Silberband 099 - Treibgut der Sterne
bereitete er sich darauf vor, den Individualschirm einzuschalten.
Als er den Liftschacht in der Hauptzentrale verließ, registrierten die Taster seines Ortungskopfs, dass der Fremde ihm in einem der kleineren Schächte folgte. Er würde vermutlich von der Krankenstation aus durch den Nebeneingang kommen, der rund fünf Meter über dem Boden der Zentrale lag und von dem aus eine Treppe an der Kontrollwand der Bordpositronik entlang nach unten führte.
Diese Annahme erwies sich schon kurz darauf als zutreffend. Anson Argyris stand über die Schaltkonsole des positronischen Logbuchs gebeugt. Er wollte sichergehen, dass ihm der Fremde nicht entkam, deshalb wartete er, bis der andere die Treppe halb herabgestiegen war. Dann drehte er sich blitzschnell um.
Verblüfft starrte er auf das Echsenwesen.
Waren die Beziehungen zwischen Menschen und Topsidern schon seit Jahrhunderten gut gewesen, so durfte das Verhältnis zwischen beiden Völkern seit der Gründung der GAVÖK sogar als herzlich bezeichnet werden. Topsider kämpften Schulter an Schulter mit Menschen, Blues, Neu-Arkoniden und Akonen auf den Schiffen der GAVÖK gegen Laren und Überschwere.
Aus diesem Grunde verzichtete der Vario darauf, seinen Individualschirm einzuschalten. Er senkte auch den Arm mit dem verborgenen Paralysator und verzog sein Gesicht zu einem freundlichen Lächeln. Darüber vergaß er jedoch nicht, sich Gedanken zu machen, was Topsider auf Olymp suchten – und vor allem, in welchem Verhältnis sie zu den Posbis, Gurrads und anderen Intelligenzen standen, die ebenfalls in der Nähe der Ausweichzentrale gelandet waren.
»Hallo, Topsider!«, sagte er auf Interkosmo.
Als Gys-Voolbeerah, der schon sehr lange in der Milchstraße lebte, beherrschte Blunnentior das Interkosmo. Deshalb verstand er, dass der andere ihn freundlich grüßte. Was er nicht begriff, war die sorglose Haltung, die der Eindringling an den Tag legte.
»Hallo, Mensch!«, erwiderte Blunnentior vorsichtshalber.
»Was tun Sie hier?«, fragten sie beide – und mussten beide gegen ihren Willen darüber lachen.
»Ich bin Kaiser Anson Argyris und der Herr dieses Planeten«, sagte der Eindringling streng. »Normalerweise bittet mich jeder um Erlaubnis, der auf Olymp landen will. Deshalb bin wohl ich derjenige, der Fragen zu stellen hat. Also noch einmal: Was tun Sie hier?«
Blunnentior hatte Mühe, seinen Triumph zu verbergen. Er wusste, wer Anson Argyris war, auch wenn er niemals ein Bild von ihm gesehen hatte. Ausgerechnet dieser Mensch, der nach Perry Rhodan und Atlan früher die stärkste Macht in der Milchstraße verkörpert hatte, war ihm in die Hände gefallen.
»Sie sind mein Gefangener, Majestät!«, erklärte er mit der Höflichkeit dessen, der sich dem Gegner haushoch überlegen fühlte.
Aufmerksam beobachtete er Argyris. Er erwartete, dass der Freifahrerkaiser versuchen würde, eine Waffe zu ziehen, aber dieser Mann traf keine Anstalten, sich zu verteidigen.
»Mit einer rein verbalen Waffe macht man keinen Gefangenen, Topsider«, entgegnete der Kaiser.
Blunnentior sah ein, dass er so nicht weiterkam. Er bildete in der Körperhöhlung, in der er das Nervengas konzentriert hatte, eine düsenförmige Öffnung und sprühte das blitzartig wirkende Gift auf sein Gegenüber. Anson Argyris schwankte leicht, dann stand er wieder sicher auf den Beinen. Aber Getroffene brachen nur selten zusammen.
Völlig auf die Wirkung des Nervengases vertrauend, ging Blunnentior auf den Freifahrerkaiser zu. Das Gas versagte nie, deshalb war es ein Schock für ihn, als Argyris den rechten Arm in seine Richtung ausstreckte.
Blitzschnell warf Blunnentior sich zur Seite. Er hörte das Knistern eines Paralysestrahls und beschloss, sich erst einmal abzusetzen. Er brauchte eine Strahlwaffe, mit der er den Kampf wieder aufnehmen konnte.
Anson Argyris wankte, als seine bionische Gehirnkomponente ausfiel. Umgehend sperrte der Bioponblock die Verbindung zwischen beiden Gehirnhälften und ermöglichte es dadurch der positronischen Komponente, den Körper allein zu übernehmen.
Der Vario kam zu dem Schluss, dass der Topsider ihn mit einem organischen Nervengas aus seinem Körper angegriffen hatte. Folglich war sein Gegenüber kein Topsider, obwohl er wie einer aussah.
Argyris hob den rechten Arm und löste den Paralysator aus. Er war absolut sicher, dass der Kampf damit vorbei war, denn so schnell wie das positronische Element konnte kein organisches Wesen reagieren. Dennoch traf der Schuss
Weitere Kostenlose Bücher