Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Lernbegierigkeit – und zu einem Teil ihrem außergewöhnlichen Metabolismus«, antwortete Jerz Kantoenen. »Man kann sie mästen, dann bekommen sie den Körperumfang eines Überschweren, oder man setzt sie auf Schmalkost, dann werden sie dünn wie ein Ara.«
»So üppig wie dieses Grongk-Weibchen, das meine Doppelgängerin sein soll, bin ich nicht.« Anne Palmer seufzte.
»Die Grongks sind dressiert«, versicherte Kevin Vellami, ohne den Einwand zu beachten. »Sie haben die letzten drei Monate auf einem solchen Floß verbracht und beherrschen alle erforderlichen Handgriffe im Schlaf. Ihr Spieltrieb garantiert, dass sie das Gelernte auch ausführen werden.«
»Und falls die Laren doch misstrauisch werden und unsere Gehirnwellenmuster anpeilen?« gab Anne Palmer zu bedenken.
Vellami deutete auf das große Ohr ihrer tierischen Doppelgängerin. Dahinter blitzte es silbern. »Darin ist Ihr komplettes Psychogramm gespeichert, Anne«, sagte er. »Sie sehen, wir haben an alles gedacht. Aber selbst wenn nicht – jetzt käme Ihr Einwand bereits zu spät.«
»Mühayul, Ihr Doppelgänger wacht auf«, sagte Jerz Kantoenen. »Es wird Zeit, dass Sie von Bord gehen. Nehmen Sie Ihre Atemmaske und denken Sie daran, dass Sie frühestens einen Kilometer stromabwärts auftauchen dürfen. Besser wäre es, wenn Sie unter Wasser bis zu unserem Treffpunkt an der Mündung des Nebenflusses schwimmen. Und versuchen Sie nicht, unsere Ausrüstung zu bergen. Das besorge ich.«
Der Vario-500 hatte auf der Höhe des Nebenflusses, in dem sie ins Landesinnere vordringen wollten, die fünf Plastikballen unter dem Floß gelöst. Es war nicht zu befürchten, dass sie von der Strömung allzu weit abgetrieben wurden, denn dazu waren sie zu schwer.
Der Blue nahm die Atemmaske seines Doppelgängers an sich und verschwand durch die Luke im Wasser.
Nach ihm kam Anne Palmer an die Reihe. Als sich das Grongk-Weibchen bewegte, das ihre Kleidung und sogar eine Biomolplast-Gesichtsmaske mit ihren Zügen trug, tauchte Anne in die Fluten. Ihre Doppelgängerin stieß beim Erwachen einige Laute aus, die sich tatsächlich wie ›Grongk – Grongk‹ anhörten – und kletterte sogleich über die Deckaufbauten und löste Manc Yanido am Steuer ab.
Barbara Rank und Aubourus setzten sich ebenfalls ab, nachdem sie ihre Atemmasken übergestreift hatten. Dann war Fürst Kevin Vellami an der Reihe. Ihm folgte Manc Yanido.
Der Vario-Roboter zögerte noch. Er betrachtete die Grongks und fand, dass sie sich fast menschlich benahmen – ›menschlich‹ im Sinne von Intelligenzwesen. Eine gewisse Intelligenz war ihnen wirklich nicht abzusprechen, wenngleich eingehende Untersuchungen klar ergeben hatten, dass es sich um Tiere handelte. Ihr Verhalten war ihnen anerzogen worden, sie ahmten nur nach .
Anson Argyris blickte noch einmal in den Nachthimmel hinauf, dann verließ auch er das Floß.
Walkork war der drittkleinste der sieben Kontinente von Olymp und hatte ungefähr die Größe von Grönland. Ähnlich der terranischen Insel lag auch Walkork hoch im Norden und war im Winter eine Eis- und Schneehölle. Doch jetzt herrschte Hochsommer, die Zeit der Schneeschmelze war längst vorbei.
Das Land war überwiegend flach, es gab nur wenige Höhenzüge. Im Landesinnern war der Boden nicht besonders fruchtbar, die Flora wuchs spärlich, was eine besondere Vielfalt der Tierwelt ausschloss. Nur entlang der Flüsse wucherten die Pflanzen üppiger, an den Ufern des Oranak erstreckten sich verkrüppelte Nadelbaumwälder. Hier waren schon vor Jahrhunderten vereinzelte Siedlungen entstanden. Doch diese waren geräumt worden, als die Überschweren Olymp zu ihrem Stützpunkt gemacht und die Laren den Kontinent zum militärischen Sperrgebiet erklärt hatten.
In einer dieser Geisterstädte schlug der Vario-500 mit seinen Begleitern das Quartier auf und öffnete die Plastikballen. Zum Vorschein kamen leichte, flugfähige Kampfanzüge, Waffen und Ortungsgeräte. Die beiliegende dreidimensionale Landkarte zeigte, dass südlich des Oranak ein gewaltiges Becken mit einer Länge von 100 Kilometern lag. Es wurde das Nug-Becken genannt, seit Perry Rhodan dort das Depot mit Nugas-Kugeln angelegt hatte, aus dem die MARCO POLO, abseits des Handelsverkehrs von Olymp, jederzeit ihre Treibstoffvorräte hatte erneuern können.
Dieses Depot war in Vergessenheit geraten, weil nach dem Exodus Terras in der Milchstraße kein Schiff mehr Nugas-Treibstoff benötigte. Aber die Senke hatte ihren
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