Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
wirkender Abwehrgebärde die Hände. »Tun Sie mir das nicht an, Zaila. Ich konnte mich nur nicht sofort überwinden.« Er hüstelte verlegen. »Jeder Mensch ist das Produkt seiner Umwelt - und ich bin noch unter Sauriern aufgewachsen.«
»Rede keinen Unsinn, Homer!«, sagte Tifflor. »Ich stamme aus dem gleichen dunklen Zeitalter wie du und wäre demnach ebenfalls ein Saurier.«
Er schaute auf sein Armband und wirkte erschrocken. »Ich habe mich eben an meinen Terminplan erinnert. Zaila, wir wollen wissen, wie weit die Recherchen hinsichtlich bislang unbekannter parapsychischer Kräfte auf der Erde gediehen sind.«
Die Computer-Ingenieurin und Leiterin der Biopositronik in Imperium-Alpha nickte und aktivierte das Kommandogerät an ihrem rechten Unterarm. »Zaila, ich stehe zur Verfügung!«, stellte die Stimme einer Positronik fest.
»In Ordnung«, erwiderte die Frau. »Wie ist der Stand der Recherchen über nicht registrierte Personen mit parapsychischer Begabung auf Terra und im Solsystem?«
»Details liegen noch nicht vor. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die wenigsten der heute auf der Erde lebenden Menschen auf diesem Planeten geboren wurden. Somit sind weder Eltern noch sonstige Vorfahren behördlich, krankengeschichtlich oder ähnlich registriert. Sprungartige Veränderungen genetischer Strukturen können demnach nicht identifiziert werden. Selbstverständlich gäbe es die Möglichkeit, alle derzeitigen Bewohner Terras und des Solsystems per Gesetzgebung genetischen oder anderweitigen Tests zu unterziehen, die für eine Feststellung parapsychischer Begabungen geeignet sind.«
»So etwas kommt nicht infrage!«, fuhr Tifflor auf. »Das wäre ein Rückfall in die Schnüffelbürokratie vergangener Zeitalter. Ich bin heilfroh, dass wir mit der Liga Freier Terraner etwas schaffen konnten, was sich durch die absolute Achtung vor der Freiheit und Würde des Menschen auszeichnet. Um keinen Preis werde ich das gefährden.«
»Auch dann nicht, wenn die vermutete parapsychische Macht gerade diese Freiheit und die Menschenwürde aller Terraner zu vernichten droht?«, fragte die Positronik.
»Auch dann nicht!«
Adams nickte, dann schaute er sich bewundernd um. »So werde ich die Zentralpositronik unserer neuen Handelsorganisation konstruieren lassen, Zaila«, sagte er. »Die Art gefällt mir einfach.«
»Haben Sie mich nur deshalb besucht?«
»Nicht nur deshalb«, erwiderte Adams. »Ich wollte Sie einfach kennenlernen, da Sie erst an diese Position aufgerückt sind.«
»Homer begleitet mich unter anderem, weil wir beide vor zehn Minuten bei einer Wirtschaftskonferenz eintreffen müssen«, erklärte Tifflor.
»Vor zehn Minuten?«, fragte Zaila.
»Richtig«, antwortete Tifflor betrübt. »Aber so geht es mir in letzter Zeit oft. Dennoch war es mir eine Freude, Ihre Lichtorgel bewundern zu dürfen, Zaila.«
Die Frau blickte den beiden Aktivatorträgern lächelnd nach. Erst als sich das Schott hinter ihnen schloss, erlosch ihr Lächeln. Sie holte sich eine der großen kugelförmigen Kabinen heran, deren Funktionssysteme eine totale Kontrolle der BIOPOSIA erlaubten. Außer Zaila durften nur ihr Stellvertreter und Julian Tifflor selbst diese Kabine bedienen.
Tobo Hron-Kmela schaltete die Modellprojektion auf Stand, lehnte sich in dem Servosessel zurück und schloss die Augen.
»Du solltest öfter eine Pause einlegen!«, sagte Goliath, der robotische Betreuer des Triebwerkskonstrukteurs. »Möchtest du, dass ich dich massiere?«
»Ich habe nichts dagegen.« Tobo streifte sein geblümtes Hemd ab. Unter der schwarzen Haut des Oberkörpers zeichneten sich kräftige Muskeln ab. Sein Gesichts war hingegen so hell wie Milchkaffee.
Goliath war nicht größer als ein dreistöckiger Turmkochtopf, schwebte auf einem Antigravkissen und verfügte über eine Mehrzweckausrüstung, jedoch kein autonomes Positronengehirn. Er war lediglich mit einfachen Prozessoren ausgestattet, die von der Positronik der Konstruktionsabteilung gesteuert wurden - ebenso wie sein Kommunikationssystem.
Goliath platzierte sich hinter Tobo, fuhr zwei Arme mit gepolsterten Greifern aus und fing an, Nacken und Schultern des Konstrukteurs zu kneten. »Weißt du ... ich staune in letzter Zeit über dich«, sagte er nach einer Weile.
Tobo versteifte sich. »Wie meinst du das?«, fragte er spröde.
»Oh, ich will deine Arbeit nicht kritisieren«, erklärte der kleine Roboter. »Du hast erstaunliche Fortschritte erzielt. Aber früher warst du
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