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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Stimme hörte, wusste er, dass ihm nur noch eine kurze Frist gegeben war. Entweder schaffte er noch einmal den Wandel, oder die anderen würden ihn eines Morgens zum Unglücksbringer stempeln, ihm die Schwingen einschneiden und ihn von der Kuppe des Burgfelsens stürzen.
    Tagelang hockte Mitsino auf ebendieser Kuppe – nicht, weil er sich das Gelände, in dem er sein Leben beenden würde, besonders gut einprägen wollte, sondern um auf einen Ausweg zu sinnen. Ein neuer Gott musste her. Von denen, die gelegentlich in ihren Wolkenschiffen landeten, hatte sich seit Monaten keiner mehr sehen lassen.
    Auch an diesem Tag – um Mittag, als die Sonne am heißesten brannte und die Feldarbeiter im Innern des Felsen verschwunden waren – saß Mitsino auf der Kuppe der Burg und starrte in die Ferne. Er murmelte Gebete an die Himmelsmacht, die über den Göttern stand, und plötzlich …
    Er war alt, aber sein Blick war scharf. Im Tal, auf dem halben Weg zum Tafelfelsen, bewegte sich eine Gestalt. Noch vor wenigen Augenblicken war sie nicht da gewesen. Mitsino konnte sich nicht erklären, woher sie gekommen war – es sei denn, die Himmelsmacht hatte sein Gebet erhört.
    Diese Gestalt benahm sich merkwürdig. Sie grub eine tiefe Furche in den Sand des Talbodens. Von der Höhe des Iti-Iti-Felsens aus wurde diese Furche zur dunklen, schnurgeraden Linie.
    Mitsino erhob sich und ging zurück in den Felsen. Noch war er seiner Sache nicht sicher. Die Gestalt mochte die eines Mucierers sein, der sich als Gott nicht verwenden ließ. Mitsino glaubte zwar, dass es sich um einen der Fremden aus den Wolkenschiffen handelte, aber solange dies nicht sicher war, wollte er sich keine Blöße geben.
    Schließlich gelangte er zu Levojs Kammer. Levoj war einer der tapfersten Krieger des Stammes und wurde gewöhnlich als Truppführer eingesetzt. Er war Mitsino treu ergeben.
    Levoj schlief, als der Allerälteste eintrat. Mitsino weckte ihn. »Ruf deine Leute zusammen!«, befahl er dem Krieger. »Aber so, dass es unbemerkt bleibt. Versammelt euch schnell auf der Kuppe des Felsens. Es gilt, einen Gott zu fangen!«
    Mitsinos Flughäute waren dunkel und wirkten verwittert, aber sie trugen ihn mühelos. Der Allerälteste befand sich mitten im Gewühl der Krieger, als Levojs Trupp sich von der Kuppe des Felsens hinabstürzte und nach Norden das Tal entlangflog. Der Fremde hatte seine Furche inzwischen um zweihundert Schritte weiter gezogen. Mitsino empfand Triumph, als er sah, dass es sich wirklich um eines der Wesen aus den Wolkenschiffen handelte. Er war nur ein wenig misstrauisch, weil er nicht wusste, wie der Fremde hierher gekommen war.
    Als die Schar der Krieger landete, hielt der Fremde sofort in seiner Arbeit inne. Mitsino sah, dass er eine Art Werkzeug mit sich führte, mit dem er die Furche schuf. Sie war etwa drei Fuß tief und einen Fuß breit. Das musste ein mächtiges Werkzeug sein! Ein Mucierer hätte fast einen Tag dazu gebraucht, die Arbeit zu tun, die der Fremde in einer Stunde bewältigt hatte.
    »Wer bist du?«, fragte Mitsino. »Wo kommst du her?«
    Der Fremde antwortete mit einem Schwall von Worten, die niemand verstand. Die ersten Silben klangen wie ›ofedam‹, und so wollte Mitsino ihn von nun an nennen.
    Er machte die zeremonielle Verbeugung, die für die Begegnung mit Göttern vorgeschrieben war. »O mächtiger Ofedam!«, flehte er. »Ich bitte dich, mit uns zu kommen und unsere Burg als dein Heim zu betrachten.«
    Ofedam musterte die Krieger einen nach dem andern, zuletzt Mitsino. Es war etwas in seinem Blick, was auf den Allerältesten den Eindruck von Verwirrung und Unsicherheit machte. Der Fremde sprach abermals unverständliche Worte.
    Mitsino wandte sich an Levoj. »Er will mit uns kommen«, log er. »Vier deiner Leute sollen ihn aufnehmen. Zwei andere nehmen sein Werkzeug.«
    Die Krieger rückten vor. Es erwies sich als reichlich schwierig, Ofedam von seinem Werkzeug zu trennen. Aber schließlich gelang es doch. Vier kräftige junge Krieger hatten den neuen Gott bei Armen und Beinen gepackt und schwangen sich in die Luft. Die übrigen folgten. Zwei von ihnen trugen das Gerät zwischen sich. Das Fauchen der Startraketen, mit denen sie die nötige Flughöhe gewannen, erfüllte das Tal.
    Mitsinos Triumph war vollkommen. Er hatte seinen Gott!
    In geringer Höhe glitt die Korvette über den Höhenzug hinweg in südliche Richtung. Zur Linken lag das Hochtal, in dem einst die Burg der Ploohn-Königin Zeus gestanden

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