Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
sie weiter. Ain hatte die Wahl, den Brocken entweder loszulassen oder mit ihm in die Schlucht zu stürzen.
Sie ließ los. Mit einem furchtsamen Schrei wich sie von dem gähnenden Abgrund zurück und sank zu Boden. Der Felsbrocken prallte währenddessen ein paarmal gegen die steil abfallende Wand.
Der Malgone sah das Geschoss kommen und drückte sich so eng wie möglich an die Felsen. Der Stein traf ihn nicht voll, streifte ihn eigentlich nur, aber der Aufprall war heftig genug, um den Dreieckigen von der Platte herabzureißen.
Sein gellender Todesschrei hallte durch die Schlucht. Den Aufprall des Körpers hörte Rhodan nicht mehr, zumal eine losgerissene Gerölllawine mit donnerndem Getöse abging.
Nur allmählich verstummte das Rumoren in der Tiefe.
Rhodan wandte sich verbittert ab. »Wenn das Schicksal einen Malgonen töten will, dann holt es einen Narren, der ihm die Drecksarbeit abnimmt!«, beschimpfte er sich selbst.
Sie kletterten den schmalen Steig hinab, den der Malgone genommen hatte. Einige Dutzend Meter schluchtaufwärts schwang sich Ain über den Rand der Nische und näherte sich halb gehend, halb rutschend der Sohle. Ihr Wurfgeschoss hatte eine Menge Staub aufgewirbelt, und es dauerte geraume Zeit, bis die beiden Männer den Malgonen fanden.
»Er lebt noch«, sagte Lloyd überrascht. »Ich spüre sein Bewusstsein.«
Rhodan beugte sich über den Reglosen. In den Augen des Malgonen lag keine Heimtücke mehr, nur noch Müdigkeit.
»Wir wollten dich nicht töten«, sagte Rhodan-Danair. Etwas, das er als Ausdruck von Verwunderung einschätzte, zeichnete sich in dem grob geschnittenen Gesicht des Malgonen ab.
»Ich hätte … euch getötet …«, stieß das Wesen knarrend hervor.
»Auf Befehl des Außergewöhnlichen Kräftebeharrers.«
»Was weißt du … von ihm?«
»Wenig. Aber ich möchte mehr erfahren. Was will er auf Quostoht?«
»Sein Recht … beanspruchen. Ihm steht es zu, über das Universum … zu herrschen.«
»Gegen den Willen des Alles-Rads?«
»Was geht uns … das Alles-Rad an? Andere … haben die Macht …«
»Andere? Wer?«
»Die euch … geschickt haben. Der Unüberwindliche hat von euch gehört. Unser Angriff … war ein Test. Von unserem Erfolg sollte es … abhängen, ob der Unüberwindliche seine Pläne weiterverfolgt. Wir haben verloren. Der Unüberwindliche wird Quostoht vorerst … in Ruhe lassen.«
»Daran tut er gut«, sagte Rhodan. »Wie heißt du?«
»Man nennt mich Naiwähn. Ich bin … Anführer unter den Malgonen.«
»Naiwähn, du weißt, dass du sterben musst. Es war nicht unsere Absicht, dich zu töten. Aber bevor du von uns gehst, will ich dir etwas sagen.«
»Was …?«
»Das Streben nach Macht und der Hass fördern den Untergang. Eines Tages werde ich vor dem Unüberwindlichen stehen und ihm das ebenfalls sagen. Die unterschiedlichsten Völker müssen lernen, miteinander zu leben, anstatt sich gegenseitig ausrotten zu wollen. Der Unüberwindliche wird das ebenfalls begreifen, oder er wird sterben.«
»Das sind … schöne Worte«, sagte der Malgone mit kaum noch verständlicher Stimme. »Ich wollte …« Er hörte mitten im Satz auf zu sprechen, und seine Augen wurden stumpf. Naiwähn war tot.
Lloyd hatte eine Nachricht über Armbandfunk weitergegeben. Ain war immer noch sichtlich erschüttert, aber sie wollte mit dem Fahrzeug, dessen sich der Malgone bemächtigt hatte, nach Anquar-Süd fliegen. Atlan, der in der Siedlung den Befehl hatte, wurde informiert, dass es zwischen Quostohtern und Freischärlern zum Waffenstillstand gekommen war.
»Eines geht mir die ganze Zeit über durch den Kopf«, sagte Rhodan, als Ain seinen Blicken entschwunden war. »Wenn ich mich richtig entsinne, befinden wir uns in unmittelbarer Nähe des Vektors, den Nimroff in der Festung errechnet hat. Auf Quostoht scheint sich die Lage allmählich zu beruhigen. Wenn Naiwähn die Wahrheit gesagt hat, wird der Unüberwindliche seine Stoßtrupps zurückziehen. Wir haben also ein wenig Zeit. Was hältst du davon?«
Lloyd antwortete zurückhaltender, als Perry erwartet hatte. »Es kann nicht schaden«, erwiderte er nur.
»Aber Nutzen bringt es nicht, glaubst du?«
»Die Sache ist schwierig. Wir müssten Nimroff bei uns haben. Nur er kann den genauen Verlauf des Vektors von Ort zu Ort bestimmen. Wenn wir den Zugang zum LARD finden wollen, kommt es womöglich auf eine Genauigkeit von wenigen Metern an. Wir könnten uns über Funk leiten lassen, aber das wäre
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