Silberband 090 - Gegner im Dunkel
höchster Lautstärke losplärrte.
Noch lauter war das Kreischen einer Frau, die auf dem Rücken lag und zudem auf einem völlig konfusen Matten-Willy. Ihr Oberkörper wurde dennoch fast völlig von dem Matten-Willy bedeckt, der in seiner Verzweiflung drei Stielaugen ausgefahren hatte, um festzustellen, wen er überhaupt umklammerte. In der Aufregung hatte er seine dünnen Augenstiele verknotet, und die Augen pendelten nun aufgeregt unmittelbar vor dem Gesicht der Frau.
»Aufhören!«, rief Gucky. »Das hält der stärkste Mausbiber nicht aus.«
Er schüttelte sich vor Lachen, war aber immerhin so freundlich, mir zu helfen. Telekinetisch schob er die Posbis zur Seite, die mir im Wege waren. Ich stolperte hastig durch die entstandene Lücke. Es war nicht einfach, den vielen zupackenden Händen zu entgehen, aber ich schaffte es.
Vor der Bar erkannte ich schließlich, dass mein Ausflug beendet war. An den Kreuzungen mit den nächsten Korridoren hatten sich weitere Posbis aufgebaut. Sie kamen langsam näher.
Einer der Posbis – ich hatte ihn Söhrlox getauft – musterte mich skeptisch. Hoffentlich fand er keine Verletzung an mir, wenn doch, dann konnte ich von dem betreffenden Körperteil Abschied nehmen.
»Du siehst übel aus, Galto«, informierte er mich. »Außerdem hast du beträchtlich an Gewicht verloren.«
Konzentratnahrung war also wieder fällig. Es würde mich viel Zeit kosten, die Kalorien, die die Posbis freigebig in mich hineinpumpen würden, durch hartes Training wieder abzubauen.
»Hast du die Frau intim berührt?« Söhrlox deutete auf meine Lippen. Seine Umschreibung eines gefühlvollen Kusses war einigermaßen erheiternd, aber die Konsequenzen, die sich aus seinen Worten ergaben, klangen weit weniger lustig.
»Nnnein!«, stotterte ich. »Natürlich nicht!«
»Mag sein«, gab Söhrlox zu.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Dankbar lächelte ich sein Metallgesicht an, doch Söhrlox war noch nicht fertig. »Wir haben festgestellt, dass bei diesen Kontakten Heerscharen von Bakterien ausgetauscht werden. Es wird sich trotz allem nicht umgehen lassen, dass wir deine Lippen durch antibakteriellen Kunststoff ersetzen!«
Ich schluckte krampfhaft. »Seid ihr wahnsinnig geworden? Dann kann ich doch nie wieder … essen!«
Gerade noch rechtzeitig war mir essen eingefallen. Wenn Söhrlox herausbekam, dass ich geradezu darauf versessen war, Mundflorabakterien auszutauschen – ich wagte nicht, mir die Folgen vorzustellen.
»Vielleicht wäre es deiner Gesundheit förderlich, wenn deine gesamte Energieaufnahme umkonstruiert würde. Deine Grundausstattung scheint bedenkliche Schwächen zu haben.«
Sie schleppten mich zu einem Operationssaal. Ich redete auf Söhrlox ein und versuchte, ihn umzustimmen. Es half nichts. Im Gegenteil, je mehr ich redete, desto größer wurde die Gefahr, dass sie die Gelegenheit nutzten, um mich einer Generalinspektion zu unterziehen. Dabei würden sie dann alles Überflüssige entfernen und durch Posbi-Bauteile ersetzen. Was sie für überflüssig oder gar gefährlich hielten, durfte ich mir gar nicht erst vorstellen. Es hätte für ein Jahr voller Albträume ausgereicht.
»Du scheinst auf einem sehr hohen Erregungspotential zu sein«, sagte Söhrlox sorgenvoll. »Wir werden zunächst dagegen etwas unternehmen!«
Ich fühlte, wie ein Medo-Posbi eine Hochdruckspritze ansetzte. Er jagte genug Beruhigungsmittel in mich hinein, um eine Raumlandedivision betäuben zu können. Alles um mich herum drehte sich. Ich musste die Augen schließen, damit mir nicht übel wurde. Langsam schickte mich das Beruhigungsmittel in die Bewusstlosigkeit.
Mit was für neuen Bauteilen würde ich erwachen?
»Wir können anfangen«, erklärte Söhrlox. »Galto schläft.«
Drei Medo-Posbis machten sich daran, die Kleidung aufzuschneiden. Sie hatten gerade erst den Oberkörper Galtos freigelegt, als Söhrlox einen Gegenbefehl erteilte.
Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Die Willys wichen zurück, als Söhrlox um den Operationstisch herumging und nach verdächtigen Anzeichen suchte. Er hörte das merkwürdige Geräusch als Erster und verband den Ton sofort mit einer Bedrohung. Er gab einem Willy, den Galto auf den Namen Kleenz getauft hatte, den Befehl, Galtos Körper sofort zu umschließen.
Das Brausen wurde lauter.
Sekundenbruchteile später entdeckte Söhrlox das energetische Feld, das sich über dem Operationstisch verdichtete. Wie ein feiner Nebelschleier wallte die Energie
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