Silberband 101 - Eiswind der Zeit
von den Vorfällen in dem Forschungsinstitut nichts, doch er ahnte, dass die Entwicklung um Demeter und ihren Schrein in ein entscheidendes Stadium getreten war. Länger als zwei Tage durfte er auf keinen Fall mehr in Terrania warten – er fürchtete, Boyt Margor könne den Schrein Demeters gewaltsam öffnen.
Hamiller wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als Homer G. Adams kam.
»Ich wollte mich von Ihnen verabschieden«, sagte Adams freundlich. »Ich fliege zur BASIS.«
»Schon?«, fragte Hamiller, der Mühe hatte, seine Freude zu verbergen. Er war von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass Adams das Bewusstsein von Betty Toufry in sich trug. Nun flog Adams also zur BASIS zurück, um die Telepathin in den PEW-Block zurückkehren zu lassen.
Die Ereignisse der letzten Tage hatten Hamiller bewiesen, dass Margor ihn zu schützen verstand. Andernfalls wäre sein Lügengebäude schon zusammengebrochen.
Der Rat schüttelte die Hand des untersetzten Mannes und begegnete fast frei von Furcht dessen forschendem Blick. »Werden Sie in der BASIS bleiben?«, fragte er.
Adams schüttelte den auffallend großen Kopf. »Ich werde nur für einige Stunden oder vielleicht für einen Tag bleiben.«
»Was geschieht mit Harno? Nehmen wir ihn mit, wenn wir mit der BASIS starten?«
Adams' Augen verdunkelten sich. »Harno ist mehr oder weniger bewusstlos, seitdem er die letzten Informationen gegeben hat. Er bleibt in der Obhut einiger Spezialisten. Wenn ich nur wüsste, wo der Zusammenhang mit dem Namen Demeter zu sehen ist.«
»Mir ist das ebenso wenig klar. Immerhin existiert ihr Kult seit mehr als fünftausend Jahren nicht mehr.« Hamiller ging entschlossen zum Angriff über. »Mehr als ein Kult war es ja wohl nie. Oder glauben Sie, dass die griechischen Götter wirklich gelebt haben?«
Adams zuckte nur vage mit den Schultern. Er nickte Hamiller zu und verließ das Büro.
Nachdenklich sah ihm der Terranische Rat nach. Homer G. Adams war ein absolut undurchsichtiger Mann für Hamiller.
Hamiller wartete eine Stunde ab, dann rief er Tifflor an, um ihm mitzuteilen, dass er noch einmal nach Durban fliegen werde. »Ich mache dort einen abschließenden Besuch, bevor ich zur BASIS gehe«, erläuterte er.
Julian Tifflor schöpfte auch diesmal keinen Verdacht.
Als sich Payne Hamiller Stunden später Durban näherte, glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Im Licht der untergehenden Sonne wirkte die Forschungsanlage wie ein schwarz verbrannter Fleck, aus dem spärlicher Rauch emporkräuselte. Kein anderer Gleiter war zu sehen. Über den Trümmern schwebte nur ein Beobachtungsroboter, der hin und wieder ein Sprühgerät einsetzte, um neu auflodernde Flammen sofort zu ersticken.
Hamiller landete zwischen den Ruinen.
Als er ausstieg, war er fest davon überzeugt, dass Boyt Margor den Schrein gewaltsam geöffnet hatte und mit Demeter dabei umgekommen war. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass niemand diese Katastrophe überlebt haben konnte.
Wie erstarrt stand Hamiller zwischen den zerstörten Mauern, von zwiespältigen Gefühlen erfüllt. Er trauerte um Demeter und den damit einhergehenden wissenschaftlichen Verlust. Andererseits fragte er sich, ob Margor wirklich tot war. Wenn dem so war, warum erfüllte ihn keine grenzenlose Freude? Er hätte sich frei und unbelastet fühlen müssen, doch das tat er nicht.
Payne Hamiller ließ sich auf einen der ausgeglühten Stahlträger sinken, griff gedankenlos nach einem Stahlstift und schlug ihn gegen einen Träger, der bogenförmig neben ihm aufragte. Der Stahl gab einen überraschend reinen Ton von sich. Hamiller stutzte. Er schlug den Stift eine Handbreit höher gegen den Träger und erzielte einen deutlich abgestuften, höheren Ton.
Payne Hamiller schlug den Stahl noch etwas höher an, und wiederum erklang ein anderer Ton, als sei er sorgfältig abgestimmt.
»Geht das noch lange so weiter?«, fragte jemand hinter ihm.
Hamiller wirbelte herum. Vor ihm stand ein Polizeioffizier, der ihn herablassend musterte.
»Es ist unglaublich«, sagte der Terranische Rat. »Was hier geschehen ist, ist wissenschaftlich nicht erklärbar. Nach den Gesetzen unserer Physik kann ein Stahlträger sich in einem unkontrollierten Feuer nicht so verformen, dass ein Musikinstrument aus ihm wird.«
Der Offizier grinste überlegen.
»Verstehen Sie denn nicht?«, rief Hamiller enthusiastisch. »Ich muss diesen Träger haben. Bitte sorgen Sie dafür, dass ich einige Roboter bekomme, die ihn
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