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Silberband 099 - Treibgut der Sterne

Titel: Silberband 099 - Treibgut der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Assoziationskette aus.
    Sie wich unwillkürlich zurück. Der Junge stand nur da und starrte sie aus seinen klugen Augen an. Der Größe nach zu schließen, konnte das Alter mit sechs Jahren stimmen. Aber die Augen passten nicht zu einem Kind. Virna musste sich gewaltig anstrengen, um sich von dem zwingenden Blick zu lösen.
    Jetzt erst sah sie, dass er einen ovalen Metallreif um den Hals trug, an dem ein Anhänger von der Größe einer Walnuss hing. Dieses Amulett wirkte roh, ähnlich wie ein ungeschliffener Kristall, trotzdem erinnerte sie das Material an jenes, aus dem Harzel-Kolds Psychode erschaffen worden waren. Die Hand des Jungen fuhr hoch und schloss sich besitzergreifend um das Amulett. Er blickte sie immer noch leicht herausfordernd an.
    »Hat Galinorg dich von Zwottertracht gebracht?«, fragte sie benommen. »Bist du …?«
    Der Junge nickte und sagte mit weicher, aber gar nicht kindlich wirkender Stimme: »Ich bleibe jetzt bei dir, es wird sich zeigen, für wie lange.«
    Hinter ihm kam Vic Lombard ins Wohnzimmer gepoltert. Seine Augen waren blutunterlaufen, mit der gesunden Hand hielt er sich den Kopf, sein Armersatz deutete auf den Jungen. »Wer ist das?«, brüllte er. »Ein Vincraner hat ihn gebracht und gesagt, dass du dich um ihn kümmern sollst. Als ich ihn hinauswerfen wollte, hielt mir der Bengel den Anhänger hin, den er um den Hals trägt – und dann weiß ich nichts mehr.«
    Der Junge versteckte das Amulett schnell unter dem Gewand, als fürchte er, Vic könnte es ihm wegnehmen. Er begann haltlos zu schluchzen und drängte sich Schutz suchend an Virna.
    »Er ist mein Sohn«, sagte sie. »Harzel-Kold ist sein Vater.«
    Vie starrte sie entgeistert an. »Ich dachte, das Kind sei tot zur Welt gekommen.«
    »Das habe ich erfunden, um Komplikationen aus dem Weg zu gehen. Ich glaubte nicht, dass … Aber egal, da er nun einmal hier ist, werde ich seine Erziehung übernehmen.«
    »Ich muss mich wohl fügen.« Vic warf dem Jungen einen misstrauischen Blick zu. »Wie heißt du eigentlich?«
    Virna nannte ihn Boyt. Sie sah Schwierigkeiten mit den Behörden auf sich zukommen, aber Boyt selbst machte den Vorschlag, dass sie ihn als Adoptivsohn registrieren lassen sollte, und das war wirklich die einfachste Lösung. Sie gab ihn als Boyt Margor aus, eine Waise aus der Milchstraße.
    Damit waren die Probleme aber nicht aus der Welt geschafft.
    Boyt gewöhnte sich nur schwer an die veränderten Lebensbedingungen. Schon in der ersten Nacht bekam er einen hysterischen Anfall, als während einer Störung aus dem Lautsprecher der Bildwand ein durchdringender Heulton erklang. Er lief wie von Sinnen durchs Haus, pochte gegen die Fenster und hämmerte in panischer Angst gegen die Wände. Schließlich warf er sich auf den Boden und barg den Kopf schützend unter den Armen.
    »Das war keine Sturmwarnung, Boyt«, versuchte Virna ihm zu erklären. »Auf Gäa gibt es keine Sandstürme, folglich haben die Häuser keine Sicherheitsanlagen.«
    Ihr Zureden half wenig. Es dauerte lange, bis Boyt aus eigener Erfahrung zu der Erkenntnis kam, dass sirenenartige Geräusche auf Gäa keinen Sandsturm ankündigten. Anfangs warf er sich auf offener Straße zu Boden, wenn irgendwo das Warnsignal eines Fahrzeugs ertönte. Das sprach sich herum, und die Kinder machten sich einen Spaß daraus, Sirenengeheul nachzuahmen, um Boyt in Panik zu versetzen.
    Es war schwer für den Albino, Freunde zu finden, weil er anders als die anderen war. Aber das lag weniger an seinem Aussehen. Gäa war zu einem Schmelztiegel für unzählige Menschenvölker und Fremdvölker geworden, und Vorurteile gab es nicht. Doch Kinder erkannten Boyts psychische Andersartigkeit besser als Erwachsene. Sie fürchteten ihn deswegen, und weil sie den Angriff für die beste Verteidigung zu halten schienen, setzten sie ihm auf mannigfaltige Weise zu. Boyt schluckte alle diese Schläge, nur seiner Mutter vertraute er sich an.
    »Ich hasse sie! Ich werde ihnen alles heimzahlen.«
    »Man soll Gleiches nicht mit Gleichem vergelten, Boyt«, ermahnte sie ihn.
    »Keine Sorge, das habe ich auch nicht vor«, versprach er. Das Wort Mutter brachte er nicht über die Lippen, Virna fand sich damit ab.
    In der Nachbarschaft wohnte der achtjährige Cloen Bellon, der Boyt arg zusetzte, obwohl seine mit Virna und Vic recht gut befreundeten Eltern alles versuchten, dass sich die beiden vertrugen. Cloen war ein Musterschüler, der in Technik und Naturwissenschaft schon über ein Dutzend

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