Silberband 088 - Der Zeitlose
Es riecht gut in der Kantine. Nich' so wie hier zwischen den Regalen nach den alten Sachen.
In der Kantine haben sie mich oft angesehen. Aber Fosconti hat aufgepasst.
Ich nehme die Tasche und gehe auf den Gang hinaus. Die Tür schließe ich hinter mir zu. Am Ende des Ganges biege ich links ab. Auch die Treppe ist verlassen. Meine Schritte machen Echos überall. Ich sehe nach oben und unten. Niemand ist da.
Ich renne los. Die Treppe ist glatt. So richtig abgewetzt von vielen Füßen. Unten steht die große Tür offen. Ich halte an, starre in den Hof hinaus. Alles ist nass. In den Mulden haben sich Pfützen gebildet. Da spiegeln sich Teile der Gebäude.
Ich presse meine Hand ganz fest um den Griff der Tasche. Wenn ich von hier aus in die Kantine will, muss ich über den Hof.
Ich höre das Gurren der Tauben auf den Fensterbänken und den Dächern. Dann stürme ich über den Hof.
Zur Hälfte komme ich rüber, dann rutsche ich im Wasser am Boden aus. Ich drehe mich und knalle auf den Boden. Die Tasche fliegt weg. Der Aufprall nimmt mir den Atem. Ich liege da und rühr mich nich'. Das Gesicht ist im Wasser.
Ich habe was am Kopf abgekriegt und an der Schulter und an der Seite.
Meine ganzen Kleider sind nass.
Ich krieche auf allen vieren zur Tasche. Sie liegt in einer Pfütze. Mein Kopf dröhnt. Ich sehe nich' richtig. Alles ist so verschwommen. Ich komme hoch, da merke ich, dass ich schwanke. Ich wackle vorwärts. Vor mir das Gebäude mit der Kantine darin bewegt sich vor und zurück.
Mir wird schlecht.
Die Glocke läutet, aber ich kenn die Uhr nich'.
Ich weiß, dass es morgens ist, aber ich kenn die Uhr nich'.
Oh, ist mir schlecht!
Ich wische mir das Wasser aus dem Gesicht.
»Du hast keinen richtigen Zeitbegriff, Kleiner Arlo«, hat der Kardinal einmal gesagt. »Natürlich könntest du vieles lernen, aber dazu müsstest du in Behandlung. Die Aphiliker kümmern sich jedoch nicht um Menschen wie dich, ihnen ist es gleichgültig, was mit dir geschieht.«
Ich komme an der einen Säule an und halte mich fest. Eine Weile lehne ich an ihr. Der Stein ist kalt. Rund um die Säulen ist alles verdreckt von den Tauben, die oben auf den Säulen hocken.
Früher wurde der Dreck immer weggemacht. Jetzt kommt niemand.
Als mir besser ist, gehe ich weiter. Die Tür steht noch offen, wie beim letzten Mal. Niemand war hier. Ich mache eine feuchte Spur am Boden drinnen auf dem Gang. Von der Tasche tropft Wasser.
Die breite Treppe ist verlassen. Ich muss nach oben, die Kantine liegt im letzten großen Raum. Oben im Gang sind zwei Fenster. Sie zeigen nach draußen, sodass ich von dort auf den großen Platz sehen kann. Da brauche ich nich' extra auf Kisten zu klettern.
Vielleicht sind jetzt Leute auf dem Platz. Wenn ich sehe, dass es keine von den Kerlen sind, rufe ich bestimmt um Hilfe.
Ich komme die Treppe nur schwer hoch. Mein Bein tut weh. Auf dem Rückweg muss ich aufpassen, dass ich nich' noch mal hinfalle.
Was mache ich überhaupt, wenn die Dosen alle sind?
Die haben noch andere Sachen in der Kantine, die ich essen kann, aber die sind auch mal alle. Und das in den Dosen ess ich besonders gern.
Ich bleib gleich am ersten Fenster stehen und blick auf den großen Platz. Kein Mensch ist zu sehen. Aber auf der anderen Seite des Platzes steht eine Maschine. Die war noch nich' da, als ich auf die Kisten geklettert bin und von oben herabgeblickt habe.
Auf dem Platz dürfen sie überhaupt nich' mit Fahrzeugen fahren. Das ist nich' erlaubt.
Jetzt, da der Kardinal nich' mehr da ist, denken sie, sie können alles machen.
Ich habe Angst, dass die Kerle mit dieser Maschine gekommen sind. Es wird Zeit, dass ich umkehre und auf die Sachen aufpasse.
Essen kann ich später holen.
ZWISCHENSPIEL
Das Raumschiff gehörte zu den Verbänden, die das gesamte Gebiet der Inkarnation CLERMAC überwachten. Die Anzahl der Schiffe, die in diesem Gebiet patrouillierten, war schwer zu schätzen, aber ihre Zahl lag weit über einhunderttausend.
Die Grenzen des Machtbereichs der Inkarnation CLERMAC waren fließend, aber sie wurden ständig vom Zentrum aus weiter nach außen verlegt. Wie alle Inkarnationen vergrößerte auch CLERMAC ständig den Raum, den er beherrschte.
Die Raumschiffe, die im Auftrag CLERMACs unterwegs waren, traten regelmäßig mit der zentralen Heimatstation in Verbindung. In besonderen Fällen mussten sich die Schiffe sofort melden.
Für das Raumschiff, von dem hier die Rede ist, war ein derartiger Fall eingetreten.
Es
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