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Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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zurückgelassen hatte. Er konnte sie nicht hören.
    »Ihr Götter von Delphi!«, rief Jandra übermütig. »Habt ihr einen Rat für mich? Man will uns dieses Land andrehen, mit dem wir nichts anfangen können. Was sagt ihr dazu?« Sie stieß einen Stein mit dem Fuß über eine Felskante und blickte ihm nach, wie er durch den rötlichen Staub rollte. »Warum schweigt ihr, Götter von Delphi? Ich wurde nicht auf der Erde geboren, sondern auf Trao. Das ist ziemlich weit weg von hier. Daher weiß ich nichts von euch.«
    Der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Jandra Kays glaubte, ein leises Raunen zu hören. Bestürzt blieb sie stehen, und ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken. Deutlich spürte sie, dass etwas nach ihr griff. Es war fremd und fern, unwirklich und nicht fassbar, und doch war es da. Aus einem Spalt im felsigen Boden kräuselte feiner Rauch. Jandra erwartete, dass der Wind ihn vertreiben würde, aber das war nicht der Fall. Es schien, als sei der Rauch von eigenständigem Leben erfüllt.
    Sie wollte zurücktreten, weil sie sich instinktiv davor fürchtete, mit dem Rauch in Berührung zu kommen. Es gelang ihr nicht. Lähmte etwas ihre Beine?
    Panik kam in ihr auf. Jandra blickte sich Hilfe suchend um, doch Gordon war verschwunden. Sie war allein. Steil stiegen die mit grünem Krüppelholz bewachsenen Hänge zu beiden Seiten auf. Hoch über ihr kreiste ein Adler.
    Jandra Kays glaubte, eine Stimme zu hören. Der Rauch, der aus dem Felsspalt stieg, kräuselte sich um ihre Stirn.
    Die Stimme wurde lauter. Sie schien aus den Felsen zu kommen. Jandra neigte den Kopf, und plötzlich verstand sie die Worte.
    »Wenn der Schrein sich öffnet, beginnt der Fall eines Mächtigen«, raunte es.
    Dann war sie wieder frei, eilte hinaus und über die Felsen bis hin zu den Säulenresten des Tholos. Hier blieb sie stehen und blickte zu den Ruinen des Haupttempels zurück. Sie war grenzenlos verwirrt und fühlte sich in eine unwirkliche Welt versetzt, die nichts mehr mit der Realität zu tun hatte.
    Befand sie sich wirklich in der Region Phokis, die ihrem Vater und ihr als Ausgleich für die auf Trao erlittenen Verluste zugewiesen werden sollte? Wo war Gordon? Er konnte sie doch nicht in dieser Wildnis allein lassen.
    Jandra blickte sich verstört um. Die Landschaft sah friedlich aus, trotzdem fühlte sie sich bedroht. Sie kam von einer Welt, auf der es selbstmörderisch gewesen war, sich allein und unbewaffnet in die Wildnis zu wagen.
    Jandra Kays schüttelte ihre Furcht ab. Sie schalt sich eine Närrin und kehrte, von Neugier getrieben, zu dem Spalt zurück. Immer noch kräuselte feiner Rauch empor.
    Je näher sie kam, desto deutlicher glaubte sie, eine wispernde Stimme zu vernehmen, die sie lockte. Jandra konnte nicht mehr umkehren. Schritt für Schritt ging sie weiter, bis der Rauch ihre Beine umfloss. Sie fühlte die Veränderung.
    Als der Rauch versiegte, war etwas Fremdes in ihr, das sich rücksichtslos ausbreitete und ihr eigenes Bewusstsein hinwegfegte.
    Host Gordon blickte die Frau überrascht an, als er sie zehn Minuten später wieder sah. Er hatte sich in Stück weit zurückgezogen und saß auf einem verwitterten Marmorblock neben dem Gleiter, mit dem sie beide gekommen waren.
    Ihm fiel sofort auf, dass Jandra Kays verändert aussah. Ihr Gesicht erschien ihm härter, ihre Bewegungen wirkten eckiger und weniger weiblich als zuvor, und ihr Auftreten verriet eine Überlegenheit, die sie zuvor nicht gezeigt hatte.
    »Nun?«, fragte er unsicher. »Wie gefallen Ihnen die Tempelanlagen?«
    »Diese kümmerlichen Ruinen kann man kaum als Anlagen bezeichnen«, wies sie ihn zurecht. »Wer ist dafür verantwortlich, dass Delphi so zerfallen ist?«
    »Ich nehme an, die Zeit …«
    »Trottel«, schimpfte sie und stieg in den Gleiter. »Fliegen Sie los!«
    Gordon erbleichte. Erbittert presste er die Lippen aufeinander. Er stieg ein und startete. »Nach Athen?«, fragte er.
    »Unsinn. Nach Kreta!«
    »Das geht nicht«, entgegnete er bedauernd. »Miss Kays, ich bin kein Transportunternehmer, sondern Regierungsbeamter. Ich kann Sie nach Athen mitnehmen, wenn Sie wollen. Dort können Sie sich einen Taxigleiter nehmen.«
    Sie blickte ihn mit blitzenden Augen an. »Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir Widerstand leistet«, erklärte sie zornig. »Außerdem bin ich nicht Miss Kays, sondern Perse. Hoffentlich vergessen Sie das nicht.«
    Gordon suchte nach Worten. Unsicher blickte er sie an. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass

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