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Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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unterlagen. Es war, um es mit Doc Pontaks Worten zu sagen, als seien sie entsprechend konditioniert worden.
    Baya nützte die Wachablösung und schlich in den Wohnsektor der Tempester. Dem Dienstplan entnahm sie, dass Doc Pontaks Visite zwei Stunden zurücklag und die nächste Routineuntersuchung erst in einer Stunde stattfinden sollte. Das bedeutete, dass nicht alle Tempester-Tender unter Drogenwirkung standen und zumindest der eine oder andere ansprechbar war. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie bereits Bekanntschaft mit einem Tempester geschlossen. Er hatte ihr aber nur verraten können, dass sein Name Jako war, bevor Doc Pontak eingetroffen war.
    Diesmal hatte sie einen günstigeren Zeitpunkt gewählt.
    Im Wohnsektor der Tempester gab es verschieden große Unterkünfte. In der Regel wurden sie zu sechst untergebracht. Besonders Aggressive kamen jedoch in Einzelzellen und zusätzlich in Fesselfelder.
    Baya hatte vor Kurzem ein Gespräch zwischen dem Doc und einem seiner Gehilfen belauscht. Der Arzt hatte gesagt, dass die Tempester einem bestimmten Zyklus unterworfen seien. Auf eine Aggressionsphase folgte eine Phase der Regeneration, in der sie Kräfte sammelten. In dieser Phase waren sie friedlich. Dann konnte man sich mit ihnen vernünftig unterhalten, und sie verhielten sich wie normale Menschen.
    Aber irgendwann wurde ihr Aggressionstrieb wieder übermächtig. Wenn diese kritische Phase ihrem Höhepunkt zustrebte, versagten selbst die Temperantia, die der Doc verabreichte. In dieser Phase konnten die Leute nur durch Fesselfelder an ihrem Toben gehindert werden.
    Baya erkannte an den Warnlampen über den Türen, dass sieben Einzelzellen belegt waren. Sie las die Namensschilder und stellte erleichtert fest, dass Jako nicht in eine Einzelzelle gesteckt worden war.
    Sie empfand diese Behandlung als unmenschlich, und die so gebändigten Tempester taten ihr leid. Aber Baya wusste auch, dass sie in Freiheit vermutlich die gesamte Inneneinrichtung der Großklause demoliert hätten.
    Sie erreichte eine Tür und öffnete sie. Mit einem Blick stellte sie fest, dass nur vier der sechs Betten belegt waren. In einem lag Jako. Er war als Einziger bei Bewusstsein.
    Baya schlüpfte in den Schlafsaal und schloss hinter sich die Tür.
    »Guten Tag, Jako«, begrüßte sie den Tempester. »Erinnerst du dich an mich?«
    Er wandte müde den Kopf. Seine Gesichtsmuskeln waren schlaff, die Lider halb über den Augen geschlossen.
    »Ah ja«, sagte Jako ausdruckslos. »Du bist die schreckhafte Halbjährige. Aber an deinen Namen erinnere ich mich nicht mehr.«
    »Ich bin Baya und gar nicht schreckhaft. Ich fürchte mich nicht vor dir.«
    »Bist du nicht davongelaufen?«
    »Nicht vor dir, sondern vor Doc Pontak. Ich habe mich nicht einmal vor Goro gefürchtet, und der war viel wilder als du.«
    »Du kennst Goro?«
    »Er war hier. Ich habe mich mit ihm angefreundet. Aber dann schickte Boyt ihn nach Jota-Tempesto zurück, um deinem Volk seine Botschaft zu verkünden.«
    »Ich weiß – Boyt ist der Totemträger«, sagte Jako. »Der Totemträger verkündet die Gebote der Tanzenden Jungfrau. Ich bin seinem Ruf gefolgt. Aber wo ist die Tanzende Jungfrau? Ich bin hier, um ihr zu dienen.«
    Baya biss sich auf die Lippen. Sie wusste, dass Jako mit dem Totem Margors Amulett meinte, und sie hätte gerne erfahren, welche Bewandtnis es damit hatte. Doch sie musste sehr vorsichtig sein, um nicht seine Aggressionen zu wecken.
    »Goro hat mich auch eine Halbjährige genannt, Jako«, sagte Baya. »Wie alt bist du?«
    »Eineinhalb«, antwortete Jako. »Der Hohepriester sagte, dass wir schnelllebiger als andere Menschen sind.«
    Baya wusste nicht sofort, wen Jako mit ›Hohepriester‹ meinte. Dann fiel ihr ein, dass Margor seinen früheren Cheftender von Klause sieben, Guntram Peres, als Söldnerwerber nach Jota-Tempesto geschickt hatte.
    »Was hat der Hohepriester noch über euch herausgefunden?«
    »Was soll er herausfinden wollen?« Jako wunderte sich. »Als Hoher Priester der Tanzenden Jungfrau ist er allwissend. Er weiß auch, wo sie verblieben ist. Er sagte uns, dass wir an der Seite des Totemträgers für ihre Befreiung kämpfen werden. Aber warum lässt man uns nicht kämpfen? Warum sind wir zur Untätigkeit verurteilt?«
    Baya merkte, dass es in Jakos Augen aufblitzte. Sie wertete dies als Zeichen seines erwachenden Aggressionstriebs. Wieder wechselte sie das Thema, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Weißt du überhaupt, wo ihr hier seid,

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