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Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sprechen«, stellte er fest.
    Payne Hamiller nickte, aber er war nicht beeindruckt. »Mir hat eben ein Roboter die Lehre erteilt, dass es in Notfällen nicht um das Interesse Einzelner geht, sondern um die Gesamtheit«, sagte er. »Und deswegen meine ich …«
    »Was meinen Sie?«, unterbrach ihn Kanthall schroff.
    » … dass ich den Grund Ihrer Bitterkeit verstehe und dass Sie noch einmal darüber nachdenken sollten, bevor Sie die Menschheit als Ganzes zu Ihrem Gegner erklären!«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich?«
    »Ich spreche von einer verlorenen Wahl, Kanthall. Davon, dass der Kandidat, den viele für den aussichtsreichsten hielten, das Rennen um das Amt des Obersten Terranischen Rates verloren hat. Und das trotz seiner Verdienste um Terra im Laufe der vergangenen Jahre.«
    Jentho Kanthall schaute zu Boden. »Und wenn es so wäre?«, brummte er. »Warum sollten Sie sich darum kümmern?«
    »Sie wissen, warum Sie die Wahl verloren haben?«, antwortete Hamiller mit einer Gegenfrage.
    »Ich weiß es«, sagte Kanthall finster.
    »Sie halten den Grund für ungerechtfertigt?«
    »Das ist richtig.«
    »Die Wähler haben sich im letzten Augenblick daran erinnert, dass Jentho Kanthall in der aphilischen Hierarchie eine wichtige Rolle spielte. Von denen, die zur Wahl gingen, hat kaum einer die Aphilie erlebt. Alle kennen sie nur vom Hörensagen. Aber die Berichte sind derart eindringlich, dass jeder die vierzig Jahre der Aphilie für die entsetzlichste Epoche der Menschheitsgeschichte hält. Diesem Eindruck schreiben Sie zu, dass Sie geschlagen wurden. Sie halten die Entscheidung für ungerecht und fühlen sich für etwas bestraft, für das Sie keine Verantwortung tragen.«
    »Wenn die Wähler Menschen gewesen wären, die unter der aphilischen Herrschaft lebten, hätte ich ihre Entscheidung verstehen können«, stieß Kanthall hervor. »Aber so? Jene, die über mich entschieden, haben den Terror der Reinen Vernunft nie kennengelernt. Sie haben nur davon gehört. Trotzdem glauben sie, mich verurteilen zu müssen.«
    »Verurteilen?«, widersprach Hamiller. »Gehen Sie nicht etwas zu scharf mit sich selbst ins Gericht? Wer hat Sie verurteilt? Die Wahl ist ziemlich knapp ausgegangen.«
    »Ich habe trotzdem verloren!«
    »Deswegen wollen Sie für den Rest Ihres Lebens grollen?«
    Jentho Kanthall machte eine verächtliche Geste. »Und wenn schon? Wen stört mein Groll?«
    »Mich zum Beispiel«, antwortete Hamiller. »Ich habe Ihnen klarzumachen versucht, dass Sie ein wichtiger Mann sind. Sie haben den Widerstand gegen BARDIOC und die Hulkoos organisiert. Hätte die Erde Sie nicht gehabt, wäre sie mittlerweile womöglich für immer BARDIOCs Machtbereich einverleibt und zum ständigen Bestandteil der Galaxie Ganuhr geworden. Sie sind ein Mann, der über bedeutende organisatorische Fähigkeiten verfügt. Und diese Fähigkeiten wollen Sie der Menschheit vorenthalten, nur weil Sie sich durch den Wahlausgang betroffen fühlen?«
    Kanthall sah den jungen Wissenschaftler verwundert an. »Wie kommt es, dass ausgerechnet Sie sich über solche Dinge den Kopf zerbrechen?«
    Hamiller zögerte nur wenige Sekunden. »Ich will Ihnen mit Sätzen antworten, die ich selbst erst gehört habe: Wenn Sie der Menschheit Ihre Hilfe verweigern, dann habe nicht ich darunter zu leiden, sondern die Menschheit. Ich bitte um Ihr Verständnis, nicht um meiner selbst willen, sondern zum Besten der Menschen.«
    »Das sind NATHANs Worte.«
    »Es widerstrebt dem Menschen, von Maschinen zu lernen«, sagte Hamiller. »Aber in dieser Stunde stellt NATHANs Äußerung die weiseste dar, die man sich denken kann.«
    Geraume Zeit später kamen Payne Hamiller und Augustus auf ihrem Weg zum Sektor Germyr an der Stelle vorbei, an der sich die Batterie von Messgeräten befunden hatte. Die Instrumente waren schon wieder entfernt worden.
    Vor dem portalähnlichen Schott blieben der Mann und der Roboter stehen.
    »Wir sind hier, NATHAN!«, sagte Hamiller knapp.
    Er hatte kaum ausgesprochen, da fuhren die Schotthälften auseinander. Eine Fortsetzung des Korridors wurde sichtbar. Beidseits wuchteten kahle Wände aus lunarem Urgestein in die Höhe. Lediglich der Boden war geglättet.
    Schon nach hundert Metern weitete sich der Korridor und mündete in eine von Solarlampen taghell erleuchtete Halle von atemberaubendem Ausmaß. Sie war oval. Ihre Länge betrug sicherlich mehr als einen Kilometer, die Breite etwa die Hälfte davon. Die Decke hatte Kuppelform, ihr Scheitelpunkt

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