Silberband 092 - Das MODUL
Stimme klang schneidend kalt, scharf spannte sich die lederartige Haut über dem tiefschwarzen Gesicht. Der Kommandant kratzte sich mit einem seiner vier Finger der rechten Hand, von denen einige mit dünnen schwarzen Ringen verziert waren. Diese hoben sich allerdings von der Haut kaum ab.
Ein Hulkoo, der selbst im Kreis dieser Gestalten auffallend untersetzt wirkte, näherte sich dem Kommandanten mit schwerfälligem Gang. Vor Kaarmansch-Xes blieb er stehen. Das waghalsige Manöver des Kugelraumschiffs hatte ihn ebenso überrascht wie alle anderen. Der Unterschied war nur, dass der Kommandant ihm als seinem Stellvertreter die Schuld dafür zuschieben konnte, dass es nicht geglückt war, den Exoten abzuschießen.
»Was haben Sie zu Ihrer Rechtfertigung zu sagen?«, forschte Kaarmansch-Xes.
»Nichts«, erwiderte Toorkensch-Xayos. »Ich habe die üblichen Kampf- und Vernichtungsmaßnahmen eingeleitet. Offensichtlich haben wir es jedoch mit einem Gegner zu tun, der anders denkt, reagiert und handelt, als wir es gewohnt sind.« Er zeigte geringschätzig auf die Projektion eines der keulenförmigen Raumschiffe, die von den Forschern der Kaiserin von Therm geflogen wurden. »Damit ist der Kugelraumer nicht zu vergleichen. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass es uns auf Anhieb hätte gelingen können, den Gegner zu vernichten.«
Kaarmansch-Xes presste die hornigen Lippen fest zusammen. Er spürte, dass sich seine Rückenstacheln aufrichteten und Druck auf den Gurt ausübten. Was sein Stellvertreter sagte, gefiel ihm nicht, das passte nicht zu der Grundmotivation des hulkischen Volkes, der Inkarnation CLERMAC untertänig zu sein.
Kaarmansch-Xes fragte sich bestürzt, ob sein Stellvertreter zu den Rebellen gehörte, zu jenen Ausnahmeerscheinungen also, die nicht bereit waren, der Inkarnation CLERMAC intellektuell, emotionell, psychisch und physisch zu dienen. Für einige Sekunden war der Kommandant wie gelähmt angesichts der Konsequenzen, die sich daraus ergeben konnten.
Helft mir, Energiewesen von Xarlausch-Xont!, dachte er verzweifelt. Lasst nicht zu, dass mir Derartiges widerfährt!
Kaarmansch-Xes war keineswegs ein religiöser Mann. Er pflegte sonst auch alles zu ignorieren, was mit den gottgleichen Energiewesen von Xarlausch-Xont zu tun hatte. Tatsächlich wusste niemand, ob diese wirklich existierten. Bis auf den heutigen Tag war es nicht gelungen, sie irgendwo im Universum aufzuspüren. So war die Frage ihrer Existenz nur mit dem Glauben zu beantworten. Und dazu war Kaarmansch-Xes eigentlich nur dann bereit, wenn er sich in einer Notlage befand, die er selbst nicht mehr kontrollieren zu können glaubte. Er war der Ansicht, dass es in einer solchen Situation zumindest nicht schaden konnte, sich an die Energiegötter zu wenden. Vielleicht gab es sie wenigstens. Und wenn es sie gab, vielleicht fühlten sie sich geschmeichelt, wenn sie um Hilfe angefleht wurden.
Kaarmansch-Xes erschrak über diese Gedanken. Seine Hände fuhren unsicher am Hüftgurt entlang. Er blickte die Offiziere in der Zentrale an und atmete insgeheim auf. Glücklicherweise waren und blieben seine Gedanken vor anderen verborgen. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte man ihn vielleicht selbst als Rebellen gegen die Inkarnation CLERMAC eingestuft.
Welch ein Widersinn!, dachte er prompt. Dabei gibt es für mich nur den Wunsch, der Inkarnation CLERMAC zu dienen. Wenn ich überhaupt an etwas anderes gedacht habe, dann nur deshalb, weil ich meine eigene Leistung für die Geschichtsschreibung optimieren muss.
»Ich bin mit Ihnen unzufrieden.« Er blickte Toorkensch-Xayos durchdringend an, streckte den Arm aus und deutete auf den Holoschirm. Undeutlich zeichnete sich ein in seinen Umrissen nicht definierbares Gebilde ab – es war das gesuchte Objekt, das sich in der Falle gefangen hatte.
»Der Kugelraumer ist in die Materiewolke eingedrungen«, sagte er zornig. »Damit besteht die Gefahr, dass er sich dem gefangenen Objekt nähert und es womöglich gar vor uns erreicht. Sind Sie sich der Bedeutung dieser Gefahr bewusst?«
»Vollkommen«, behauptete Toorkensch-Xayos.
Der Stellvertreter
Natürlich wusste er, wie gefährlich es sein konnte, wenn die Fremden das Objekt in die Hand bekamen. Er fürchtete sich vor einem solchen Ereignis, jedoch aus anderem Grund als Kaarmansch-Xes. Überhaupt dachte er anders als der Kommandant, aber er hütete sich, das zu zeigen. Toorkensch-Xayos hatte in den letzten Stunden eine Veränderung in sich
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