Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
Stadt mehr, die du verteidigen musst.«
»Und was wird aus den Loowern, die auf Alkyra-II zurückbleiben?«
»Wir hatten vor, Notquartiere für sie zu errichten. Aber solange sich die Duade nicht beruhigt, dürfen wir das nicht riskieren. Hergo-Zovran hat deshalb bestimmt, dass der Türmer die Zurückgebliebenen bei sich in der Neunturmanlage aufnimmt.«
»Das ist undenkbar!«, rief Vergit-Ston aus.
»Die Neunturmanlage bietet den besten Schutz.«
»Aber außer dem Türmer und seiner Mannschaft hat dort niemand etwas zu suchen!«
»Gleniß-Gem wird den Schutzsuchenden Asyl gewähren müssen«, beharrte Fanzan-Pran. »Es soll auch nicht für immer sein, denn ich bin überzeugt, dass Hergo-Zovran sich mit der Duade einigen wird.«
Offenbar hatte Fanzan-Pran diese Worte in seinem Ordinärbewusstsein formuliert, damit die Duade telepathisch mithören konnte. Denn sie reagierte sofort darauf.
Es kann nur dann zu einer Einigung kommen, wenn sich die Trümmerleute bedingungslos unterwerfen, erklang ihre lautlose Stimme. Wenn ihr den Frieden wollt, verlange ich eine Garantie für größere Machtentfaltung.
»Wie stellt sich die Königin von Alkyra-II dies in der Praxis vor?«, erkundigte sich Fanzan-Pran laut.
Der Friede kostet euch Trümmerleute nicht viel. Ich verlange nur ein einziges Raumschiff.
»Ich werde diese Forderung an Hergo-Zovran weiterleiten«, sagte Fanzan-Pran. »Ich bin sicher, dass er um des Friedens willen einen Ausweg finden wird.«
»Das kannst du nicht ehrlich meinen.« Goran-Vran reagierte entsetzt darauf, verbannte seine damit verbundenen Gedanken aber auf die entelechische Ebene, damit die Duade sie nicht espern konnte. »Mit einem einzigen Raumschiff könnte das Plasmawesen diese Galaxis erobern, wenn es seine Ableger auf den wichtigsten Planeten deponiert. Unser Türmer hat das in weiser Voraussicht erkannt und eine Expansion der Duade verhindert. Nur darum befinden wir uns im Krieg mit ihr.«
»Inzwischen hat sich einiges geändert«, erwiderte Fanzan-Pran. »Es kann nicht mehr unser Bestreben sein, die Völker dieser Galaxis zu beschützen, denn schon bald könnten wir mit einem davon in einen Konflikt geraten.«
Von allen Schiffen wurde Startbereitschaft gemeldet.
Vergit-Ston musste den Kommandostand räumen und wurde mit den anderen, die nicht in die Mannschaft aufgenommen worden waren, über Transmitter in die Neunturmanlage abgestrahlt. Der Verteidigungsring um die einstige Stadt aus neun mal neun mal neun Raumschiffen wurde abgeschaltet, die Amöben konnten ungehindert vordringen.
»Wenn du nicht willst, dass deine Monaden in der Flammenhölle unserer Triebwerke verglühen, Königin, musst du ihnen den Rückzug befehlen«, sagte Fanzan-Pran, um den Gedanken seines Ordinärbewusstseins den nötigen Nachdruck zu verleihen. »Wir starten jetzt!«
Die Antwort der Duade bestand aus einem Schwall wütender Gedanken. Goran-Vran konnte auf den Monitoren beobachten, wie Unordnung in die bislang geschlossene Formation des Monadenheers kam. Die primitiven Wesen schienen die Kontrolle über sich zu verlieren. Goran wusste, dass sich diese Konfusion in regelmäßigen Abständen wiederholte.
»Die Neunturmanlage sendet wieder«, erklärte er Fanzan-Pran. »Immer wenn der Türmer das Peilsignal abschickt, gebärden sich die Monaden wie rasend, und die Duade verliert die Kontrolle über sie. Wir haben bisher noch nicht herausgefunden, warum diese Riesenamöben auf das sechsdimensionale Funkfeuer ansprechen.«
»Es ist auch nicht wichtig«, sagte Fanzan-Pran unbeeindruckt. »Wir starten.«
Auf sein Kommando hoben alle Raumschiffe gleichzeitig vom Boden der großen Senke ab. Goran-Vran hielt unwillkürlich den Atem an; er stellte sich den Anblick vor, den die Flotte der in den Himmel von Alkyra-II emporsteigenden Kegelgebilde bieten musste.
Die Landschaft unter ihnen schrumpfte rasch zusammen, die Einzelheiten gingen in einer goldgelben Fläche mit rötlichen bis braunen Strukturen unter, Farben verschwammen im atmosphärischen Dunst, die Fläche wölbte sich zu einer Kugel, die kleiner wurde und bald im Sternenmeer unterging. Das alles geschah so schnell, dass Goran nicht einmal die Zeit blieb, in Gedanken von seiner Welt Abschied zu nehmen. Irgendwie war es aber tröstlich für ihn, zu wissen, dass er zwar Alkyra-II verließ, doch weiterhin den vertrauten Boden seiner Geburtsstätte unter den Füßen hatte.
Goran-Vran merkte es gar nicht, dass die Transmiterm-Rotatoren ansprangen und
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