Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
können.«
»TRUK Van Renekkon, bitte Konferenzsaal drei aufsuchen. Auf dem Programm steht eine Vollversammlung mit Abschlusskommunique.«
Die sanfte, unpersönliche Frauenstimme aus dem Armbandgerät elektrisierte ihn diesmal förmlich. Endlich war es so weit: Die komplette LFT-Regierung mit dem Ersten Terraner an der Spitze versammelte sich an einem Ort, wahrscheinlich, um die Loower-Delegation zu verabschieden. Das wäre die Chance für Boyt Margor gewesen, seine Entführungspläne zu verwirklichen – wahrscheinlich die letzte Gelegenheit für lange.
Nur wusste Margor nichts davon. Ausgerechnet am Höhepunkt der Friedensverhandlungen meldete er sich nicht mehr. Dabei hatte Van Renekkon in seiner Wohnung eine eindeutige Nachricht hinterlassen.
»TRUK Van Renekkon, bitte in Quarantänestation drei …«, ertönte es über die Rundrufanlage.
Der Terranische Rat für Unterricht und Kunst ignorierte diesen Aufruf, der nur für seinen Doppelgänger gedacht war. Er lächelte verzerrt. So raffiniert das Sicherheitssystem war, es hatte einen schwachen Punkt – nämlich ihn. Aber Boyt konnte diesen Vorteil nicht nützen, weil er sich nicht meldete.
Der Terranische Rat ging nicht auf dem schnellsten Wege zum Konferenzsaal, sondern schlug die Richtung zur Quarantänestation ein. Das entsprach durchaus den Sicherheitsbestimmungen. Allerdings ließ er sich dabei besonders viel Zeit.
Der zweite Aufruf über sein Armbandgerät kam. Ihm wurde eine Frist von zehn Minuten gesetzt, sich am Konferenzort einzufinden.
Van Renekkon erreichte die Quarantänestation. Als er sich in einer der Sicherheitskammern auswies, durfte er durch einen Hinterausgang weitergehen. Er erreichte einen der Isoliergänge, die nur von Geheimträgern und höhergestellten Persönlichkeiten benutzt werden konnten, und fuhr auf dem Laufband in Richtung der Konferenzsäle.
Unvermittelt hatte er Kontakt mit Margor.
Boyt Margor war in Imperium-Alpha! Kein Zweifel. Van Renekkon spürte den Mutanten fast körperlich. Boyt war jedoch einige hundert Meter entfernt und für ihn schier unerreichbar, denn er konnte den Isoliergang nicht mehr verlassen, ohne das Misstrauen der Sicherheitsorgane zu wecken.
Der Terranische Rat und Paratender Margors suchte eine der Ruhekammern innerhalb des Isolations-Verbindungsnetzes auf. Er dachte intensiv an Margor …
»Warum die Panik, Van?« Boyt Margor stand auf einmal vor ihm. Wie immer hatte er das Auge bei sich. »Gibt es unerfreuliche Neuigkeiten?«
»In ein paar Minuten versammelt sich alles, was Rang und Namen hat, in Konferenzsaal drei. Tifflor und Adams, Tekener und seine Frau und alle übrigen Terranischen Räte werden mit der kompletten Loower-Delegation anwesend sein.«
»Bist du sicher?«
»Absolut.«
»Wie kommt es dann, dass über das Kommunikationssystem der Erste Terraner aufgerufen wurde, in die Hauptschaltzentrale zu kommen?«
»Alles Täuschung«, versicherte Van Renekkon. »Offiziell befinde ich mich in der Quarantänestation. Aber ich werde dort von einem Robot-Doppelgänger vertreten. Wenn du dir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen willst, Boyt, musst du schnell handeln. Aber vielleicht wäre es doch besser, den Plan fallen zu lassen.«
»Nein!«, sagte Margor entschlossen. »Diesmal werde ich alle mir zur Verfügung stehenden Tempester-Tender einsetzen. Ich nutze meine Chance.«
Van Renekkon hielt den Mutanten am Arm zurück. »Wirst du mich diesmal mitnehmen?«
Margor lächelte. »Ich werde jeden aus Konferenzsaal drei mitnehmen!« Er entmaterialisierte.
Van Renekkon setzte seinen Weg fort, als sei nichts vorgefallen.
Er betrat den Konferenzraum als einer der Letzten. Die Terranischen Räte oder deren Stellvertreter waren vollzählig anwesend. Nur Tifflor, Adams und die Loower fehlten. Sie betraten wenige Minuten nach Van Renekkon den Saal.
Julian Tifflor eröffnete die Sitzung. Er drückte sein Bedauern darüber aus, dass den Delegierten mit den verschärften Sicherheitsmaßnahmen das Leben schwer gemacht wurde. Es gab verhaltenes Gelächter.
Nach seiner kurzen Einleitung übergab der Erste Terraner dem Friedensbotschafter Goran-Vran das Wort.
»Es ist der Wille unseres Türmers Hergo-Zovran, dass zwischen unseren Völkern Friede und Eintracht herrschen und dass der Kontakt für die Zeit nach Beilegung der augenblicklichen Schwierigkeiten erhalten bleibt«, begann der Loower.
Van Renekkon konnte sich nicht darauf konzentrieren. Seine Gedanken glitten zu Margor ab. Er
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