Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
wieder. Wie ist die Untersuchung ausgefallen?«
»Der Schmorprozess schreitet unaufhaltsam fort«, berichtete ich. »Allerdings sind davon bislang keine wichtigen Elemente betroffen, so dass nicht mit einem völligen Funktionsausfall zu rechnen ist.« Das waren genau die Worte, die ich kurz zuvor von Louisyan gehört hatte.
»Gut«, sagte Langur. »Bleiben Sie jetzt bei mir. Die SOL erreicht in Kürze das Varben-Nest. Es sieht so aus, als stünde dort nur mehr ein kleiner Teil der Hulkoo-Flotte, die uns angegriffen hat.«
»Es sind etwa dreihundert Schiffe«, mischte sich Joscan Hellmut ein. Er machte ein düsteres Gesicht. »Immer noch genug, um dieses Schiff in einen Trümmerhaufen zu verwandeln.«
»Die Gravitationskonstante im Bereich der drei Sonnensysteme schwankt«, erklärte Douc Langur. »Das muss mit der Katastrophe vor dreieinhalb Monaten zusammenhängen. Die Varben werden sehr darunter leiden.«
»Nicht nur die Varben«, sagte Fellmer Lloyd, der vor Langur an den Kontrollen saß. »Wir haben mehrere Hulkoo-Schiffe ausgemacht, die offenbar nicht mehr manövrierfähig sind.«
»Das kann uns ebenfalls passieren, wenn wir weiterfliegen«, brummte Hellmut.
Perry Rhodan zeigte sich von den aufflackernden Diskussionen wenig beeindruckt. Er saß neben dem Emotionauten Mentro Kosum und beobachtete die Ortungsanzeigen.
»Nach allem, was wir über die strategischen Fähigkeiten der Hulkoos wissen, müssen wir annehmen, dass sie uns entdeckt haben und sich auf einen Angriff vorbereiten«, sagte Atlan.
»Wir bleiben auf Distanz und versuchen herauszufinden, was hier vorgeht«, bestimmte Rhodan.
Langur wandte sich an mich. »Verstehen Sie das, Casey?«, pfiff er so leise, dass die anderen ihn nicht hören konnten.
Ich hatte überhaupt nicht richtig zugehört, sondern mir Gedanken über meine angeschmorte Brokylleinheit gemacht. »Ich bemühe mich«, sagte ich daher ausweichend.
Quartoich hatte die Inkarnation über das Erscheinen des gegnerischen Schiffes unterrichtet und hoffte, dass seine Nachricht auch empfangen worden war. Während er mit seinen Offizieren über die einzuschlagende Angriffsstrategie diskutierte, meldete sich die Inkarnation über Funk. Das war mehr als ungewöhnlich. Entweder hatte ihre geistige Kraft nachgelassen, oder ihr Anliegen war so kompliziert, dass sie es nur auf dem Funkweg begreiflich machen konnte.
Die Offiziere verstummten. Trotz ihrer unterwürfigen Haltung konnte Quartoich ihre gespannte Erwartung erkennen. Wahrscheinlich hofften sie, dass endlich alle weiteren Rettungsaktionen abgeblasen wurden.
»Ich erfahre das höchste Glück«, meldete sich Quartoich. »Der Meister selbst lässt sich dazu herab, mit einem Unwürdigen zu sprechen.«
»Unwürdig, das bist du in der Tat«, sagte eine dumpfe Stimme. Quartoich kannte sie, denn er hatte schon mit anderen Hulkoo-Kommandanten vor der Inkarnation gestanden, um Befehle entgegenzunehmen. »Unwürdig und unfähig, wie anders wäre es sonst zu erklären, dass ich mich weiterhin in dieser misslichen Lage befinde.«
Quartoich wand sich im Sitz. Er war zutiefst betroffen wegen dieses Vorwurfs, den er als ungerechtfertigt empfand, wunderte sich aber zugleich darüber, dass die Inkarnation ihre Hilflosigkeit so offen zugab. »Ein neues Schiff ist unterwegs«, verteidigte er sich.
»Es kam vom Kurs ab wie alle anderen. Ich spüre die verzweifelten Gedanken der Besatzung. Wie sollen sie mich abholen, wenn sie selbst Hilfe benötigen?«
»Ich werde ein weiteres Schiff losschicken, erhabener CLERMAC«, versicherte Quartoich. »Diesmal übernehme ich selbst das Kommando.«
»Du sprichst mit VERNOC, aber das ist derzeit bedeutungslos. Viel schlimmer erscheint mir, dass kein Hulkoo in der Lage ist, etwas für mich zu tun. Diese veränderten Verhältnisse reduzieren allmählich meine geistigen Fähigkeiten. Mein Wahrnehmungsvermögen lässt nach. Da sich die Zustände in absehbarer Zeit nicht ändern werden, muss schnell etwas geschehen.«
»Gewiss«, pflichtete Quartoich bei.
»Ich sehe, dass eure Schiffe nicht in der Lage sind, innerhalb des Varben-Nests zu manövrieren, deshalb müssen wir eine andere Einheit finden!«
»Ja, Erhabener!« Verblüfft fragte sich der Hulkoo, ob die Inkarnation schon geistig so verwirrt war, dass sie die Unmöglichkeit ihres Ansinnens nicht erkannte. Bis Raumschiffe eines anderen Hilfsvolks vor Ort eintreffen konnten, würde sich das Schicksal der Inkarnation längst erfüllt haben. Abgesehen davon
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