Silberband 092 - Das MODUL
zumindest einer der keulenförmigen Raumer auf.
»Im Zentrum der Materiewolke scheint ein großer Körper zu stehen!«, meldete der Ortungsoffizier.
»Also doch!« Ras Tschubai gab dem Offizier ein Zeichen, woraufhin das Bild der Materiewolke wieder eine Nuance deutlicher wurde. Einzelheiten waren zu meiner Enttäuschung dennoch nicht zu erkennen. Mir war, als stünde ich vor einer grauen Nebelwand, hinter der alles verborgen lag, wonach wir suchten.
»Nichts zu sehen«, sagte Icho Tolot dröhnend.
»Wir haben das Objekt deutlich erfasst«, beteuerte der Ortungsoffizier. »Die Positronik wird ein kontrastreiches Bild ausfiltern, wir versuchen es jedenfalls.«
»Handelt es sich um das MODUL?« Merkosh, der Gläserne, sprach klirrend laut.
»Das wäre möglich«, erwiderte Tschubai zögernd.
»Nach den Daten, die wir erhalten haben, muss es das MODUL sein!«, bemerkte ich. »Es befindet sich in diesem Raumgebiet. Von der Materiewolke war aber keine Rede. Da das MODUL außerhalb der Wolke nicht zu finden ist, muss es in ihr verborgen sein. Ich verstehe nicht, weshalb noch Zweifel bestehen.«
»Wir werden uns auf jeden Fall ansehen, was da in der Wolke steckt«, versprach Ras Tschubai.
»Achtung, Angriff!«, rief der Ortungsoffizier. »Die Scheiben haben uns entdeckt!«
Gedankenschnell stießen drei Raumschiffe auf uns zu. Sie waren plötzlich da, wie aus dem Nichts heraus aufgetaucht. Ich vermutete, dass sie den Linearraum verlassen hatten.
Gegen den hellen Hintergrund der Materiewolke waren die schwarzen Aureolen dieser Schiffe deutlich auszumachen. Die Raumer hatten eine Länge von etwa 900 Metern und eine Breite von etwa 200 Metern. Im Vergleich zur SEIDENRAUPE stellten sie wahre Kolosse dar, denen wir wenig entgegenzusetzen hatten.
Die drei Raumscheiben rasten auf uns zu. Ich glaubte, die von ihnen ausgehende Drohung körperlich fühlen zu können. Allzu deutlich sah ich noch vor Augen, wie die keulenförmigen Raumschiffe vernichtet worden waren. Ein ähnliches Schicksal stand uns bevor.
»Wir ziehen uns in die Materiewolke zurück«, entschied der Emotionaut. »Vermutlich haben die anderen darin ebenso große Schwierigkeiten wie wir.«
Die SEIDENRAUPE beschleunigte, während die ersten Energieschüsse dicht an uns vorbeizuckten.
Augenblicke später erzitterte das Schiff. Ich spürte, dass der Boden schwankte. Die Andruckneutralisatoren arbeiteten für den Bruchteil einer Sekunde ungenau, aber ich konnte den Ruck abfangen.
Die drei schwarzen Scheiben waren mittlerweile sehr nahe.
»Warum pfeffern wir ihnen nicht ebenfalls eins vor die Nase?«, fragte ich bebend.
»Weil das sinnlos wäre«, erwiderte Ras Tschubai erstaunlich gelassen. »Wir hätten ihnen nichts entgegenzusetzen, was sie wirklich beeindrucken würde. Deshalb ist es besser, ihnen unsere Schwäche zu zeigen.«
»Die kennen sie längst«, behauptete ich.
Die Triebwerke heulten auf, als Mentro Kosum unseren Kugelraumer auf Gegenkurs zu den Angreifern brachte. Mir krampfte sich der Magen zusammen, denn eine Kollision schien plötzlich unausweichlich.
Wieder blitzte es bei einem der Raumer auf. Ich kniff die Augen zusammen und fragte mich, wie lange das noch gut gehen konnte. Ein Volltreffer musste unseren Schutzschirm zusammenbrechen lassen, und das würde dann der Anfang vom Ende sein.
Mentro Kosum hatte seine Nerven offenbar abgeschaltet. Mit wachsender Beschleunigung hielt er die SEIDENRAUPE auf Kollisionskurs, jagte genau auf die Scheibenraumer zu. Für einige Sekunden schien es so, als würden wir direkt in die schwärzlichen Aureolen der Angreifer eindringen, dann hatten wir sie in lebensbedrohlich geringer Distanz passiert und rasten auf den Rand der Materiewolke zu.
Die Wiedergabe in den Holoschirmen wurde von Sekunde zu Sekunde schlechter.
Mentro Kosum verzögerte mit Höchstwerten. Die Schutzschirmkontrollen zeigten an, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht war. Die SEIDENRAUPE flog zu schnell in die Wolke ein. Wenn Kosum nicht in Kürze die Geschwindigkeit drastisch reduzierte, brauchten die Fremden nicht mehr einzugreifen.
Hulkoos
Kaarmansch-Xes schrie wild auf, als das kugelförmige Raumschiff mit einem aberwitzigen Manöver dem Angriff auswich und in die Staubwolke floh.
Das mächtige Auge auf seiner Stirn glühte intensiv blau wie ein kaltes Feuer. Der Oberkommandierende der Hulkoos hielt den schmalen Mund leicht geöffnet, seine hornigen Lippen zuckten.
»Toorkensch-Xayos, kommen Sie her!«, befahl er. Seine
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