Silberband 091 - Die Terra-Parouille
fest, als interessierte ihn nichts anderes.
Auf der Baustelle war – bis auf die Trupps, die an dem Wall arbeiteten – Ruhe eingetreten. Nur einmal verließ ein großer Pulk von Robotern mit technischem Gerät das Raumschiff. Den Beobachtern fiel das allerdings erst auf, als die Maschinen aus dem Sichtschatten des Kolosses hervorkamen.
Der Zug bewegte sich am Nordufer des Namsen flussaufwärts und erreichte innerhalb kurzer Zeit den Abschnitt, in dem der Fluss nach Norden abbog und hinter einem Bergvorsprung verschwand. Es sah ganz so aus, als wolle die Kolonne dort am Ende des Tales eine weitere Baustelle einrichten.
Baldwin Tingmer hatte seine Brandwunden längst verarztet. Walik Kauk deckte seine Verbrennungen erst jetzt mit flüssigem Wundverband ab. Danach wollte er sich nur für wenige Minuten ausruhen, doch er fiel in einen erschöpften Schlaf und träumte von scheußlichen Monstren, die Terra überfluteten.
Es waren hässliche Träume, und Kauk hatte allen Grund, Augustus dankbar zu sein, als dieser ihn weckte.
»Keinen Grund zur Besorgnis«, sagte der Ka-zwo.
Walik Kauk blinzelte verwirrt. »Dann hättest du mich schlafen lassen können, oder?«
»Die anderen bestanden darauf, dass ich dich wecke.«
»Also sind sie doch besorgt?«
»Sie schon. Ich nicht. – Skan Mavrees ist verschwunden!«
Walik Kauk fuhr mit einem Satz in die Höhe. »Dieses Rindvieh«, schimpfte er.
Eigentlich hatte Mavrees eine Waffe mitnehmen wollen, aber dazu hätte er an Walik Kauk vorbeigemusst, und derart wollte er sein Glück nicht auf Probe stellen. Es erschien ihm schon verwunderlich, dass ihn niemand beim Hinausschleichen bemerkt hatte.
Diesmal blieb er auf der Straße. Er hatte den Entschluss gefasst, das Museum vor dem Zugriff der Fremden zu retten, wer immer sie sein mochten. Er hatte sein Leben in Einsamkeit verbracht, und für ihn war jeder ein Fremder – ob weißhäutig und hellhaarig oder schwarz und mit einem Stachelpelz. Dass die Pelzigen von einer anderen Welt stammten, bedeutete Skan Mavrees nichts.
Er kannte nur die Werte, die er sich selbst in der Einsamkeit seiner Überlegungen geschaffen hatte. Die Fischerei war etwas Großartiges. Wie der Mensch es fertig brachte, seinen Lebensunterhalt aus dem Meer zu bestreiten, das faszinierte ihn. Es war umso bewundernswerter, je weiter die Epoche zurücklag. Wie viel Furcht mussten die Menschen des Altertums und der Vorzeit überwunden haben, bevor ihre Boote zum Fischen ausgelaufen waren.
Die Brücke über den Namsen war noch intakt. Aber sie lag gefährlich nahe an dem Wall, den die Fremden errichtet hatten. Skan Mavrees blieb geraume Zeit diesseits der Brücke in Deckung, bis er sicher sein konnte, dass ihn niemand beim Überqueren der Brücke entdecken würde. Außer vielleicht die Männer oben im Haus. Aber Skan hatte den Eindruck, dass er ihnen wenig bedeutete. Also würden sie ihm wohl auch nichts in den Weg legen, wenn er zum Museum ging.
Jenseits der Brücke ließ Skan den Wall hinter sich. Obwohl es für ihn keinen wesentlichen Unterschied zwischen Menschen und den Bewohnern fremder Sterne gab, hielt er die Schwarzen und ihre Roboter für überaus gefährlich. Er ahnte, dass sie etwas dagegen haben würden, wenn er das Fischereimuseum verteidigte. Also war er entschlossen, ihnen diese Absicht so lange wie möglich zu verheimlichen.
Gegen sechzehn Uhr erreichte er sein Ziel und überzeugte sich mit einem Rundgang, dass im Gebäude noch alles in Ordnung war. Von einem der großen Fenster aus konnte er sehen, dass der Rand der schüsselförmigen Vertiefung kaum zweihundert Meter entfernt lag. Ein Robotkommando hatte begonnen, den Wall auch an dieser Stelle aufzuschütten.
Fasziniert und zutiefst entsetzt starrte Skan Mavrees auf die fremdartigen Maschinenwesen.
»Wir müssen ihn zurückholen, bevor er Schaden anrichtet!«, sagte Walik Kauk.
Bluff Pollard gab sich einen Ruck. »Ich werde das tun!«
»Du …?«
Bluff wurde zuerst rot im Gesicht und dann wütend. »Warum nicht ich? Ich bin fast sechzehn, und ich hab's langsam satt, als Küken behandelt zu werden!«
»Du machst dich, mein Junge.« Kauk grinste. »Ich verleihe dir hiermit den Kriegsnamen Brüllendes Küken.«
Bluffs Aufregung sank in sich zusammen wie ein Ballon, der plötzlich ein Loch bekommen hatte. Der Junge ließ die Schultern hängen. »Ich muss es tun«, sagte er dumpf. »Bitte, lass mich …!«
»Was nimmst du mit?«, fragte Walik scharf.
Bluff sah auf. Hoffnung
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