Silberband 098 - Die Glaswelt
habende Emotionaut, leitete das Ausschleusungsmanöver.
Noch ist Zeit!, dachte Bjo. Aber er beherrschte sich und schwieg.
Wie ein goldener Tropfen fiel das kleine Schiff bald darauf in den Raum und verschwand aus dem Sichtbereich.
»Eigentlich schade, dass sie weg sind.« Atlans Stimme durchbrach die in der Zentrale herrschende Stille. »Ich hatte mich richtig an sie gewöhnt.«
Bjo schloss die Augen und sagte leise: »Sie haben den Kristall mitgenommen.«
Douc Langur schaltete den automatischen Piloten ein und rutschte vom Sitzbalken vor den Kontrollen herunter. Er öffnete seine Gür teltasche, zog seinen LOGIKOR und den Kristall der Kaiserin von Therm heraus und legte beide auf eine Art Tablett zwischen den Steuermechanismen.
»Die Antwort auf unsere Frage kann nur im Einflussbereich der Superintelligenzen BARDIOC und Kaiserin von Therm zu finden sein«, wandte er sich an seine Artgenossen. »Wir müssen daher mit möglichst vielen Intelligenzen in diesem Bereich Kontakt aufnehmen. In der SOL waren wir isoliert, deshalb war unsere Handlungsweise richtig. Nehmt jetzt eure LOGIKOREN, damit wir mit der Untersuchung des Kristalls beginnen können. Ich bin überzeugt davon, dass wir brauchbare Hinweise finden werden.«
Die angeregte Prozedur erwies sich als etwas umständlich, denn für alle vier Forscher war es im Kontrollraum der HÜPFER eng. Schließlich aber lagen die vier Rechnerkugeln neben dem Kristall.
»Ich habe ein schlechtes Gewissen. Wir hätten Atlan die Wahrheit sagen sollen«, gestand Daloor.
»Im Grunde genommen werden auch die Menschen profitieren, wenn wir die Impulse des Kristalls enträtseln«, verteidigte Langur seinen Plan. »Sobald wir etwas Wichtiges entdecken, informieren wir die SOL-Besatzung.«
Er verschwieg seinen Freunden, dass zumindest Bjo Breiskoll über die Zusammenhänge informiert zu sein schien. Es blieb ihm jedoch ein Rätsel, warum der junge Mann sein Geheimnis für sich behalten hatte.
Sie begannen mit der Untersuchung des Kristalls.
Manchmal sehnte Douc Langur sich in die Zeit zurück, als er von Bord des MODULs aus Expeditionen unternommen hatte. Die Zeit, die er und die anderen beim Flug entlang der Unendlichen Schleife erlebt hatten, erschien ihm aus der Sicht der Gegenwart als die schönste seines Lebens. Allerdings reichte seine Erinnerung kaum darüber hinaus zurück, sodass er nicht beschwören konnte, ob davor eine noch glücklichere Phase seines Lebens lag. Er fragte sich, ob er so etwas wie eine Jugend erlebt hatte oder einfach aus dem Nichts entstanden war.
»Es sind richtungsweisende Impulse«, drang Kaveers Stimme in seine Gedanken.
»Bist du sicher?« Douc richtete die Sinnesorgane auf.
»Absolut«, bestätigte Kaveer. »Ich glaube, dass wir in der Lage gewesen wären, sie schon auf der SOL zu entschlüsseln.«
»Ich wundere mich, dass die Wissenschaftler der Menschen keinen Erfolg hatten«, sagte Langur. »Vor allem, weil ihnen mit SENECA eine unvergleichliche Rechenanlage zur Verfügung steht.«
»An Bord der SOL waren die Störeinflüsse einfach zu stark«, bemerkte Poser. »Ich glaube, dass die Impulse des Kristalls nicht deutlich genug sind, sich dagegen zu behaupten. Vermutlich hat Alaskas Cappinfragment vieles überlagert und verzerrt. Deshalb konnten wir mit diesen Hinweisen niemals mehr anfangen und irrten durch das Zentrum von Ganuhr.«
Das leuchtete Langur ein. Er wunderte sich, mit welchem Eifer seine Begleiter bei der Sache waren. Anfangs hatte er sogar befürchtet, dass sie ihn nicht unterstützen würden. Sie hatten früher zu anderen Forschergruppen des MODULs gehört und sich erst mit ihm angefreundet, nachdem die große Forschungsstation der Kaiserin in BARDIOCs Falle gegangen und havariert war.
Die nun zwischen ihnen herrschende Freundschaft war umso erstaunlicher, als sie früher verschiedenen s-Tarvioren gedient hatten. Von der Zusammensetzung seines s-Tarviors hing letztlich auch die Mentalität eines Forschers ab.
Es war tröstlich zu wissen, dass in Notsituationen alle Gegensätze verblassten.
Die LOGIKOREN gaben jetzt die ausgewerteten Daten des Kristalls an die Zentrale der HÜPFER weiter. Douc Langur gestand sich ein, dass er von widerstreitenden Gefühlen beherrscht wurde. Er war begierig, endlich die Wahrheit über sich zu erfahren – andererseits fürchtete er sich davor.
Taul Daloor schien ähnlich zu denken. »Wer weiß, worauf wir uns eingelassen haben«, bemerkte er.
Wahrscheinlich hätten alle vier in
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