Silberband 100 - BARDIOC
der Ebene im Nichts durch – zum letzten Mal.«
»Und danach?«
»Danach?«, echote Kemoauc tonlos. »Danach wird nichts mehr sein.«
Die Entstehung der Superintelligenz BARDIOC Die Bestrafung
An der Stelle, an der Kemoauc und Bardioc materialisierten, war die Ebene nur noch ein Fragment, ein stählernes Bruchstück mit gezackten und zerbröckelten Außenrändern.
Die Ära der sieben Mächtigen war vorbei. Jene, von denen der Ruf ergangen war und von denen man annahm, dass sie jenseits der Materiequellen lebten, hatten ihr Projekt abgeschlossen, oder sie würden nach anderen Wesen suchen, denen sie Aufträge erteilen konnten.
»Sieh dich um!«, forderte Kemoauc seinen Begleiter auf. »Das ist alles, was übrig blieb. Vielleicht treibt weiter draußen noch ein Bruchstück, aber das sieht bestimmt nicht besser aus als alles hier.«
»Die Halle?«, fragte Bardioc matt.
»Sie existiert nicht mehr.«
»Ihr … werdet einen anderen Treffpunkt suchen müssen«, sagte Bardioc behutsam.
»Ja.« Kemoaucs große Augen blickten ins Leere.
Bardioc sah sich um, aber Kemoauc und er waren offensichtlich zuerst gekommen. Vielleicht, hoffte Bardioc, würden die vier anderen nicht erscheinen, dann konnte er die Angelegenheit mit Kemoauc allein austragen.
»Du könntest sagen, dass du mich nicht gefunden hast«, schlug er vor. »Ich werde mich zurückziehen und niemals wieder auftauchen.«
Zum ersten Mal erschienen harte Linien in Kemoaucs Gesicht. »Nein!«, lehnte er ab.
Bardioc drängte nicht weiter, denn er sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Die Zeitlosen würden ihn bestrafen. Das war auch richtig so, denn wie konnten sie sich darauf verlassen, dass er ein Versprechen, in Zukunft wieder in ihrem Sinn zu handeln, einhalten würde?
Ariolc materialisierte und lenkte Bardiocs Gedanken ab. Der eitle Mächtige trug ein neues Gewand, eine Fantasieuniform mit verrückten Verzierungen und abstoßenden Farben. Er tänzelte auf Bardioc zu und hielt die Arme dabei leicht angewinkelt. »Mein lieber Bardioc«, sagte er teilnahmsvoll. »Wie konnte es nur dazu kommen?«
»Sieh dich doch an, dann weißt du es!«, antwortete Bardioc verächtlich.
Ariolc verlor für keine Sekunde seine Fassung. Er umrundete Bardioc, als stünde ein seltenes Tier vor ihm, das es ausführlich zu betrachten galt.
»Wo hast du ihn gefunden?«, wandte er sich an Kemoauc.
»Irgendwo.« Kemoauc machte eine vage Geste. »Spielt das eine Rolle? Ich habe ihn gefunden und hierher gebracht, das ist alles, was zählt.«
»Und was werden wir mit ihm tun? Stürzen wir ihn in eine Materiequelle?«
»Bist du von Sinnen?«, herrschte Kemoauc Ariolc an. »Er wird seine Strafe bekommen, aber nicht auf diese Weise.«
In diesem Augenblick erkannte Bardioc, dass auch Kemoauc nicht mehr der Alte war. Kemoauc hatte immer stillschweigend vorausgesetzt, dass die anderen ihn als Anführer akzeptierten. In dieser Rolle war er mittlerweile unsicher geworden.
Ariolc betrachtete seine ausgestreckten Hände. »Ich kann warten«, sagte er und deutete auf eine Leuchterscheinung über dem Bruchstück. »Ich glaube, da kommt Murcon.«
Es war jedoch der vierschrötige Lorvorc, der erschien. Der Ankömmling blickte von Ariolc zu Bardioc, dann schaute er Kemoauc an. »Wer war es?«, grollte er. »Ariolc oder Bardioc?«
»Was denkst du, wer es war?«, lautete Kemoaucs Gegenfrage.
»Ariolc hat uns verraten«, sagte Lorvorc bedenkenlos.
Kemoauc lächelte stumm.
»Ich war es!«, rief Bardioc.
Lorvorc zuckte mit den Schultern. »Wir sollten die Sache hinter uns bringen. Wer weiß, wann die anderen kommen. Drei Richter sind so gut wie fünf.«
»Wir warten«, widersprach Kemoauc.
Lorvorc stieß eine Verwünschung aus. Er fing an, auf dem Bruchstück auf und ab zu wandern, und machte dabei den Eindruck eines Arbeiters, den jemand bei einer unaufschiebbaren Tätigkeit unterbrochen hatte. Aber das, dachte Bardioc mitleidig, war bestimmt nicht der Fall. Wahrscheinlich würde Lorvorc von ihnen allen die Krise am ehesten überstehen, denn sein Äußeres spiegelte seine Seele wider.
Wenig später erschien Murcon. Bardioc hatte schon befürchtet, der Mächtige würde einen seiner geheimnisvollen Gäste mitbringen, doch damit hatte er Murcon unrecht getan.
»Stellt euch vor, ich werde meine Kosmische Burg verlieren«, sagte Murcon anstelle einer Begrüßung.
»Was …?«, entfuhr es Lorvorc, der gerade vorbeistampfte. »Was redest du für einen Unsinn?«
Murcon breitete die Arme
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