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Silberband 088 - Der Zeitlose

Silberband 088 - Der Zeitlose

Titel: Silberband 088 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Mittag die Sonne für kurze Zeit über den Horizont blinzelte.
    Am Nachmittag setzte er seine Arbeit fort, und am Abend versuchte er, Walik Kauk zu erreichen und ihm Mut zuzusprechen. Aber Kauk meldete sich nicht. Baldwin reagierte besorgt. War sein einziger menschlicher Kontakt schon wieder abgerissen?
    Vom frühen Morgen des nächsten Tages an, über die kurze Periode der Helligkeit gegen Mittag bis spät in den Abend hinein, arbeitete er wie besessen. Schließlich musste er aufhören, weil die Batterie der Lampe erschöpft war. Allerdings hatte er nur noch ein paar Handgriffe zu tun. Diese erledigte er während der kurzen Helligkeitsperiode am folgenden Tag.
    Dann schwang er sich von neuem in den Pilotensitz und versuchte sein Glück. Die Kontrollfelder leuchteten wie zuvor. Ein paar allerdings, die zuvor grün gewesen waren, schimmerten nun rot und zeigten an, dass das Fahrzeug nicht mehr betriebssicher war. Baldwin kümmerte sich nicht darum. Er legte den Triebwerksschalter um und empfand so etwas wie rauschende Begeisterung, als er der Motor zu summen begann.
    Er hatte es geschafft, der Polizeigleiter akzeptierte ihn als berechtigten Benutzer. Vorsichtig, als fürchte er, durch ein unbedachtes Manöver den Autopiloten aus seiner Gleichgültigkeit zu schrecken, bugsierte Tingmer das Fahrzeug durch das zerschossene Tor hinaus ins Freie. In geringer Höhe glitt er die Straße entlang, zu deren beiden Seiten die fünfzig oder sechzig Häuser von Tin City standen.
    Er schwebte in westlicher Richtung zur Stadt hinaus. Die Sonne stand als riesiger, orangeroter Ball zu drei Vierteln über dem Horizont. Im Süden glitzerte das Meer.
    Lange genug hatte er sich zurückhalten müssen, aber nun ging die Begeisterung mit Tingmer durch. Er zog den Gleiter in die Höhe. Steil stieg das Fahrzeug, die Schnauze voran, in den winterlich blassblauen Himmel. Baldwin ging auf Südkurs. Die weite Fläche der Beringsee reizte ihn.
    Er überquerte die gezackte Küstenlinie. Verblüfft starrte er auf die Eisschollen, die auf dem Meer trieben. Er selbst hatte Walik Kauk auf den Ausfall der Klimakontrolle aufmerksam gemacht. Die Kontrolle hatte niemals verhindern können – oder wollen –, dass es in Alaska im Winter bitterkalt wurde. Aber sie hatte es wenigstens zuwege gebracht, die Beringsee in dieser Gegend eisfrei zu halten.
    Nun sah Baldwin mit eigenen Augen, wie seine Prophezeiung, die Beringstraße werde zufrieren, sich bewahrheitete.
    Eine rasche, huschende Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Von der schneebedeckten Küste stiegen drei dünne Rauchspuren auf. Sie kamen mitten aus dem Schnee und wuchsen mit atemberaubender Geschwindigkeit. Baldwins Verwunderung wandelte sich in Entsetzen, als er sah, wie die Spitzen der Rauchfahnen auf sein Fahrzeug zuschossen.
    Raketen!, erkannte er in wilder Panik.
    Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, woher sie kamen und wie es geschehen konnte, dass auf einer Welt, auf der anderes Menschenwerk nicht mehr funktionierte, ausgerechnet diese Mistdinger noch in Betrieb waren. Er griff ins Steuer und drückte den Gleiter in wilder Fahrt nach unten, um den tödlichen Geschossen zu entgehen.
    Aber seine Reaktion kam zu spät. Überdies waren die Steuermechanismen der Raketen darauf programmiert, Ausweichmanöver zu kompensieren. Sie folgten der Wärmespur des Fahrzeugs, und eines der drei Geschosse detonierte in unmittelbarer Nähe des Gleiters.
    Baldwin spürte, wie der Sessel sich unter ihm aufbäumte. Schmetternd und krachend schlugen die Splitter des Projektils in den Fahrzeugaufbau. Brandgeruch machte sich bemerkbar. Als Baldwin versuchte, den Gleiter in die Höhe zu reißen, gehorchte ihm das Fahrzeug nicht mehr.
    Steil stürzte es in die Tiefe. Mit rasender Geschwindigkeit kam das Meer näher. Dann gab es einen donnernden Schlag, und Baldwin Tingmer verlor das Bewusstsein …
    Als der Sturm sich legte, war Walik Kauk so weit, dass er ernsthaft darüber nachdachte, ob er den Marsch bis Jensens Camp wirklich wagen oder sich einfach hinlegen und aufgeben sollte. Er hatte seit Tagen nichts mehr gegessen, und sein eigenes Schicksal war ihm ziemlich gleichgültig geworden.
    Die Neugierde trieb ihn schließlich wieder auf die Beine. Er war Zeuge eines ungeheuren, niemals da gewesenen Geschehens geworden, und er wollte wissen, was dieses Ereignis war und wie es sich ausgewirkt hatte.
    Also zog er sich alles an, was er in seinem Schrank finden konnte, nahm das Jagdgewehr an sich –

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