Silberband 106 - Laire
aufgebaut hatten.
Es klingt wie eine Grabrede, dachte Rhodan erschüttert. Er fragte sich, ob es um Helma Buhrlo wirklich so schlimm stand.
Als Romeo und Julia zu Yaal auf das Podium stiegen und der Terraner SENECA über die beiden Roboter mitteilte, dass seine Rolle als am höchsten autorisierte Person an Bord beendet sei und die SOL samt der Hyperinpotronik den Solanern uneingeschränkt zur Verfügung stand, wurde es im Hintergrund der Halle plötzlich laut.
Rhodan sah Yaals flehenden Blick. Er führte die Zeremonie zu Ende. Niemand fragte noch danach, wie er es geschafft hatte, SENECA vollkommen unter seiner Kontrolle zu halten, ohne sich der sonst üblichen Übermittlungswege bedienen zu müssen. Dabei war die Lösung so einfach. Rhodans Individualimpulse und die spezifischen Ausstrahlungen des auf ihn abgestimmten Zellaktivators ergaben ein einmaliges und unnachahmliches Muster. Nach einmal erfolgter Programmierung reichte es, wenn der Rechner Rhodan einwandfrei identifizieren konnte. Die Möglichkeit, dass jemals ein Wesen mit gleicher Ausstrahlung in das Hantelraumschiff gelangte, war denkbar klein. Aber Rhodan sorgte trotzdem dafür, dass alles, was er in diesem Zusammenhang unternommen hatte, gelöscht wurde.
Nach kaum einer Minute war die Prozedur vorbei, nun gehörte die SOL den Solanern.
In der Nähe eines Tores drängten sich die Solaner aus den Sitzreihen. Rufe wurden laut. Rhodan hörte den Namen Helma Buhrlo. Gleichzeitig verblasste der holografische Eindruck, man befinde sich in den Weiten des intergalaktischen Raums. Gedämpftes Licht flammte auf. Rhodan sah deutlich, wie auch vor dem Podium die Solaner unruhig wurden. Aber es war keine freudige Aufregung, die alle beherrschte.
»Kommen Sie!«, bat Gavro Yaal.
Rhodan sah den Solaner an. Yaal war sich keineswegs bewusst, dass es unhöflich war, den Terraner nun, da die SOL-Geborenen ihr Ziel erreicht hatten, abzuschieben. Er handelte wie aus einem inneren Zwang heraus. Der Terraner zuckte die Schultern und wandte sich zum Gehen. Aber als er die Halle fast verlassen hatte, blieb er stehen.
»Wird Helma Buhrlo sterben?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
Er hörte, dass Yaal überrascht einatmete.
»Dachten Sie wirklich, ich wüsste nichts davon?«, sagte Rhodan beinahe sanft. »Ihr Solaner habt viel gelernt, und ich zweifle nicht daran, dass Sie und Ihre Leute in den extremsten Situationen nicht den Kopf verlieren und umsichtig handeln werden. Aber aufs Lügen versteht ihr euch nicht.«
»Helma Buhrlo wird wahrscheinlich sterben«, murmelte Yaal nach einer langen Pause.
»Und ihr Kind?«
Der SOL-Geborene drehte sich um. Es schien, als kämpfe er gegen die Tränen an.
»Warum lassen Sie mich nicht zu ihr?«, fragte Rhodan leise. »Haben Sie Angst, ich könnte etwas verderben?«
»Nein«, antwortete Yaal unsicher. »Aber Sie können ebenso wenig helfen.«
»Das scheint sogar den Ärzten unmöglich zu sein. Was also könnte es schaden?«
Jemand trat von hinten an den Kosmobiologen heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er sah erschrocken auf, dann gab er sich einen Ruck.
»Kommen Sie!«, sagte er rau.
»Helma liegt im Sterben«, sagte einer der Ärzte knapp.
Perry Rhodan schob den Mediziner zur Seite. Einige Männer und Frauen, die sich um die Hochschwangere drängten, wollten aufbegehren. Als sie den Terraner erkannten, wichen sie jedoch schweigend zur Seite. Natürlich sagte ihnen der nüchterne Verstand, dass sie von Rhodan keine Hilfe zu erwarten hatten – der Terraner musste ihnen in diesem Augenblick eher wie ein Medizinmann aus vorgeschichtlicher Zeit erscheinen.
Helma Buhrlo schien bewusstlos zu sein. Impulsiv streckte Rhodan die Hände aus. Er wischte den Schweiß vom Gesicht der jungen Frau und nahm ihre Hände in seine. Ausgerechnet da schlug sie die Augen auf. Er hörte, dass die Solaner hinter ihm die Luft anhielten.
»Was …?«, flüsterte Helma, aber ihre Stimme versagte.
»Ich bin ein sehr alter Mann«, sagte Rhodan leise. »Und ich hänge an der SOL, die lange Zeit meine Heimat war. Es tut mir weh, das Schiff verlassen zu müssen. Machen Sie mir ein Geschenk zum Abschied, Helma? Ein großes Geschenk, vielleicht zu groß für einen einzelnen Menschen. Aber alle anderen warten genau wie ich darauf. Helma. Ihr Kind soll leben, nicht wahr? Lassen Sie mich hierbleiben. Jedes Kind ist ein Symbol für das Leben, das immer weitergehen wird. Schicken Sie mich jetzt nicht fort. Es wird mir leichter fallen, Abschied zu
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