Silberband 092 - Das MODUL
gefühlt, die er sich selbst nicht erklären konnte. Schon seit Jahren fragte er sich, ob es richtig war, dass das hulkische Volk der Inkarnation CLERMAC sklavisch diente und dabei die eigene Würde und jedes Selbstwertgefühl aufgab. Aber er hatte diese Gedanken stets zurückgedrängt.
Nun war alles anders geworden. Toorkensch-Xayos hatte kritisch weitergedacht und plötzlich begriffen, dass auch eine erstrebenswerte Existenz denkbar war, die sich außerhalb dessen bewegte, was er nun als geistige Sklaverei der Inkarnation CLERMAC empfand.
Toorkensch-Xayos war über diese Gedanken ebenso entsetzt, wie es der Kommandant und die anderen Offiziere gewesen wären, hätten sie etwas davon gewusst. Voller Unbehagen erinnerte Toorkensch-Xayos sich an einen jungen Offizier, der ihm gegenüber vor einigen Jahren ähnliche Gedanken geäußert hatte. Er hatte seine Worte mit dem sofortigen Tod gebüßt. Toorkensch-Xayos hatte selbst den Befehl für die Hinrichtung gegeben, ohne nur den Versuch zu machen, über die ketzerischen Worte jenes Offiziers nachzudenken.
Und heute?
Toorkensch-Xayos reagierte maßlos verwirrt und zutiefst verunsichert. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nur, dass sein psychischer Zustand dafür verantwortlich war, dass der Kugelraumer nicht auf Anhieb zerstört worden war. Das konnte er dem Kommandanten jedoch nicht erklären, ohne sich selbst aufzugeben.
»Ich dachte von Anfang an nur an das Objekt, das in der Materiewolke gefangen ist«, sagte er daher. »Ich glaube nicht daran, dass die Exoten in dem Kugelraumschiff zufällig in diesem Teil des Universums aufgetaucht sind. Das wäre mehr als unwahrscheinlich.«
»Sondern?«, fragte Kaarmansch-Xes argwöhnisch.
»Die Besatzung der Kugel weiß mehr über das gefangene Gebilde. Daher kam es mir darauf an, das fremde Raumschiff nur zu beschädigen, es nicht zu vernichten. Vergessen wir nicht, dass wir es nur mit einem Schiff zu tun haben. Im Gegensatz zu den Forschern der Kaiserin von Therm. Während wir dort die Mehrzahl zerstören und sogar einen Gefangenen machen konnten, gibt es hier nur eine Chance.«
»Der Gedanke ist nachvollziehbar«, lenkte der Kommandant zögernd ein.
»Ich bin fest davon überzeugt, dass er sogar in jeder Hinsicht richtig ist.« Toorkensch-Xayos sah eine Möglichkeit, sich der Schlinge zu entziehen, die er schon um den Hals spürte. »Wir müssen die Besatzung lebend haben. Nur dann können wir erfahren, woher das Schiff kommt und was die Fremden suchen. Mit ein bisschen Glück pressen wir die Wahrheit aus ihnen heraus, und vielleicht erfahren wir Dinge, die uns in der großen Auseinandersetzung um Jahre voranbringen.«
Kaarmansch-Xes bemerkte voller Unbehagen, dass sein Stellvertreter die Offensive übernommen hatte. Ihm selbst blieb kein Raum mehr für weitere Beschuldigungen, mit denen er sich von dem Unbehagen des eigenen Versagens hätte befreien können.
»Wir fliegen in die Materiewolke ein«, bestimmte er in einem Tonfall, als sei ausschließlich er auf diesen Gedanken gekommen. »Ich bin der Ansicht, dass sich außer den Exoten in dem Kugelraumschiff noch andere Intelligenzen in der Wolke verbergen können. Ich denke an weitere Forscher der Kaiserin von Therm. Es dürfte lebenswichtig sein, sie zu beseitigen.«
Er befahl, in die Wolke einzufliegen und die Kommandanten der Flotte zu informieren. Sein schwarzes Gesicht spannte sich. Er war entschlossen, die Hauptzentrale diesmal nicht zu verlassen und in Konfliktsituationen klare Vernichtungsbefehle zu geben, wie die Inkarnation CLERMAC dies verlangte. Er hatte jedoch das seltsame Gefühl, dass er sich nicht nur von dem Gedanken an die Inkarnation CLERMAC leiten ließ.
Mittelschwerer Taul Daloor
Der kosmische Trümmerbrocken innerhalb der Materiewolke war ein planetarisches Bruchstück von annähernd keilförmiger Form. Es war rund 82 Kilometer lang und an seiner breitesten Stelle etwa 55 Kilometer dick.
Taul Daloor wusste, dass er so gut wie keine Aussichten hatte, das Ende der Großen Schleife zu erreichen. Aber das berührte ihn nicht. Er befasste sich seit seiner Landung mit dem Phänomen des Planetenbrockens. Aus dessen Beschaffenheit ließen sich Schlüsse über die Art der Katastrophe ziehen, der das MODUL zum Opfer gefallen war.
Der Forscher hatte zunächst vergeblich darüber nachgedacht, wie es möglich sein konnte, dass das Sonnensystem sich schlagartig in eine Materiewolke verwandelt hatte. Mittlerweile war er sich über den Weg,
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