Silberband 101 - Eiswind der Zeit
verfügte zusammen mit den anderen Bewusstseinen über ein beachtliches Wissen. Ihm entgingen die Besonderheiten der Anlage keineswegs.
Die Bewusstseine des Alpha-Mathematikers Albun Kmunah und des Ultra-Physikers Pale Donkvent gaben abwechselnd knappe Kommentare zu allem, was Vanne sah. Hin und wieder machte Jost Seidel eine Bemerkung, sobald ihm als Galaktochemiker etwas auffiel. Vanne hätte daher nichts dagegen gehabt, wenn der Archäologe ihn schweigend durch die unterirdischen Anlagen geführt hätte. Doch er ließ den Mann reden und gab sich als aufmerksamer Zuhörer. Währenddessen schaute er sich jedoch ausgiebig um.
Als sie nach unten schwebten, bemerkte Vanne das Loch im Hallenboden. Die Anzeichen waren eindeutig, dass hier erst vor kurzer Zeit etwas ausgebaut worden war. Vanne reimte sich leicht zusammen, dass an dieser Stelle etwas gewesen sein musste, das Hamiller hatte ausbauen und nach Durban transportieren lassen. »Was ist hier gewesen?«, fragte er.
»Das wollte ich Ihnen soeben erklären«, antwortete Zavitz. Sein Armbandfunkgerät fiepte. »Entschuldigen Sie, bitte.«
Der Archäologe hob das Handgelenk ans Ohr und lauschte. Kershyll Vanne ging einige Schritte weiter und betrachtete das Loch im Boden. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Eine mittlerweile wieder verschlossene Öffnung in der Hallendecke ließ erkennen, dass es durchaus nicht einfach gewesen war, das betreffende Objekt zu bergen.
»Bitte entschuldigen Sie mich für einige Minuten«, sagte Zavitz. »Ich werde oben gebraucht. Aber ich bin bald zurück.«
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Vanne, dem es durchaus recht war, dass er vorübergehend allein blieb. Er blickte dem Stellvertreter Matzlews nach, bis dieser aus der Halle verschwunden war.
Er hätte bei uns bleiben müssen, gab Indira Vecculi zu bedenken.
Wenn er noch hier wäre, hättest du auch Einwände dagegen. Sei zufrieden, dass ich in Ruhe nachdenken kann.
Indira schwieg, da sie offenbar keine Lust hatte, sich mit ihm zu streiten.
Kershyll Vanne trat näher an die Grube im Boden heran. Er sah glatte Stahlwände und hier und da einige Anschlüsse. Doch sie schienen nicht von besonderer Bedeutung für das Objekt gewesen zu sein, das sich an dieser Stelle befunden hatte.
Einige Meter entfernt lehnte eine Leiter an einer Statue. Vanne holte sie und stieg in die Grube hinab. Er hatte weitere Öffnungen im Boden entdeckt, die – wie er vermutete – zu Hohlräumen führten. Er hoffte, dort mehr herauszufinden.
Vincent Zavitz war einer von Boyt Margors Paratendern. Als er Kershyll Vanne erkannte, musste er handeln.
Mit einem einfachen Trick sorgte er dafür, dass sein Armband ein Rufsignal abgab. Es überraschte ihn nicht, dass Vanne keine Einwände hatte, als er sich zurückzog. Natürlich war dieser geheimnisvolle Mann, von dem er schon einiges gehört hatte, zufrieden damit, dass er sich für einige Minuten ungestört umsehen konnte.
Vincent Zavitz schwebte wieder in die Höhe und eilte einige Schritte weit in Richtung Oberfläche. Als er die Treppe erreichte, bückte er sich und presste seine Finger an eine bestimmte Stelle. Die Stufe sank nach unten und gab ein Fach frei, in dem ein Stahlbehälter lag. Oben auf dem Behälter befanden sich eine Uhr und ein Knopf.
Der Archäologe stellte die Uhr auf vierzig Sekunden ein, legte den Kasten in die Stufe zurück, schloss die Öffnung, sprang auf und hastete die Treppe hoch.
Hinter der nächsten Gangbiegung warf er sich auf den Boden. Endlos langsam verstrichen die Sekunden. Zavitz glaubte bereits, dass der Zünder versagte, als der Boden plötzlich bebte. Eine Druckwelle raste über ihn hinweg.
Ohrenbetäubendes Poltern und Dröhnen erfüllte den Gang. Es schien, als ob die Anlage der Demeter von einer endlosen Kette schwerster Explosionen erschüttert werde.
Der Offizier führte Payne Hamiller durch das Stadtgefängnis von Durban. Vor einer vergitterten Gemeinschaftszelle blieben sie stehen. Zwei Männer und eine junge Frau waren die einzigen Zelleninsassen.
»Das sind sie«, sagte der Polizist knapp.
»Ich möchte alle drei in einem Verhörraum sprechen«, erklärte Hamiller.
Der Polizei-Offizier begleitete ihn zu einem freundlich eingerichteten Raum. Durch ein großes Fenster fiel der Blick in einen gepflegten Park.
Hamiller setzte sich in einen von fünf Sesseln, die um einen runden Tisch standen. Dieser Raum diente sicherlich nicht für Verhöre. Hamiller war es jedoch nur recht, dass er die
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