Silberband 099 - Treibgut der Sterne
wieder. Er wirkte besorgt. »Kann sein, dass wir eine Spur haben«, sagte er. »Die ganze Sache ist äußerst verwirrend. Am besten, du sprichst mit Yma selbst.«
Sie nannten sie die Indianerprinzessin. Glaus Bosketch und Yma Anahuac waren in Rom aufeinandergestoßen – zu jener Zeit, als Bosketch den Ruf der Kleinen Majestät verspürt und seinen Zug nach Norden vorbereitet hatte. Yma war eine exotische Schönheit. Sie behauptete, von einer langen Reihe südamerikanischer Königsahnen abzustammen, und behandelte ihre Umgebung mit einem Hochmut, den Bosketchs Truppe jeder anderen Frau längst übel genommen hätte.
Walik Kauk hatte mit Yma bisher wenig zu tun gehabt. Er musterte sie aufmerksam.
»Meiner Ansicht nach ist Glaus Bosketch übergeschnappt«, schimpfte die Prinzessin.
Bosketch interessierte ihn nicht. »Was hat das mit Marboo zu tun?«, fragte Walik nicht besonders freundlich.
»Das entscheide selbst. Wir alle haben uns in Glaus getäuscht. Er lachte euch aus, als ihr vor den Gefahren gewarnt habt, die auf uns zukommen. Er gab sich stark und furchtlos, tatsächlich war er voller Angst.«
Walik verstand noch immer nicht, was das mit Marboo zu tun haben sollte.
»Glaus hat sich mir vor ein paar Tagen anvertraut«, fuhr die Indianerin fort. »Er ist davon überzeugt, dass die Erde untergehen wird – auch der Mond, sagte er. Die letzten Tage seines Lebens will er deshalb wie im Paradies verbringen. Gut essen, gut trinken, viel Ruhe und … eine Frau.«
Walik horchte auf. »Er ist an dich herangetreten?«
»Er versprach mir die Seligkeit auf Erden. Einen Palast, die feinsten Speisen und Getränke, Diener …«
»Diener?«
»Wahrscheinlich meinte er Roboter.«
»Wo sollte sich das alles abspielen?«
»Ich weiß nicht. Ich fand seinen Plan wenig anziehend und machte kein Hehl daraus. Er schimpfte mich eine verdammte Rothaut, die nicht wisse, welche Ehre ihr zuteil werde …«
»Keine Ahnung, wohin er sich verkriechen wollte?«
»Er sprach von einem Tal mit grünen Wiesen und Wäldern, von einem herrschaftlichen Landhaus.«
»Die gibt es zu Dutzenden. Glaubst du, er hat sich an Marboo gehalten, nachdem er von dir abgewiesen wurde?«
»Ich halte es für möglich«, antwortete Yma. »Er sprach höhnisch von etwas viel Besserem, das er sich holen würde. Oft genug hat er mit großer Begeisterung von Mara Bootes und auch von Vleeny geschwärmt. Er ist eben ein sehr physischer Mensch.«
Walik nickte verbissen. »Das ist wenigstens ein Hinweis. Danke. Gib mir Ver!«
Die Indianerin verschwand. Ver Bix erschien wieder auf dem Schirm.
»Du hast alles gehört?«, fragte Walik und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: »Ich brauche ein paar Minuten zum Nachdenken. Bereitet euch auf eine umfassende Suchaktion vor. Wir suchen jedes Landhaus in der Umgebung der Stadt ab. Verstanden?«
»Klar«, versicherte Bix.
Walik Kauk schaltete die Verbindung ab.
»Diener«, murmelte er. »Woher holt er die Diener?«
Zwischenspiel in der Milchstraße
»Loman Vigor, der Vertreter der Initiative Gäa für immer«, meldete der Pförtnerroboter.
Julian Tifflor sah auf die Uhr. Es war 14.10 Uhr. Vigor hatte sich ursprünglich für 14 Uhr angemeldet. Es musste schlecht um den Ruf und das Ansehen des Prätendenten stehen, wenn der Vertreter einer Bürgerinitiative sich erlaubte, zehn Minuten zu spät zu erscheinen.
»Soll hereinkommen!«
Ein älterer Herr trat ein. Tifflor nahm zur Kenntnis, dass die Initiative sich in der Public-Relations-Psychologie auskannte. Vigor mochte die hundert schon überschritten haben, er hatte einen kleinen Bauchansatz und wirkte mit seinen weißen Haaren, dem freundlichen Lächeln und seinem leicht linkischen Verhalten wie der sprichwörtliche gute alte Onkel.
Vigor wartete, bis er aufgefordert wurde, Platz zu nehmen.
»Sie haben Wichtiges auf dem Herzen?«, eröffnete Julian Tifflor die Unterhaltung.
Loman Vigor lächelte verbindlich und machte im Sitzen eine leichte Verbeugung. »Das ist der Fall, Prätendent. Die Initiative Gäa für immer ist eine spontane Reaktion der Bürger auf den Plan Pilgervater, der von der Administration vorangetrieben wird. Gäa für immer bietet den Bürgern eine Alternative gegenüber dem – sagen wir: abenteuerlichen – Plan der Regierung.«
»Ich kenne die Initiative bislang nicht«, gestand Tifflor ein. »Seit wann gibt es sie? Hat sie sich als politisches oder meinungsbildendes Organ registrieren lassen?«
Loman Vigor breitete die
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