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Silberband 088 - Der Zeitlose

Silberband 088 - Der Zeitlose

Titel: Silberband 088 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und fügte einen Teelöffel voll Granupol hinzu, das so ähnlich wie Synthokaffee schmeckte, aber etwas völlig anderes war. Granupol war ein starkes Halluzinogen und für den Fall an Bord, dass ein Raumfahrer schwerste Verletzungen erlitt, deren Schmerzen sich mit keinem der üblichen Mittel dämpfen ließen. Das Granupol verursachte Tagträume, in denen Schmerz nicht mehr existierte. Für manchen Betroffenen hatte die Beseitigung des Schocks schon die letzte Rettung bedeutetet.
    Sorgfältig rührte ich das mit Granupol versetzte Wasser um und achtete darauf, dass das Mittel sich völlig auflöste. Anschließend färbte ich die Flüssigkeit mit etwas Farbe aus dem Stiefelputzautomaten, sodass sie auch wie Kaffee aussah.
    Nachdem ich alle Kannen und drei Tassen auf ein Tablett gestellt und mir gemerkt hatte, welche Kanne das Halluzinogen enthielt, eilte ich in die Zentrale zurück.
    »Haben Sie den Kaffee direkt von der Erde geholt, Tatcher?«, spöttelte Rorvic.
    »Tut mir Leid, Sir, aber die Kaffeemaschine hatte Ladehemmung«, erwiderte ich giftig, teilte den Kaffee aus und reichte Rorvic das präparierte Wasser. Danach zog ich mich mit meiner Portion ein Stück weit zurück.
    Galto hielt sein Riechorgan, das im Gegensatz zu seinem derben roten Gesicht klassisch geformt war, über die Tasse und sog den aufsteigenden Duft ein.
    »Köstlich!«, jubelte er. »Wenn meine Posbifreunde wüssten, dass ich im Begriff stehe, ein Gebräu zu schlucken, das nach ihrer Ansicht zahlreiche gesundheitsschädliche Stoffe enthält, darunter sogar einen Suchtmacher, sie würden sich vor Erregung in ihre Bestandteile zerlegen.«
    Dalaimoc Rorvic schnüffelte ebenfalls, allerdings nicht so dezent wie Galto Quohlfahrt.
    »Ich habe schon besseren Kaffee gerochen«, nörgelte er. »Man sollte eben keinen Marsianer an die Kaffeemaschine lassen.«
    »Ich bin Marsianer der a-Klasse, Sir!«, protestierte ich. »Bitte unterschlagen Sie nicht ständig das höchst bedeutsame ›a‹ in meinem Namen!«
    »Wofür steht dieses a, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Galto höflich. Er war eben ein wohlerzogener Mensch.
    Bevor ich antworten konnte, sagte Rorvic: »Für Affenabkömmling selbstverständlich.« Er setzte seine Tasse an den Mund und schlürfte genießerisch. Es klang, als schlabberte ein Schwein aus seinem Futtertrog. Als die Tasse geleert war, stellte Rorvic sie ab, lächelte glücklich und lehnte sich weit zurück.
    Galto Quohlfahrt wandte sich mir zu. »Ihr Kaffee ist wirklich ausgezeichnet. Captain a Hainu. Ich weiß nicht, was Commander Rorvic daran auszusetzen hat.«
    Er wandte sich nach dem fetten Scheusal um. Im nächsten Augenblick ließ er seine Tasse fallen und riss die Augen vor Entsetzen weit auf.
    Ich folgte seinem Blick und sah, wie sich aus Rorvics Sessel ein dünner, wirbelnder Nebelstreif hob. Dazu ertönte ein klagender Laut, der mir durch Mark und Bein ging. Der Nebelstreif streckte sich, verhielt zitternd und setzte sich plötzlich in Richtung der Rechnerkonsole in Bewegung.
    Langsam diffundierte der Nebel durch die Verkleidung. Eine Alarmsirene wimmerte kurz auf.
    »Was ist das?«, fragte Galto. »Wohin ist der Commander verschwunden?«
    Ich konnte mein Entsetzen nicht verbergen, als ich antwortete: »Ich fürchte, der Commander hat sich in eine Halluzination verwandelt – und diese Halluzination ist in die Positronik geflüchtet.«
    »Aber so etwas ist unmöglich«, sagte Galto Quohlfahrt ungläubig.
    »Sollte man meinen.« Ich seufzte gequält. »Aber bei Rorvic gibt es nichts, was es nicht gibt. Einmal hat er sich in einen Feuer speienden Drachen verwandelt und mich gefressen. Wenn ich bloß wüsste, was er in seinem momentanen Zustand anrichtet.«
    Mühsam versuchte ich, mein Erschrecken über die Wirkung zu unterdrücken, die ich in dieser Form nicht beabsichtigt hatte. Dalaimoc Rorvic sollte unter Halluzinationen leiden und sich lächerlich machen, aber nicht selbst zu einer Halluzination werden.
    Es musste mit seiner paranormalen Veranlagung zusammenhängen, dass die Droge völlig anders wirkte. Vielleicht lag es auch daran, dass Rorvic kein echter Mensch war, sondern der Nachkomme eines Cynos, dem es vor Urzeiten gelungen war, seine menschliche Tarngestalt auf Lebensdauer zu stabilisieren und mit einer Erdgeborenen ein Kind zu zeugen, eben Dalaimoc Rorvic. Das in Tibet aufgewachsene rotäugige Scheusal hatte seit seinem Dienstantritt bei der ehemaligen Solaren Raumflotte immer neue und rätselhaftere

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