Silberband 100 - BARDIOC
breit. »Eigentlich müssten Sie sich in dieser Halle wohlfühlen, nachdem Sie so lange auf BARDIOC gelebt haben.«
»Ja«, sagte Rhodan. Er beobachtete Bjo Breiskoll, der stumm dastand und das Gehirn anstarrte. Die schräg stehenden Augen des Mutanten schienen zu glühen.
Wie aus der Ferne hörte Rhodan die Stimme des Kosmobiologen: »Dies ist die Regulationsmechanik für die drei Kunstsonnen. Wir vollziehen den Wechsel von Tag und Nacht, wie er auf BARDIOC geschieht. Das bedeutet, dass die Sonnenemissionen nicht unterbrochen werden dürfen …«
Bjo wirbelte plötzlich herum und sah zu ihnen herüber. Sein Gesicht hatte einen entsetzten Ausdruck angenommen. »Achtung!«, rief er schrill.
Rhodan handelte instinktiv. Er riss Dr. Peysel von den Kontrollen zurück, über die der Wissenschaftler sich soeben beugte. Peysel gab einen unartikulierten Laut von sich, ballte beide Hände und wollte Rhodan ins Gesicht schlagen. Doch der Terraner wich blitzschnell aus und versetzte dem Angreifer einen gezielten Hieb an den Hals.
Peysel taumelte zur Seite. Gleichzeitig waren Waringer und Bjo Breiskoll heran und hielten ihn fest.
»Er wollte die Sonnen abschalten«, sagte Waringer fassungslos.
»Viel schlimmer«, erwiderte Rhodan grimmig. »Er wollte die Strahlung so verändern, dass das Gehirn auf der Stelle getötet worden wäre.«
»Aber weshalb?«, fragte Waringer bestürzt.
Rhodan schaute zu dem Gehirn hinüber. »Bardioc hat ihn dazu gebracht. Du hast es geahnt, Bjo, nicht wahr?«
Der Katzer nickte verbissen. Er stand noch unter dem Eindruck der Emotionen, die er von Bardioc empfangen hatte.
Waringer überprüfte die Kontrollen. »Wir können froh sein, dass du derart schnell reagiert hast«, sagte er zu Rhodan. »Kaum ein anderer hätte die Katastrophe verhindern können.«
»Was habe ich getan?«, ächzte Peysel. Es schien, als erwachte er in dem Moment aus einem kurzen Schlaf. »Was ist überhaupt geschehen?«
Waringer gab ihm einen kurzen Bericht.
»Mein Gott!«, stöhnte der Kosmobiologe. »Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Wie konnte ich diesen Anschlag verüben?«
»Sie haben es gegen Ihren Willen getan.«
Peysel rieb sich hinter dem Ohr.
»Ist es schlimm?«, fragte Rhodan. »Mir blieb keine andere Wahl.«
»Schon gut.« Peysel schüttelte benommen den Kopf. »Das würde ja bedeuten, dass Bardioc mich dazu bringen wollte, ihn zu töten.«
»Er ist seines Lebens überdrüssig«, bestätigte Perry Rhodan schwer. »Da er nicht in der Lage ist, Selbstmord zu begehen, sucht er nach einem willigen Werkzeug. Er kam auf die Idee, dass Sie es sein könnten.«
»Bardioc kann das immer wieder versuchen!«, rief der Katzer alarmiert. »Mit jedem von uns.«
»Er weiß nun, dass wir seine Absicht durchschaut haben«, widersprach Rhodan. »Das bedeutet, dass er Zeit braucht, um eine bessere Methode zu finden.«
Einer der SOL-Geborenen, der zur Gruppe der Wissenschaftler gehörte, kam heran. »Ich verlange, dass Joscan Hellmut sofort über diesen Zwischenfall unterrichtet wird.«
Waringer warf Rhodan einen fragenden Blick zu.
»Einverstanden«, sagte Rhodan.
»Sie sehen, wozu Bardioc immer noch in der Lage ist«, fuhr der SOL-Geborene fort. »Am Ende beschließt er, das gesamte Schiff zu vernichten, um seine Selbstmordabsicht zu realisieren.«
»Das kann nicht ausgeschlossen werden«, bestätigte Rhodan finster.
»Was unternehmen wir?«, erkundigte sich Dr. Peysel ratlos.
»Wir müssen mit Bardioc reden. Allerdings wird er sich dagegen sperren, mit einem der Mutanten telepathisch zu kommunizieren. Deshalb muss ich es versuchen.«
»Sie?« Peysels Augen weiteten sich.
»Überlege dir, was du tust!«, rief Waringer.
»Ich habe keine Angst vor Bardioc«, versicherte Rhodan. »Er ist ein bedauernswertes Geschöpf, das Hilfe braucht.«
»Wann willst du es versuchen?«
»Sofort«, sagte Rhodan. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Der Fehlschlag hatte Bardioc völlig aus der Fassung gebracht, und er brauchte einige Zeit, um wieder kontrolliert denken zu können. Er begriff, dass die Anwesenheit eines parapsychisch begabten Wesens den Erfolg verhindert hatte. Die Menschen waren nun gewarnt und würden noch vorsichtiger sein.
Das Gehirn dachte über seine Situation nach. Es war nicht bereit, schon aufzugeben. Schließlich hielt sich an Bord des Raumschiffs auch ein Choolk auf – Bardioc vermutete, dass es der oberste Kriegsherr Puukar war, aber er konnte nicht sicher sein –, dessen
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