Silberband 090 - Gegner im Dunkel
starken Drang, sich um den offenbar schwer verletzten Galto zu kümmern, dieser Impuls entsprang dem Plasmateil seines Bewusstseins. Die streng logische Roboterkomponente hingegen wollte die neuartige Situation erst erfassen und datenmäßig auswerten, bevor gehandelt wurde.
Söhrlox fuhr seine Sehzellen aus und ließ sie einen Vollkreis beschreiben. Das Bild lieferte unerfreuliche Fakten. Er selbst, der kreischende Kleenz, der sich eng an seinen Schützling klammerte, und der besinnungslose oder tote Galto befanden sich in einem Käfig. Eine Fortbewegung oder Flucht wurde von schwarzen Metallstreben verhindert. Die positronischen Sinnesorgane lieferten Söhrlox außerdem erste Daten über das Energiegitter, mit dem der Käfig gesichert wurde. Er brauchte nur Millisekunden, um den Sachverhalt zu erfassen und auszuwerten, und entschloss sich, einstweilen keine Bewegung einzuleiten. Hauptgrund für diesen Entschluss waren die Fremden, die ihn beobachteten. Dass sie sich nicht bewegten, war für Söhrlox keine Überraschung. In der Zeit, die seine Positronik zur Lageerfassung brauchte, brachten organische Wesen nicht einmal ein Muskelzucken zustande.
Söhrlox hatte genügend Zeit, die Entführer ausgiebig zu betrachten.
Beide Exemplare maßen etwa einhundertsechzig Zentimeter Terra-Norm, sie waren massig und gedrungen gebaut. Söhrlox erkannte an den Händen je sechs kleinere Gliedmaßen, die terranischen Fingern entsprachen. Nach dieser Norm bedienten sich die Fremden zweier Daumen an jeder Hand.
Ihre tiefschwarze Haut glänzte leicht. Soweit sie zu sehen war, besaß die Haut weder Haare noch Federn. Die Fremden gingen auf zwei Beinen und besaßen zwei Arme mit gut entwickelten Muskeln.
Gleichzeitig nahm Söhrlox eine Umweltanalyse vor. Die Luft in dem Raum war nach terranischem Maßstab atembar.
Söhrlox betrachtete die Fremden genauer. Ihr annähernd kugelförmiger Kopf saß auf einem kurzen, kaum erkennbaren Hals. Die Lippen waren breite hornige Gebilde vor einem ausgesprochenen Raubtiergebiss mit starken Eckzähnen. Ihre Nase war sehr kurz, stumpf und gewölbt – wie bei terranischen Großaffen. Die Nasenlöcher konnten offenbar durch Hautfalten verschlossen werden. An Stelle der Ohren wiesen die Fremden ein feines Gespinst auf, das sich beidseits des Kopfes in die Höhe zog. Vermutlich nahmen diese Nervenfasern den Schall auf.
Das Auffälligste an den Fremden waren jedoch ihre Augen: große ovale Gebilde, die sich in Schläfenhöhe leicht nach oben krümmten und in einem hellgrünen, faszinierenden Feuer strahlten.
Söhrlox beendete seine Lageanalyse rasch. Seit er wieder voll über seine positronischen Wahrnehmungsorgane verfügen konnte, waren annähernd zwei Zehntelsekunden vergangen. Er klappte einen Waffenarm aus, verzichtete jedoch darauf, die Waffe schon zu benutzen.
Das Feuer in den Augen der Fremden steigerte sich zu einem grellen Glitzern.
»Galto!«, kreischte Kleenz. »Was ist mit dir?«
Der Matten-Willy befand sich in panischer Aufregung. Die Wesen, die ihn und seinen Schützling entführt hatten, schien er überhaupt nicht wahrzunehmen. Mit seinen Stielaugen überprüfte er jeden Quadratzentimeter von Galtos Körperoberfläche, mit Pseudoarmen tastete er den Körper nach Brüchen oder anderen Verletzungen ab. Dass Galto im Betäubungsschlaf grinste und einen außerordentlich vergnügten Eindruck machte, entging dem Willy. Das Phänomen des Traums war ihm nicht bekannt.
Galto streckte kurz alle viere von sich, dann rollte er sich auf die Seite und schlief weiter.
»Ich stelle fest, dass wir statt eines Probeexemplars drei verschiedene Wesen herbeigeschafft haben.«
Kordahl nickte zustimmend.
Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es sich bei einer der drei Gestalten um einen Roboter handelte, eine sehr reaktionsschnelle Maschine mit hervorragender Programmierung. Hommersolth und Kordahl war nicht entgangen, dass die Maschine nach einer sehr kurzen Lageüberprüfung eine Waffe auf sie gerichtet, sie aber nicht abgefeuert hatte.
Das zweite Wesen, ein rötlich scheinender Fladen, war offenbar vollständig organischen Ursprungs.
Interessant war jedoch vor allem der dritte Körper.
»Das müsste einer der Fremden sein«, vermutete Kordahl. Er stand, die Arme vor der Brust verschränkt, vor dem Auffangkäfig und betrachtete den Fang.
Auf den ersten Blick wies das dritte Wesen gewisse Ähnlichkeiten mit Kordahl und Hommersolth auf, aber das war nicht weiter verwunderlich. Für
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