Silberband 087 - Das Spiel der Laren
»Die Kämpfe haben bereits begonnen, First«, erklärte er. Der Greis war unschwer als Späterer zu erkennen. »Man hat schon nach Ihnen gefragt.«
»… und sich doch nicht gescheut, das Startzeichen zu geben, obwohl ich noch nicht da war«, bemerkte Sthomalkuch scherzhaft. Er war keineswegs so bedeutend, dass der Beginn der Kämpfe eine Beleidigung für ihn dargestellt hätte. Hin und wieder liebte er es jedoch, sich selbst zu verspotten.
Er streckte seinem Lackey den Bierkrug entgegen. Tro lat doune löste einen Schlauch von dem auf seinen Rücken geschnallten Kanister und füllte das Gefäß. Dabei wehrte er mit der freien Hand die vierbeinige Kreatur ab, die ebenfalls Durst hatte. Üpre firs Sthomalkuch hätte das echsenähnliche Tier mit den farbenprächtigen Federn wesentlich leichter zurückhalten können, da es mit einer Lederleine an seinen Gürtel gebunden war. Aber er dachte nicht daran, es zu behindern. Vielmehr löste er die Leine sogar ab und wickelte sie nur locker um sein Handgelenk. Erst als etwas Bier überschwappte und das echsenähnliche Wesen, das dem Knaben bis zur Hüfte reichte, die Tropfen gierig vom Boden aufschleckte, griff er ein. Er hob den Krug an die Lippen und trank ihn auf einen Zug leer. Danach nickte er dem Pförtner freundlich zu und ging weiter.
Lackey Tro lat doune versetzte der Echse einen wütenden Tritt, den diese knurrend einsteckte.
Sthomalkuch war ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern und einem beachtlichen Bauch. Er trug eine meterhohe Spitzmütze, die mit einem Pelzbüschel und einem blanken Namensschild versehen war. Sein rechtes Auge wurde von einem runden Sonnenglas verdeckt, das frei unter der Braue schwebte. Es wurde von Mikroantigravitatoren gehalten, die unter dem Schirm der Mütze hafteten. Als der First mit seinem Diener und dem Xund den Ehrensaal betrat, schob er das Glas vom rechten zum linken Auge, da er sich nun ausschließlich Gleichrangigen gegenübersah.
»In der Tat, Tro«, sagte er, während sich die Tür hinter ihnen schloss. »Hier wird bereits eifrig gefochten. Sieh dir an, wie die Fetzen fliegen. Gib mir noch ein Bier!«
Der Diener füllte das Gefäß auf, während Sthomalkuch sich zu einem anderen Mann gesellte, der ähnlich gekleidet war wie er. Auf dessen Sch irmmütze stand: Tapper firs Eumre. Er war also auch einer jener Männer, die sich als Privilegierte ansahen. Gegen Sthomalkuch wirkte er schmächtig und klein.
»Habe ich etwas verpasst, Tapper?«
»Überhaupt nichts«, entgegnete Eumre. »Die ersten Kämpfer, lern pre und Yxyküt, haben sich als rechte Feiglinge erwiesen. Sie haben sich in meinen Augen keine Prachtohren verdient.« Dabei massierte er seine linke Ohrmuschel, die zu einem unförmigen Gebilde aufgewuchert war.
Üpre firs Sthomalkuch blickte zu den Duellanten hinüber. Sie kämpften auf einer vier Meter durchmessenden Platte. Etliche Männer verfolgten ihre Bemühungen teils erregt, teils gelangweilt.
Beide Kämpfer hieben mit Holzknüppeln aufeinander ein, die an der Spitze scharfe Messer trugen. Um ihre Schultern lagen breite Filzkrempen, die Verletzungen am Körper verhindern sollten. Auch die Köpfe wurden durch gepolsterte Auflagen weitgehend geschützt. Lediglich die Ohren lagen frei – und sie waren das Ziel aller Bemühungen.
Der zweite Kampf war vorbei, als Sthomalkuch sein Bier ausgetrunken hatte.
»Nun bin ich dran«, erklärte Tapper firs Eumre.
»Du weißt, was ich dir wünsche.« Sthomalkuch lächelte.
»Danke, Freund«, erwiderte Eumre. »Hast du schon gehört?«
»Was denn?«
»Gerüchte, Üpre. Es heißt, der Vhrato sei gar nicht weit von hier in Aktion getreten. Auch der Name Perry Rhodan ist gefallen.«
»Und – weiter?«
»Es geht um das Askamor-System mit dem Planeten Tomalkeyn. Heute Morgen kam eine verschlüsselte Nachricht durch, in der es hieß, der Vhrato sei dort gewesen.«
»Der Vhrato«, wiederholte Üpre firs Sthomalkuch andächtig. »Das werden unsere Freunde, die Laren, aber gar nicht gern hören.«
»Der Vhrato vernichte sie!« murmelte Tapper firs Eumre.
»Er vernichte sie!« stimmte Sthomalkuch zu.
Eumre legte seine Kleider ab und stülpte sich die Kampfkleidung über. Er packte einen Kampfstab, hob ihn grüßend vor Sthomalkuch und eilte zur Platte, wo ihn sein Gegner schon erwartete. Da beide Männer nun keine Mütze mehr trugen, mussten sie ihr Sonnenglas nach Art eines Monokels unter die Braue klemmen.
Üpre firs Sthomalkuch achtete kaum noch auf sie.
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