Silberband 102 - Aufbruch der Basis
Freunde dafür gesorgt, wenngleich Plondfair bezweifelte, dass der Einfluss des Raumfahrers so weit ging.
Er untersuchte das Fenster. Es besaß einen Schiebemechanismus, der mit einer Sperre versehen war. Diese bestand aus einem fingerdicken Schlüsselbolzen, der durch eine Bohrung quer durch den Schiebemechanismus gesteckt war. Allein mit der Kraft seiner Hände konnte der Lufke den Bolzen nicht aufdrücken. Er untersuchte den Verstellmechanismus seines Bettes und entfernte eine Metallstrebe, die er als Hebel benutzen konnte. Schließlich schob er die Spitze unter den Schlüsselbolzen und drückte die Strebe nach unten. Die Bohrung platzte auf, der Bolzen fiel heraus. Nun konnte Plondfair das Fenster mühelos öffnen. Er blickte nach unten. Vyrskors Zimmer lag etwa drei Meter unter ihm. Die Fassade war völlig glatt, Plondfair konnte nicht einfach hinabklettern. Dieses Problem ließ sich jedoch leicht lösen. Er brauchte nur seine Bettlaken aneinander zu binden und sich daran hinabzulassen. Doch damit hatte er noch nichts gewonnen. Es half ihm nichts, falls er das Fenster von Vyrskors Zimmer von außen nicht öffnen konnte. Wenn Vyrskor so krank war, wie man erzählte, besaß er sicher nicht die Kraft, um Plondfair hereinzulassen. Aber auch wenn er dazu in der Lage sein sollte, war es ungewiss, wie er sich verhalten würde. Warum sollte er einem Unbekannten helfen, der an einem Strick vor seinem Fenster hing? Viel wahrscheinlicher war, dass Vyrskor Alarm auslösen würde, sobald er Plondfair auftauchen sah.
Trotzdem war der Weg durch das Fenster die einzige Möglichkeit, an Vyrskor heranzukommen. Plondfair beschloss, das Wagnis einzugehen. Im schlimmsten Fall würde er festgenommen werden. Da er ohnehin die Absicht hatte, sich früher oder später den Priestern zu stellen, bedeutete sein Vorhaben kein zu großes Risiko.
Er knotete zwei Laken zusammen. Das eine Ende band er am Fensterrahmen fest und prüfte den festen Halt. Dann warf er das andere Ende aus dem Fenster. Falls Vyrskor zufällig nach draußen schaute, musste er den provisorischen Strick baumeln sehen. Hoffentlich hielt sich kein Arzt oder Betreuer im Zimmer des Belten auf. Plondfair wartete einige Zeit, aber alles blieb still. Er schwang sich auf die Fensterbank, ergriff das Laken mit beiden Händen und seilte sich an der Hauswand ab, indem er sich mit den Füßen daran abstieß. Ungehindert erreichte er das unter ihm liegende Fenster. Allerdings wurde er enttäuscht, denn schwere Vorhänge versperrten ihm den Blick in das Zimmer. Plondfair versuchte, das Fenster zu öffnen. Es gab jedoch nicht nach.
Jäh wurde der Vorhang zur Seite geschoben.
Ein Wynger erschien. Er war jung und trug die Kleidung eines Arztes. Plondfair befürchtete, dass seine Pläne damit ein abruptes Ende gefunden hatten, und er winkte dem Mediziner in einem Anflug von Galgenhumor zu. Zu seiner Überraschung lächelte der Mann und öffnete das Fenster. »Sie haben ein paar Minuten Zeit, um mit ihm zu reden«, sagte er leise.
»Wer sind Sie?«, fragte Plondfair verblüfft.
»Mein Name tut nichts zur Sache«, erwiderte der Mann hastig. »Es genügt, wenn Sie wissen, dass ich zu jener Interessengemeinschaft gehöre, die von Painoth und einigen anderen ins Leben gerufen wurde.«
Plondfair schwang sich auf die Fensterbank und sprang von dort in das Behandlungszimmer. Hier herrschte Halbdunkel, aber er konnte eine reglose Gestalt im Krankenbett erkennen. Das musste Vyrskor sein.
»Denken Sie daran, dass Sie nicht viel Zeit haben«, ermahnte ihn der Arzt und verließ das Zimmer.
Wahrscheinlich hielt er sich draußen auf, um Plondfair zu warnen, sobald jemand kam. Der Berufene sah ein, dass er Painoth unterschätzt hatte. Dessen Gruppe schien durchaus in der Lage zu sein, ihre speziellen Ziele effizient zu verfolgen.
Plondfair trat an das Bett. Soweit er sehen konnte, war der Mann vor ihm sehr alt. Sein Gesicht war eingefallen, die bronzefarbene Haut wies helle Flecken auf. Das Silberhaar hing dem Kranken wirr in die Stirn.
»Vyrskor!«, flüsterte Plondfair. Als der Kranke sich nicht regte, fasste er ihn am Arm.
»Was wollen Sie?«, fragte Vyrskor in dem Moment erstaunlich klar und kraftvoll.
»Ich bin ein Berufener. Ich möchte etwas über Välgerspäre erfahren, bevor ich dorthin gehe.«
»Ich bin nicht legitimiert, darüber zu reden.«
»Sie sollten in meinem Fall eine Ausnahme machen. Bedenken Sie, dass ich in absehbarer Zeit auf Välgerspäre sein werde. Niemand kommt
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