Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
richtig interpretieren kannst. Du hast keine Vorstellung von den kosmischen Vorgängen, die unsere Geschichte geprägt haben. Der Feind, das Objekt, die Materiequellen - das alles sind für dich nebulöse Begriffe.«
»Trifft das nicht auf alle Loower zu?«
»Nur auf die Loower von Alkyra-II und die anderen Passiven, die Planetenstützpunkte bewohnen. Wir Raumfahrer wissen von der kosmischen Größe unserer Aufgabe.« Fanzan-Pran machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, schließlich fuhr er fort: »Versuche, dir die endlose Weite des Kosmos vorzustellen, Goran! Rechne die Zeit hinzu, die ein ähnliches Volumen wie das Universum hat. Und nun vergegenwärtige dir, dass unser Volk den unermesslichen Raum seit urdenklichen Zeiten durchstreift. Auf der Suche nach etwas ... auf der Flucht vor etwas ... im Besitz von etwas ... Es gibt in der Unendlichkeit an verschiedenen Orten Materiequellen, aber nur eine davon ist für unser Volk von existenzieller Bedeutung. Schon immer wollten wir diese eine Materiequelle durchdringen. Deshalb brachten wir den Schlüssel an uns, von dem wir glaubten, dass er uns das Auffinden dieser Materiequelle und den Durchgang in jenseitige Bereiche ermöglichen würde. Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch, wir mussten bis in die Gegenwart nach jener Materiequelle suchen.
Und nicht nur das, wir wurden von Mächtigen gejagt, die den Schlüssel in ihren Besitz bringen wollten. Sie strebten unsere Vernichtung an. Da wir mit dem Objekt ohne die eine Materiequelle nichts anfangen konnten und es in unserem Besitz zu gefährlich wurde, versteckten wir es auf einem jungfräulichen Planeten. Dort sollte das Objekt bleiben, bis wir die richtige Materiequelle fanden, zu der dieser Schlüssel passt.
Nun ist es so weit. Wir haben die Materiequelle gefunden. Aber der Schlüssel wird inzwischen von einem aufstrebenden Volk bewacht. Soweit ich informiert bin, müssen diese Terraner geradezu Evolutionsstürmer sein. Gleniß-Gem hat sie unterschätzt. Es war frevelhafter Leichtsinn von deinem Türmer, unsere Existenz durch den Einsatz des Saqueth-Kmh-Helks und zweier unerfahrener Männer aufs Spiel zu setzen. Deshalb sind die Terraner gewarnt, und wir werden unser ganzes Kriegspotenzial einsetzen müssen, um das Objekt zu bekommen.«
Goran-Vran konnte nicht leugnen, dass ihn die Rede beeindruckt hatte. Es stimmte, dass er die Stellung der Loower nicht im richtigen Maßstab gesehen hatte, aber dennoch ... »Was du gesagt hast, war nichts anderes als eine pathetisch verbrämte Anklage gegen den Türmer«, stellte Goran unumwunden fest. »Gleniß-Gem hat nach bestem Wissen entelechisch gehandelt.«
»Es liegt nicht an mir, seine gute Absicht anzuzweifeln«, erwiderte Fanzan-Pran.
Goran-Vran warf einen Blick auf die Kontrollschirme. »Die Monaden rücken näher, ich muss mich um die Verteidigungsmaßnahmen kümmern«, sagte er.
»Gleniß-Gem wird einen anderen für diese Aufgabe finden«, stellte Fanzan-Pran fest. »Ich rekrutiere dich für die Kampfflotte als mein Adjutant.«
»Leider fühle ich mich durch diese Beförderung nicht geehrt.«
»Ich dachte, es könnte eine ehrenvolle Aufgabe für dich sein, Jarkus-Telfts Fehler bei diesem Einsatz wettzumachen.«
Damit hatte Fanzan-Pran den Widerstand des jungen Loowers gebrochen. Das verriet Gorans Schweigen deutlich.
»Was wird aus den anderen?«, fragte Goran-Vran schließlich.
»Die meisten eignen sich für den Dienst auf Raumschiffen. Alle anderen bleiben vorerst auf Alkyra-II und werden später abgeholt.«
»Und die Neunturmanlage?«
»Die meisten Turmanlagen sind unbesetzt«, antwortete Fanzan-Pran ausweichend und wechselte schnell das Thema. »Wusstest du, dass ihr Funkfeuer dem Pulsationsrhythmus der gesuchten Materiequelle angepasst ist? Die Materiequelle fließt in dem Rhythmus, in dem unsere Türme strahlen.«
Diese beiläufig klingende Aussage war für Goran-Vran eine Offenbarung. »Das hört sich fantastisch an«, sagte er.
»Hat dich dein Türmer je darüber aufgeklärt, weshalb die Neun für uns eine symbolträchtige Bedeutung hat?«, fragte der Raumfahrer weiter. »Der Grund dafür ist, dass die Materiequelle neun Auslässe hat.«
»Das wusste ich nicht«, gestand Goran-Vran.
»Bisher konnten wir das nur vermuten. Aber wir werden Gewissheit bekommen, sobald Pankha-Skrin eintrifft.«
»Der Quellmeister, der die Materiequelle gefunden hat, kommt nach Alkyra-II?«, fragte Goran überwältigt.
»Alkyra-II wird er
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