsleuten schon zu einer Legende geworden.
Seine Popularität kam auch den Laren zunutze, denn es lenkte die Aufmerksamkeit von ihren oftmals unbequemen Maßnahmen ab. Aber nun war Jerz Kantoenen drauf und dran, durch seine neueste Expedition die Geheimhaltung eines Großprojekts auf dem Kontinent Walkork zu gefährden. Dennoch war man im larischen Führungskommando bereit, ihm Konzessionen zu machen.
Mondran-Gronk fuhr fort: »Bisher waren die Laren mit den Dienstleistungen der Überschweren zufrieden. Und seit Maylpancer Leticron als Ersten Hetran abgelöst hat …«
»Hoch lebe der Erste Hetran der Milchstraße – Maylpancer!« rief Jerz Kantoenen theatralisch dazwischen.
»Seit also Maylpancer Erster Hetran ist, hat sich das Verhältnis zwischen Überschweren und Laren weiter gebessert, und ich möchte es um keinen Preis trüben. Ich habe Verständnis für die kleinen Freuden Ihres Volks. Deshalb habe ich alles unternommen, um Ihre Expedition zu ermöglichen. Schließlich habe ich sogar Hotrenor-Taaks Einverständnis erhalten …«
»Lang lebe der Verkünder der Hetosonen!« rief der Überschwere aus. Nachdenklicher fügte er hinzu: »Ich wusste nicht, dass Walkork wichtige militärische Geheimnisse birgt …«
»Von wichtig kann überhaupt nicht die Rede sein«, sagte Mondran-Gronk ungehalten. »Es geht ums Prinzip. Dennoch bekommen Sie die Erlaubnis, wenn Sie einige Änderungen akzeptieren.«
»Welche Änderungen?« fragte Kantoenen misstrauisch. »Viel Spielraum gewähren mir die Wettbedingungen nicht. Wie Sie aus meinem Gesuch ersehen können, handelt es sich um den Nachvollzug einer Reise, die schiffbrüchige Freifahrer im 25. Jahrhundert unternommen haben sollen. Ich wette, dieses Ziel unter den gleichen Bedingungen zu erreichen. Der einzige Unterschied zu damals ist, dass unser Floß von Robotkameras aus großer Höhe beobachtet wird. Damit werden faule Tricks verhindert, zum anderen können Millionen zahlende Zuschauer die Reise hautnah und holografisch miterleben.«
»Eben diese Robotkameras sind mir ein Dorn im Auge«, sagte der Lare. »Soviel ich weiß, sollen sie von Angestellten Ihres Wettbüros gesteuert werden. In dem Wettvertrag gibt es aber keine Klausel, die verbietet, diese Kameras von militärischen Stationen aus lenken zu lassen.«
Im Gesicht des Überschweren zeichnete sich Erkennen ab. »Endlich verstehe ich, Kommandeur. Sie misstrauen mir. Sie glauben, meine Leute könnten statt des Floßes auch militärische Anlagen ins Bild bekommen.«
»Davon, dass ich Ihnen nicht vertraue, kann keine Rede sein«, behauptete der Lare. »Aber was meine Befürchtungen anbelangt, haben Sie Recht. Durch einen Zufall könnten Aufnahmen entstehen, die nicht für die Allgemeinheit zugänglich sein sollten. Bei meinen eigenen
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