Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
»Starscho informieren! Sofort! Ich will wissen, was es mit diesem hochnäsigen Widerling auf sich hat.«
»Starscho«, meldete der Funkleitoffizier Augenblicke später.
Kaistell sah das Gesicht eines Kryn gleich viermal nebeneinander, und es war ausgerechnet der Priester, der ihn vor wenigen Minuten so demütigend gerügt hatte. Der Kommandant der 3-AITHOR zwang sich zu straffer Haltung.
»Wir haben ein unidentifiziertes Objekt in der Ortung und haben Funkverbindung aufgenommen. Der fremde Kommandant Danair behauptet, dass es sich um die 1-DÄRON handelt. Angeblich eine suskohnische Expedition, die zum Alles-Rad zurückkehrt. Danair weigert sich, den Einflug ins Torgnisch-System zu unterbrechen oder weitere Identifizierungsangaben zu machen.«
»Besteht noch Funkverbindung mit der 1-DÄRON?«
»Der vorgebliche Suskohne weigert sich, mit einer – hm – subalternen Figur zu verhandeln«, erklärte Kaistell, wobei er sich dessen bewusst wurde, dass er als Kommandant der 3-AITHOR im Vergleich zum Kommandanten der 1-DÄRON tatsächlich relativ unbedeutend war.
»Das ist kaum überraschend«, erwiderte der Priester herablassend. »Dennoch: Wir dürfen nichts durchgehen lassen. Erklären Sie Danair, dass er zu warten hat. Von Starscho startet in diesen Sekunden eine Kampfflotte. Wir werden eindeutig klären, wer diese vermeintlichen Suskohnen sind.«
»Ich habe verstanden«, bestätigte Kaistell. »Die 1-DÄRON soll auf Warteposition gehen.«
Der Priester schaltete ab. Befriedigt befahl Kaistell seinem Funkleitoffizier, erneut Verbindung mit der 1-DÄRON aufzunehmen. Er fühlte sich erheblich sicherer als vorher, und er war entschlossen, sich gegen Danair zu behaupten.
Einige Sekunden verstrichen, dann stabilisierte sich das Bild eines Mannes, der sein Gesicht hinter einer Maske verbarg.
»Geben Sie mir Kommandant Danair!«, verlangte Kaistell.
»Das können Sie nicht erwarten«, erwiderte der Maskenträger in einem geringschätzigen Tonfall, der Kaistell erneut bis aufs Blut reizte. »Was haben Sie mir mitzuteilen?«
»Wer sind Sie?«, fragte Kaistell.
»Kasaidere. Sie sollten mit mir alles besprechen. Wir sind Ihnen schon sehr weit entgegengekommen.«
»Vor Kurzem habe ich mit Kommandant Danair gesprochen.«
»Da wussten wir noch nicht, mit wem wir es zu tun haben.«
Kaistell war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Sehen Sie auf Ihre Ortung!«, empfahl er. »Wenn Ihre Geräte einigermaßen in Ordnung sind, werden Sie feststellen, dass Ihnen eine Flotte entgegenfliegt.«
»Sollte mich das überraschen?«, fragte der Maskierte. Er fühlte sich offenbar keineswegs bedroht.
Kaistell schluckte. »Diese Flotte wird Ihr Schiff in eine Kleinstsonne verwandeln, wenn Sie nicht augenblicklich meinem Befehl nachkommen!«, sagte er mühsam beherrscht.
»Ich verstehe«, entgegnete Kasaidere. »Die Volksstämme der Wynger sind ins Barbarentum zurückgefallen.«
Das war zu viel für Kaistell. Er schaltete ab. Gegen diesen Hochmut war er hilflos.
20.
Dem Kryn Maistral oblag auf Starscho die Leitung der Raumüberwachung. Wie jeder Priester wusste er von den Suskohnen. Es gab genügend Überlieferungen, die er jedoch als Legenden ohne tieferen Wahrheitsgehalt ansah. Daher glaubte er nicht, dass es sich bei den Fremden wirklich um Suskohnen handelte.
Er verließ die Überwachungszentrale und wechselte in ein historisches Forschungszentrum über. Er hielt jedoch Verbindung zu der Überwachungszentrale, und deshalb bereute er schon bald, seinen Platz verlassen zu haben. Es schien, als schreckten die angeblichen Suskohnen nicht vor übelster Ketzerei zurück. Keinem wyngerischen Kommandanten wäre es eingefallen, ohne Absprache mit den Kryn Välgerspäre anzufliegen.
Über Funk gab Maistral den Befehl, alles, was im Torgnisch-System mobil gemacht werden konnte, der 1-DÄRON entgegenzustellen. Von Välgerspäres Monden starteten Raumschiffe und gingen auf Abfangkurs.
»Die 1-DÄRON kann uns nicht entkommen«, meldete sein Stellvertreter aus der Überwachungszentrale. »Sie wird nicht auf Välgerspäre landen, und ausweichen kann sie uns ebenso wenig.«
»Gut«, lobte Maistral. »Warten Sie mit dem Vernichtungsschlag, bis ich im Forschungszentrum fertig bin. Es dauert nicht mehr lange.«
Nacheinander erschienen alle über die Suskohnen gespeicherten Informationen. Es waren nur wenige Datensätze, doch für den Kryn reichten die Informationen schon aus. Er erfuhr, dass die Suskohnen als das Elitevolk der
Weitere Kostenlose Bücher