Silberband 098 - Die Glaswelt
enttäuscht. »Hast du im Interesse der SOL-Geborenen gehandelt?«
Mit dem Vorwurf hatte Bjo Breiskoll gerechnet, aber nicht, dass er so schnell damit konfrontiert würde. Er ahnte, dass Atlans Bemerkung Anlass für neue Spannungen zwischen den einzelnen Parteien an Bord der SOL sein konnte.
»Die SOL-Geborenen haben damit nichts zu tun!«, versicherte er hastig. »Ich habe es in unser aller Interesse getan.«
»Unser einziges Interesse bestand darin, mit Hilfe des Kristalls Perry Rhodans Spur zu finden«, erklärte Atlan mit kaum unterdrückter Verzweiflung. »Bist du dir nicht darüber im Klaren, dass du uns dieser geringen, aber immerhin vorhandenen Chance beraubt hast?«
»Wir haben den Kristall nicht endgültig verloren«, widersprach Bjo. »Ich kann ihn espern, sodass wir auf der Spur der HÜPFER bleiben können. Allerdings bin ich von der Überlegung ausgegangen, dass die Forscher mehr mit dem Kristall erreichen können als wir – warum hätten sie ihn sonst gestohlen? Wenn wir den Dieben folgen, führen sie uns vielleicht ans Ziel.«
»Wenn es stimmt, was Bjo sagt, hat er verständlich gehandelt«, warf Fellmer Lloyd ein. »Seine Argumente sind einleuchtend.«
»Außerdem müssen Langur und seine Freunde früher oder später umkehren«, fuhr Bjo fort.
Die anderen sahen ihn verständnislos an, und er zog das Schaltelement der Antigravwabenröhre aus der Tasche und hielt es hoch. »Ich habe dafür gesorgt, dass die Forscher ihre Regenerationshülse nicht benutzen können.«
Er sah, dass Atlan aufatmete.
»Ich bin dafür, dass wir den Forschern einen gewissen Vorsprung geben und ihnen Zeit lassen, die Informationen des Kristalls auszuwerten«, sagte Bjo. »Wenn sie wirklich Erfolg haben, nehmen wir wieder Kontakt zu ihnen auf.«
Der Kommandant der SOL nickte zustimmend.
Damit war die Sache für ihn ausgestanden, und die Entwicklung war günstiger ausgefallen, als Bjo befürchtet hatte.
Die Gedankenfetzen, die er auffing, bewiesen ihm wieder einmal, dass die Kluft zwischen Terranern und SOL-Geborenen groß war. Zum Glück hatte Joscan Hellmut die letzten Wahlen der SOL-Geborenen gewonnen und war wieder ihr Sprecher geworden. Die Radikalen hatten sich nicht durchsetzen können.
Bjo wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, als Atlan ihn aufforderte, neben Mentro Kosum Platz zu nehmen. Der Emotionaut erwartete genaue Hinweise auf den neuen Kurs der SOL.
Der Katzer entspannte sich. Wenn er den Kristall espern wollte, durfte er sich nicht ablenken lassen.
»Sechs Monate sind eine lange Zeit«, hörte er Atlan noch sagen. »Wir können nicht einmal sicher sein, ob Perry sich weiterhin in Ganuhr befindet. Vielleicht wurde er von BULLOC längst in eine andere Galaxis von BARDIOCs Herrschaftsbereich gebracht.«
Bjo wunderte sich, dass Atlan immer davon ausging, Perry Rhodan könnte noch am Leben sein. Dabei war das alles andere als sicher.
Konnte ein Mensch in BULLOCs Energiesphäre überhaupt leben?
Oder – was ein nicht geringerer Unsicherheitsfaktor war – hatte BULLOC Rhodan nach der gelungenen Flucht umgebracht?
Bjo erschauerte bei diesen Gedanken. Auf jeden Fall war Rhodan – sollte er noch am Leben sein – sicher der einsamste Mensch in diesem Universum.
22.
D ie Forscher untersuchten das unbekannte Sonnensystem gründlich und drangen mit ihrem Schiff erst in den Bereich der Pla netenbahnen ein, als sie sicher sein konnten, die einzigen Raum fahrer in diesem Gebiet zu sein. Sie stellten fest, dass es auf der mitt leren Welt Spuren zweier verschiedenartiger Zivilisationen gab. Eine davon war auf dem Planeten selbst entstanden und befand sich im Stadium des Übergangs zwischen nomadisierenden Jägerstämmen zu sesshaften Bauernvölkern. Die zweite war von einer anderen Welt hierher getragen worden und wies alle Anzeichen eines hoch technisierten Entwicklungsstands auf. Es war bezeichnend, dass es auf allen Kontinenten Hinweise auf die einheimische Zivilisation gab , während die Fremden sich nur entlang eines breiten Flusses ange siedelt hatten.
»Hulkoo-Technik!«, stellte Douc Langur fest, als die ersten Vergrößerungen sichtbar wurden. »Es ist, wie ich vermutet habe. Dieser Planet wurde vor langer Zeit als Brückenkopf benutzt. Wahrscheinlich haben die Inkarnation und die Hulkoos die Station am Fluss längst aufgegeben.«
»Du meinst, dass wir außer den Eingeborenen kein intelligentes Wesen auf dieser Welt antreffen werden?«, wollte Ranc Poser wissen.
»Es ist möglich,
Weitere Kostenlose Bücher