Silberband 100 - BARDIOC
dass es ihm glaubhaft erschienen wäre. Aber welchen Grund sollte BULLOC haben, ihn in dieser Hinsicht zu belügen?
Der ehemalige Mächtige fragte sich, ob er ein solches Zusammentreffen noch als Zufall bezeichnen konnte. Gab es unbegreifliche Verflechtungen im Schicksal völlig verschiedener Wesen?
Nach allem, was Callibso über die Zusammenhänge im Universum wusste, hatte der Zufall eigene Gesetze. Gewisse Dinge ereigneten sich geradezu zwangsläufig.
»Nun?«, drang BULLOCs Stimme in sein Bewusstsein. »Wie denkst du jetzt über meinen Vorschlag? Verbünden wir uns?«
Callibso spürte die negative Kraft der Inkarnation. Zweifellos war BULLOC die Essenz alles Bösen, das jemals in Bardioc existiert hatte. Aber hatte Callibso deshalb das Recht, gegen die vierte Inkarnation vorzugehen, ganz abgesehen davon, ob er dazu überhaupt in der Lage gewesen wäre?
»Ich denke darüber nach«, versicherte er. »Es wäre sicher interessant, in Erfahrung zu bringen, wo dieser Perry Rhodan sich befindet. Ich möchte wissen, was ihn dazu bewegt, BARDIOC zu suchen.«
BULLOC kicherte hässlich. »Ich habe Rhodan auf diese Welt gebracht, er war mein Gefangener. Wenn er BARDIOC sucht, dann nur deshalb, weil er sich Hilfe von ihm verspricht.«
»Ich verstehe noch nicht alles«, sagte Callibso. »Es ist besser, wenn du vorerst die Suche allein fortsetzt. Ich muss nachdenken. Wenn wir uns zu einem späteren Zeitpunkt wiedersehen, werde ich dich über meinen Entschluss informieren.«
Drohend klang die Stimme aus der Sphäre: »Wer nicht für mich ist, kann nur mein Gegner sein!«
Callibso lüftete seinen Zylinder und holte wie zufällig eines der dort aufbewahrten Instrumente hervor. Es war ein mit leuchtenden Kugeln gefülltes Röhrchen. Er schüttelte den Gegenstand, bis es aussah, als würden die Kugeln einen Zylinder bilden. Callibso wusste, dass er für BULLOC nun unsichtbar geworden war.
Doch die Inkarnation zeigte sich unbeeindruckt. »Wenn ich dich auch nicht mehr sehen kann, spüre ich dennoch genau, wo du dich aufhältst«, sagte sie.
Callibso schaltete das Gerät wieder ab. »Ich trage eine komplette Ausrüstung bei mir«, erklärte er und strich mit der freien Hand über seinen Körper. »Dies ist der Anzug der Vernichtung.«
»Du hast ihn also zurückbekommen!« BULLOC bewies mit dieser Äußerung zum wiederholten Mal, dass er die Geschichte der sieben Mächtigen in allen Einzelheiten kannte. Er war immerhin das Produkt eines dieser Zeitlosen.
»Ich habe ihn, und er funktioniert«, bestätigte Callibso. Das war eine offene Drohung, und BULLOC schien sie zu verstehen.
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, sagte die Inkarnation wütend.
Die Sphäre glitt davon. Callibso fragte sich für einen Moment, ob er sich einen unversöhnlichen Feind geschaffen hatte. Vorläufig war BULLOC mit der Suche nach dem Urgehirn beschäftigt und würde sich erst wieder um Callibso kümmern, wenn er diese Aufgabe gelöst hatte.
Ganerc-Callibso sah wenig Sinn darin, sich ebenfalls auf die Suche nach der zentralen Stelle zu machen, denn er würde in jedem Fall später dort eintreffen als BULLOC. Er wusste einfach zu wenig von den Gegebenheiten dieser seltsamen Welt, um BULLOC zuvorkommen zu können. Andererseits wurde ihm klar, dass er nicht zusehen durfte, wie BARDIOC von seiner eigenen Inkarnation vernichtet wurde.
Vielleicht war es einfacher, Perry Rhodan zu finden. Von dem Menschen erhoffte Callibso sich wertvolle Informationen.
Während er nachdachte, spürte er einen kühlen Windhauch, der aus dem Nichts zu entstehen schien. Er fuhr herum.
Zu seiner Überraschung sah Callibso ein junges weibliches Wesen vor sich stehen. Die Frau trug ein weites Gewand. Ihre Füße waren nackt und schmutzig. Das schwarze Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Ihre Augen schimmerten in einer Mischung aus stiller Heiterkeit und Melancholie.
Eine Halluzination!, schoss es Callibso durch den Kopf. Trotzdem erinnerte ihn die Gestalt an etwas, das längst vergessen schien.
Er starrte sie an. Sie lächelte ihm zu.
»Woher kommst du?«, entfuhr es ihm. »Was bist du?«
»Keine Sorge.« Sie mochte sehr jung sein, doch sie bediente sich der Sprache der sieben Mächtigen. »Ich bin nicht wirklich hier, sondern nur eine Bewusstseinsprojektion. Kemoauc gibt mir die Kraft, in dieser Form zu erscheinen.«
»Kemoauc?«, echote Callibso ungläubig. »Lebt er noch?«
»Muss jemand leben, um seine Kraft auf andere zu übertragen?«, fragte sie rätselhaft
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